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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gefühl und Wellenschlag zu steuern. Nur so hatte sie diese Rettungsaktion schaffen können, bevor die Schilde der Gondel unter der harschen, tödlichen Strahlung in der Atmosphäre von Ameta zusammenbrachen - man durfte nicht vergessen, dass die Instrumente der Jacht in ziemlich genau dem gleichen jämmerlichen Zustand waren wie praktisch alles andere auch, was an irdischen Besitztümern der Clan sein Eigen nennen durfte.
    Weniger erfreulich war, dass Friede Butry eine äußerst spitze Zunge besaß und schon dumme Menschen überhaupt nicht ertragen konnte, von echten Spinnern ganz abgesehen. Wie es sich so traf, gehörten die Com-Systeme sowohl an Bord der Jacht als auch an Bord der jetzt unkontrolliert durch das All treibenden Gondel zu den wenigen Gerätschaften, die immer noch fast fehlerlos funktionierten. Und bedauerlicherweise konnten die Insassen der Gondel das dortige Com-System auch nicht abschalten. Schließlich war es dazu gedacht, irgendwelchen idiotischen Touristen notfalls Anweisungen erteilen zu können. Und so hatte es während der ganzen Rettungsaktion, vom Anfang bis zum Ende, keine vier Sekunden kontinuierlichen Schweigens gegeben. Was aus den Lautsprechern der Gondel kam, war in die ohnehin schon ausschweifenden Legenden des Clans eingegangen als ›Gannys zweitbeste Standpauke‹.
    (Die ›beste Standpauke‹ hatte sie seinerzeit ihrem soeben verstorbenen Ehemann gehalten - als sie erfahren hatte, dass er einem Herzanfall erlegen war, nachdem er versucht hatte, sein gesamtes verlorenes Vermögen beim Glücksspiel zurückzugewinnen. Und der Herzanfall hatte ihn just an dem Punkt ereilt, an dem er siegreich gewesen war - aber leider bevor sein Gegner das Geld auch herausgerückt hatte. Wenn man sämtliche Schimpfworte vernachlässigte, lief es auf folgende Aussage hinaus: Vierzig Jahre lang habe ich deinetwegen ständig auf dem Vulkan tanzen dürfen! Und da konntest du nicht noch vier Sekunden länger durchhalten?!«)
    Brice konnte von Glück sagen, dass sein Alter ihn vor den schlimmsten Auswüchsen ihrer wilden Tirade bewahrte. Doch selbst noch im Halbschatten seines Onkels Andrew, der Ganny Els Giftigkeit ungedämpft abbekam, hatte das Ereignis ihn für das Leben gezeichnet.
    Zumindest war er dieser Ansicht. Der Zwischenfall lag mittlerweile einige Jahre zurück, Brice war jetzt vierzehn Jahre alt. Mit anderen Worten: in dem Alter, in dem jeder schlaue, vernünftige Bursche begreift, dass ihm ein schweres Los beschieden ist. Vielleicht ist er verdammt vom Schicksal, vielleicht einfach vom Pech verfolgt, doch ganz gewiss ist es auch seiner außergewöhnlichen Sensibilität zu verdanken, dass er zum qualvollen Leben eines Außenseiters verurteilt ist. Verurteilt zu peinlichem Schweigen und unbeholfener Sprache, verdammt zur Finsternis des Unverstanden-Seins, verurteilt zu einem Leben in Einsamkeit.
    Und des Zölibats natürlich, wie er sich selbst noch vor drei Tagen gesagt hatte - bis sein Onkel Andrew die Melancholie des Teenagers auch noch mit Elend überhäufte, indem er ihm den feinen Unterschied zwischen ›Zölibat‹ und ›Keuschheit‹ erläuterte.
    »Ach, hör schon auf, Brice, Du bist doch bloß mies drauf, weil ...«
    Er reckte einen fleischigen Daumen in die Luft. »Cousine Jennifer dich nicht gegrüßt hat, und das aus Gründen, die nur Jungen begreifen können, die sich dank ihrer Hormone in geistlose, leere Hüllen verwandelt haben - ja, damals, seinerzeit, da habe ich diese Gründe auch verstanden, aber es ist wirklich sehr lange her, dass ich ein schwachsinniger Teenager war. Deine ›Zuneigung‹ - und ich denke, das ist eine sehr höfliche Umschreibung dafür, was dich tatsächlich umtreibt -, gilt natürlich dem Mädchen aus deiner näheren Umgebung, das wahrscheinlich das hübscheste ist, zweifellos aber das egozentrischste.«
    »Das ist nicht ...«
    »Zweitens.« Der Zeigefinger gesellte sich zum Daumen. »Daher redest du dir selbst ein, dass du zu einem Leben in Einsamkeit verdammt bist. Wenn du nicht Jennifer Foley haben kannst, dann willst du eben gar keine. Nicht, dass du es dir überhaupt leisten könntest, in Tagträumen über brauchbare Bräute zu versinken, nachdem Andy der Wirbelwind dich mit deiner alles andere als berauschenden Leistung in Trigonometrie aufzieht.«
    Brice zog einen Flunsch. Sein älterer Cousin Andrew Taub war eindeutig derjenige aus seiner engeren Verwandtschaft, den er mit Abstand am wenigsten ausstehen konnte - im Moment, zumindest. Es war

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