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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Solaren Liga zugestanden wird, praktisch eine Einzelsystem-Sternnation.
 
Aus: Chandra Smith und Yoko Watanabe,
Beowulf: Handbuch für Handelsreisende.
(Gozaga & Gozaga, Landing, 1916 P.D.)

 
Februar 1919 P.D.
 
 
Kapitel 8
    Brice Miller verlangsamte die Gondel, als er sich der Andrew-Kurve näherte - einige von Brice' weniger milde gesinnten Verwandten bezeichneten es gerne als ›Artletts Torheit‹. An dieser Kurve der Achterbahn stieg die Fahrbahn gleichzeitig recht steil an, und das führte nur allzu häufig dazu, dass Fahrer glaubten, die Zentrifugalkraft sei gar nicht so wild, wenn die Gondel mit Höchstgeschwindigkeit in besagte Kurve einbog.
    Zur Blütezeit der Vergnügungsparks hatte man die Gondeln so konstruiert, dass sie mit derartigen Geschwindigkeiten zurecht kamen. Doch das war schon Jahrzehnte her. Das Alter, nur unregelmäßige Wartung und der allgemeine Verfall, den der Plasma-Torus vom nahen Mond Hainuwele mit sich brachte, hatten dafür gesorgt, dass zahlreiche Fahrgeschäfte des gewaltigen Vergnügungsparks in seiner Kreisbahn um den riesigen, beringten Planeten Ameta nicht mehr als ›sicher genug für den Publikumsverkehr‹ galten. Und das beschleunigte natürlich die Abwärtsspirale, die eine unmittelbare Folge der Torheit Michael Parmleys war, des Begründers dieses Parks. Er hatte dieses unnütze Projekt ersonnen und sowohl sein ganzes Vermögen als auch das seiner weitläufigen Familie in dieses Unternehmen gesteckt.
    Er war Brice' Urgroßvater gewesen. Zum Zeitpunkt von Brice' Geburt war der Gründer des Parks bereits fast vierzig Jahre tot. Den Vorsitz über den kleinen Clan, dem er den jetzt baufälligen und eigentlich längst veralteten Vergnügungspark hinterlassen hatte, hatte seine Witwe, Elfriede Margarete Butry, übernommen. Und es war wirklich nur ein ›Vorsitz‹: Man konnte kaum behaupten, sie ›herrsche‹ über diesen streitsüchtigen Haufen, der aus der Vielzahl ihrer Nachkommen und Verwandten bestand.
    Elfriede war Brice' Lieblingsverwandte, abgesehen von seinen beiden Cousins James Lewis und Edmund Hartman, die noch am ehesten in seinem Alter waren. Und natürlich abgesehen von seinem Allerallerlieblingsverwandten, eben jenem Onkel Andrew Artlett, nach dem diese Kurve - oder die ›Torheit‹, eigentlich stimmte ja beides - benannt war.
    Brice liebte diese Kurve, die sein Onkel ersonnen hatte, auch wenn er sie seit dem Unfall nur noch mit äußerster Vorsicht nahm. Er war bei seinem Onkel gewesen, als dieser unfreiwillig zu ihrem Namensgeber geworden war. Mit wahrhaft leichtsinniger Geschwindigkeit hatten sie diesen Teil der riesigen Achterbahn angesteuert, beide hatten sie vor Freude gejauchzt, und dann hatte Andrew es geschafft, die Gondel aus den Schienen springen zu lassen. Natürlich hatte er sie nicht aus der Magnethalterung herausgerissen - dafür hätte es vermutlich eines Werftschleppers oder eines kleinen Kriegsschiffes bedurft -, aber doch aus den eigentlichen Magnetgreifern. Im Laufe der Jahre musste das Metall einfach ermüdet sein.
    Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, die Greifer waren so sauber auseinandergebrochen, wie man es sich nur vorstellen konnte. Und da waren sie nun, ein Zweiundvierzigjähriger, der sich wie ein Zwölfjähriger gebärdete, und sein acht Jahre alter (und rapide alternder) Neffe, in einer Gondel, deren Durchmesser kaum zehn Meter in jeder Richtung entsprach, und trudelten durch das Weltall. Die sprichwörtliche ›Leere des Weltalls‹, nur dass es in diesem Teil des Universums reichlich ionisierte Partikel gab - sie kamen von Hainuwele und wurden zusammen mit den Gasen vom Yamato-Nebel in die Magnetosphäre von Ameta geweht. Diese Gondel hatte keinerlei Antriebsmöglichkeit, von den Maglev-Schienen einmal abgesehen, und nur die kümmerlichen Lebenserhaltungssysteme, die man in der Gondel eines Vergnügungsparks-Fahrgeschäftes auch erwarten würde. Sie war mitnichten darauf ausgelegt, mehr als wenige Minuten am Stück besetzt zu sein.
    Trotzdem gelang es ihnen, mit der Luft und der Energie lange genug zu haushalten, um letztendlich von der Grande Dame des Clans gerettet zu werden. Sie folgte ihnen mit der aus irgendwelchen Gründen immer noch funktionstüchtigen Jacht - eine weitere der zahlreichen Torheiten, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte. Glücklicherweise war Friede Butry in ihrer Jugend eine angesehene Pilotin gewesen, und die alte Lady kannte immer noch alle Tricks, die man brauchte, um ein Schiff nur nach

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