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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vergessen?«
    Garner und Arai warfen ihm Blicke zu, die man mit sehr viel Wohlwollen als ›skeptisch‹ hätte beschreiben können. Vielleicht war das nicht allzu überraschend angesichts von Takanos blauen Augen, seiner sehr dunklen Haut und seinen Gesichtszügen, die eher südasiatisch aussahen als irgendetwas anderes - und das völlige Fehlen einer Nasenlidfalte.
    »Ich rede von meinen spirituellen Ursprüngen«, erläuterte Takano. »Mein Leben lang bin ich schon ein frommer Anhänger der beowulfianischen Abart des uralten Shinto.«
    Die Blicke seiner Kameraden blieben skeptisch.
    »Ist nur eine kleine Gemeinde«, gestand er ein.
    »Zahl der Gemeindemitglieder: eins?« Das kam von Marti Garner.
    »Na ja ... ja. Aber worauf ich hinauswill, ist: Ich habe keine Ahnung, was irgendeine durchgeknallte Gottheit aus der Levante vielleicht gesagt oder getan haben mag.« Er erhob sich aus seiner gefläzten Haltung, um den Bildschirm etwas genauer begutachten zu können. »Ich meine ... seht euch dieses verdammte Ding doch 'mal an! Was hat das für einen Durchmesser? Sechs Kilometer? Sieben?«
    Die vierte Person auf der Brücke des Schiffes meldete sich zu Wort. »›Durchmesser‹ ist ein bedeutungsloser Ausdruck. Diese Konstruktion da hat doch nicht im Entferntesten Ähnlichkeit mit einer Kugel. Oder mit irgendeiner anderen halbwegs vernünftigen geometrischen Anordnung.«
    Ebenso wie Hugh Arai stand auch Stephanie Hense auf den Beinen und lag nicht entspannt in einem der Sessel. Mit anklagendem Zeigefinger deutete sie auf das Objekt, das sie alle auf dem Bildschirm studierten. »Diese verrückte Konstruktion da hat doch höchstens Ähnlichkeiten mit einer Halluzination.«
    »Das ist nicht ganz richtig«, wandte Takano ein. »Als Parmley diese Station vor mehr als einem halben Jahrhundert gebaut hat, hat er sich an uralten Konstruktionsplänen orientiert. An Orten auf Terra vor der Diaspora. Die hießen ›Disneyland‹ und ›Coney Island‹. Heutzutage ist davon natürlich nichts mehr übrig außer irgendwelchen Spuren von vielleicht archäologischem Interesse, aber es existieren immer noch einige Bildaufzeichnungen. Ich habe mich ein wenig damit befasst.«
    Die Station füllte jetzt fast den gesamten Bildschirm aus. Der Nachrichtenspezialist der Einheit stand auf und deutete auf diverse Abschnitte der Konstruktion.
    »Das Ding hier, das so komische Schleifen und Windungen aufweist, nennt man eine ›Achterbahn‹. Natürlich wurde es wie jeder Teil der Station, der nicht künstlich unter Druck gesetzt wurde, an Vakuumbedingungen angepasst. Und wenn ich die wenigen Berichte, die ich über diese Station gefunden habe, richtig interpretiere, haben sie auch einige Fahrgeschäfte, die auf Mikroschwerkraft ausgelegt sind.«
    Er deutete auf den einzigen Teil der gewaltigen Struktur, der eine einfache geometrische Form aufwies. »Das hier nennt man ein ›Riesenrad‹. Zugegebenermaßen kommt es mir jetzt nicht sonderlich ›riesig‹ vor.«
    »Aber ... was macht dieses Ding denn?«, fragte Henson und legte die Stirn in Falten. »Ist das eine Art Antriebsmechanismus?«
    »Eigentlich macht es gar nichts. Die Leute steigen in diese Gondeln, die man da sieht. Darin herrscht Atmosphärendruck. Und dann setzt sich das Rad in Bewegung - also der Teil des Namens ergibt auf jeden Fall immer noch Sinn. Es dreht sich da durch das All. Ich denke, Ziel des Ganzen ist, dass die Leute ihre Umgebung bestmöglich sehen können. Und Sie werden zugeben müssen, dass der Anblick hier ziemlich spektakulär ist: Die befinden sich im Orbit von Ameta, und der Yamato-Nebel ist beachtlich nah.«
    »Und was ist das da?«, fragte Garner und deutete auf einen weiteren Teil der Station, der sie sich immer weiter näherten.
    Takano verzog das Gesicht. »Das ist eine grotesk vergrößerte und extravagante, absurde und ungeheuerliche - tatsächlich gehen mir auch noch die Begriffe ›unsinnig‹ und ›lächerlich‹ durch den Kopf - Version einer Konstruktion, die es auch in dem historischen Disneyland gegeben hat. Es handelte sich dabei um die sehr fantasiereiche, künstlerische Umsetzung einer primitiven, befestigten Ansiedlung, die man als ›Schloss‹ bezeichnet hat. Damals wurde es ›Fantasyland‹ genannt.« Er deutete auf eine Art Turm, der hoch über die durchschnittliche Oberfläche der Station hinausragte. »Sehen Sie das Zickzack-Muster an der Oberkante? So etwas nannte man früher ›Zinnen‹. Die sollten den Verteidigern dieses Gebäudes

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