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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Doch auf ihre eigene Art und Weise hatte sie genau die gleichen Dinge über Victor zu akzeptieren gelernt wie Anton.
    Halb im Scherz hatte Anton Ruth gegenüber einmal erwähnt, Cachats Freund und Kollaborateur zu sein habe eine gewisse Ähnlichkeit damit, ein enger Kollege einer sehr klugen, warmblütigen Kobra zu sein. Sofort hatte die Prinzessin den Kopf geschüttelt: »Nein, Kobra stimmt nicht. Kobras sind ziemlich unbedeutend, wenn man es genau betrachtet - ich meine, selbst noch so ein aufgeplustertes Nagetier wie ein Mungo kommt damit zurecht -, und diese Viecher verlassen sich fast ausschließlich auf ihr Gift. Selbst wenn er gerade ›Ming den Gnadenlosen‹ spielt, dass sich die Balken biegen, ist Victor niemals giftig.«
    Noch einmal schüttelte sie den Kopf. »Ein Drache, Anton. Laut den Legenden können die sogar menschliche Gestalt annehmen. Stell dir einfach einen Drachen mit auffälligem Haven-Akzent vor, und der Hort, den er bewacht, besteht aus Leuten und Prinzipien, nicht aus Gold.«
    Dem hatte Anton zustimmen müssen - und nun, da er miterlebte, wie sich Ruth einen relativ herzlichen Wortwechsel mit dem havenitischen Agenten lieferte, den sie vor nicht allzu langer Zeit so abgrundtief verabscheut hatte, sah er erneut, wie recht sie mit ihrer Einschätzung gehabt hatte.
    Schließlich und endlich ist es nicht gerade einfach, einen Groll gegen einen Drachen zu hegen. Zumindest nicht für jemanden wie die Prinzessin, die sich entsetzlich davor fürchtete, albern zu wirken. Genauso gut hätte man auch einen Groll gegen die Gezeiten hegen können.
    »Ich versuche einfach nur in Übung zu bleiben«, erklärte Victor milde, »nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich jemals dem manticoranischen Hof in Landing vorgestellt werden sollte. Möchte doch nicht das königliche Protokoll durcheinanderbringen, auch wenn das alles natürlich nur höchst ärgerlicher Unfug ist. Schließlich würde das meine Agenten-Aalglätte immens unterminieren.«
    »Das Wort ›Aalglätte‹ gibt es nicht«, schoss Ruth zurück. »Das ist wahrscheinlich das dämlichste und am wenigsten aalglatte Wort, das ich jemals gehört habe!«
    Engelsgleich lächelte Victor sie an. »Um wieder zum Thema zurückzukommen, Ruth, ich selbst denke zufälligerweise auch nicht, dass diese Dana-Wedermeyer-Gestalt« - erneut deutete er auf das Memopad - »etwas anderes ist, als er oder sie zu sein scheint. Und das bedeutet, es geht hier um einen Manager von Mesa Pharmaceuticals aus den höchsten Ebenen, der einem Untergebenen Anweisungen erteilt. Genauer gesagt: der die Beschwerden eines Untergebenen ignoriert.«
    »Aber ...« Wieder wanderte Ruths Blick auf das Memopad, und sie runzelte die Stirn. »Victor, Sie haben die Korrespondenz doch selbst gelesen. Die eigenen Außendienstmitarbeiter von Pharmaceuticals haben sich über die mangelnde Effizienz ihrer eignen Methoden beklagt, und diese Wedermeyer-Gestalt hat das einfach in den Wind geschossen. Als hätte sie - oder er, oder was auch immer - sich nie die Analysen der Arbeitsmethoden ihrer eigenen Firma angeschaut.«
    Einen Moment lang wurde ihr Stirnrunzeln noch finsterer, verwandelte sich in etwas sehr Harsches. »Die mörderischen, unmenschlichen Arbeitsmethoden, sollte ich sagen, schließlich lief es ganz gezielt darauf hinaus, dass sich ihre Arbeiter bewusst totgeschuftet haben. Aber im Augenblick ist viel wichtiger, dass selbst ihre eigenen Angestellten darauf hingewiesen haben, es sei deutlich effizienter, auf zunehmende Automatisierung zu setzen und Anbau und Ernte mechanisch erledigen zu lassen.«
    »Ja, ich weiß. Andererseits hat Pharmaceuticals allen Beschwerden zum Trotz weiter Gewinn erwirtschaftet.«
    »Aber nur, weil Manpower ihnen Rabatte für ihre Sklaven eingeräumt hat - und einen beachtlichen noch dazu!«, konterte Ruth. »Das ist doch einer der Punkte, den ihre eigenen Manager angesprochen haben - dass sie sich nicht darauf verlassen könnten, diesen Preisnachlass ewig zu erhalten.« Sie verzog das Gesicht. »Wenn denen der gestrichen worden wäre, wenn sie wirklich den vollen ›Listenpreis‹ für ihre Sklaven hätten zahlen müssen, dann hätte die mangelnde Effizienz, auf die ihre eigenen Mitarbeiter hier auf Torch hingewiesen haben, ihnen aber so richtig in den Hinter gebissen! Genau, da war doch dieser eine ...«
    Einen Moment lang blätterte sie die Dokumente auf ihrem Memopad durch. Schließlich hatte sie gefunden, wonach sie suchte, und wedelte triumphierend

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