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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wurden - und dazu gehörte auch, dass Onkel Andrews nur behelfsmäßig zusammengestümperte Steuerung durch etwas ersetzt wurde, das man fast schon ›professionell‹ nennen konnte. Und Ganny El hatte auch keinerlei Spielregeln hinsichtlich des Gebrauchs dieser Gondeln aufgestellt, abgesehen natürlich von der offensichtlichen Regel, niemand dürfe die Achterbahn nutzen, solange sich nicht wenigstens eine weitere Person in der Schaltzentrale befand - und es war niemals mehr als eine Gondel gleichzeitig auf der Bahn gestattet. Sie war sogar so weit gegangen, dafür zu sorgen, dass zumindest diese letzte Regel nicht gebrochen werden konnte, indem sie das System so umgestaltete, dass die Energieversorgung automatisch deaktiviert wurde, sobald mehr als eine Gondel in Betrieb genommen wurde. Nur der Geheimnisvolle Herr des Universums wusste, wie ungestüme Teenager es schafften, auf Achterbahnen Wettrennen zu veranstalten, doch Ganny El wusste ganz genau, dass die Jungspunde ihres Clans es zweifellos versuchen würden - falls sie das zuließe.
    Wahrscheinlich war ihr auch klar, dass ihr Urgroßneffe Brice Miller es - mit der Hilfe seines Onkels - geschafft hatte, die Steuerschaltungen soweit zu umgehen, dass der Jungspund jederzeit auf die Schienen gehen konnte, ganz egal ob der vorgeschriebene Beobachter in der Schaltzentrale nun anwesend war oder nicht. Doch wenn dem so war, dann zog sie es offenkundig vor, das stillschweigend zu ignorieren. Friede Butry, die in Theorie und Praxis eine weise alte Dame war, hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass Regeln dazu da waren, gebrochen zu werden, also hatte die schlaue Matriarchin stets dafür gesorgt, einige Regeln eigens zu eben diesem Zweck aufzustellen. Sollten die Kinder (und die Erwachsenen, die es vorzogen, sich wie Kinder zu gebärden) doch diese Regeln brechen! Dann stand zu hoffen, dass wenigstens die wirklich wichtigen Regeln eingehalten wurden.
    Abgesehen davon, auch wenn sie ihm das niemals gesagt hatte und Brice auch sehr erstaunt gewesen wäre es zu erfahren, war Brice in Wahrheit der Neffe, den Ganny El von all ihren Nachkommen am zweitliebsten hatte.
    Ihr absoluter Liebling war Andrew Artlett.
    Vielleicht zwanzig Minuten verbrachte Brice damit, einfach nur den spektakulären Ausblick zu genießen, den sein Zwischenstopp auf dem höchsten Punkt der Kurve ihm gestattete. In der Ferne bildete der Yamato-Nebel den Hintergrund. In Wahrheit war er ein Dutzend Lichtjahre weit entfernt, aber es wirkte, als sei er viel näher. Doch der weitaus größte Teil von Brice' Aufmerksamkeit galt dem Riesenplaneten, den diese Station umkreiste. Die kühlen Farben von Ameta, Grün und Blau, straften die Wildheit der Wirbel in der dichten Atmosphäre Lügen. Brice hatte Ameta schon oft und lange genug beobachtet, um genau zu wissen, dass die Wolkenbänder und die hin und wieder auftretenden freien Flächen dazwischen sich ständig änderten. Aus irgendeinem Grund empfand er diese kontinuierliche Transformation als zutiefst beruhigend. Ameta zu betrachten vermochte zumindest eine gewisse Zeit lang fast jegliche Angst zu vertreiben, die einen Vierzehnjährigen so fest in ihren Bann schlagen konnte.
    Natürlich vertrieb auch dieser Anblick nicht alles. Seine beiden Versuche, die Herrlichkeit von Planet und Ring in Reim und Versmaß zu übertragen, waren ...
    Na ja. Jämmerlich. Katastrophal. Wirklich miserabel. Diese Gedichte waren so schlecht, dass Brice es für durchaus möglich hielt, der alte Homer auf der fernen Alterde habe zumindest einmal kurz entsetzt aufgeschrien.
    Ungefähr zwanzig Minuten, nachdem er die Kurve erreicht hatte, verschwand jegliche Freude, die Brice bis gerade eben noch empfunden hatte. Endlich hatte er das Schiff gesehen, das sich dem Andockbereich des Vergnügungsparks näherte.
    Schon wieder war ein Sklavenhändler eingetroffen.
    Brice sollte nach Hause gehen. Alle waren immer ein wenig angespannt, wenn Sklavenhändlerschiffe auftauchten, um die Anlagen des Parks zu nutzen. Sie hatten kein Recht dazu, aber nach hier draußen, mitten im Nirgendwo, kam einfach niemand, der das geltende Recht auch durchsetzte. Zumindest nicht rasch genug, um noch irgendeinen Unterschied zu machen. Brice' Urgroßvater hatte zwar damit gerechnet, auf Hainuwele werde es schon bald einen regelrechten Bergbau-Boom geben, doch das war nie geschehen, obwohl es mehrere Anläufe gegeben hatte. Der Gas-Abbau in der Atmosphäre von Ameta erforderte deutlich weniger Arbeitskräfte,

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