Jeremy X
eine gewisse Deckung bieten und trotzdem freies Schussfeld gestatten.«
Das Com piepste, um zu verkünden, eine Nachricht treffe ein. Auch Arai zog eine Grimasse und richtete sich in seinem Sessel auf.
»Wenn man vom sprichwörtlichen Teufel spricht«, sagte er. »Moment. Warte noch ... sagen wir, sieben Sekunden, Marti, und dann nimmst du das Gespräch an.«
»Warum gerade sieben?«, beklagte sie sich. »Warum nicht fünf oder zehn?«
Arai schnalzte mit der Zunge. »Fünf ist zu wenig, zehn zu viel - für eine schlampige Crew, die mit etwas durchaus Riskantem beschäftigt ist.«
»Diese Erklärung hat ungefähr sieben Sekunden gedauert«, merkte Takano bewundernd an.
Doch Garner sprach bereits. Sie machte sich allerdings nicht die Mühe, ihn mit irgendwelchen Handbewegungen zum Schweigen bringen zu wollen. Trotz des angeschlagenen, veralteten Erscheinungsbildes waren auch die gesamten Gerätschaften an Bord der Ouroboros, ebenso wie der Rest des Schiffes, das Produkt neuester beowulfianischer Technik, verborgen unter einem äußerst unscheinbaren Äußeren. Niemand am anderen Ende der Com-Verbindung würde irgendetwas anderes sehen oder hören als nur Marti Garners Gesicht und die zugehörige Stimme.
Ihre Antwort auf das Signal hätte, man braucht es kaum eigens zu erwähnen, natürlich jede echte militärische Einheit zutiefst entsetzt.
»Jou. Ouroboros hier.«
Das Gesicht eines Mannes erschien auf dem Com-Bildschirm. »Identifizieren Sie sich und ...«
»Ach, lassen Sie den Scheiß doch. Überprüfen Sie Ihre Aufzeichnungen. Sie wissen doch ganz genau, wer wir sind.«
Der Mann am anderen Ende murmelte irgendetwas Unverständliches - vermutlich einen Fluch. Dann sagte er: »Warten Sie. Wir melden uns bei Ihnen.«
Der Bildschirm wurde schwarz. Vermutlich beratschlagte der Mann sich jetzt mit demjenigen, der dort unten das Sagen hatte - wer auch immer das sein mochte. Tatsächlich gab es auf Parmley Station keinerlei Aufzeichnungen über die Ouroboros, und das aus dem einfachen und guten Grund, dass das Schiff bislang noch nie hier gewesen war. Doch Arais Team hatte abgeschätzt, dass die erratische und instabile Art und Weise, in der die Sklavenhändler diese Station nutzten, eine ständige ordnungsgemäße Bemannung - soweit man diesen Ausdruck überhaupt verwenden durfte - erforderlich machte. Und das bedeutete, dass das Fehlen jeglicher Aufzeichnungen die derzeitigen ›Wachhabenden‹ zu dem Schluss bringen würde, das lediglich als Nebenprodukt der Schlampigkeit ihrer Vorgänger anzusehen.
Parmley Station war ein praktischer Umschlagplatz für unabhängig tätige Sklavenhändler, keiner der üblichen Häfen, die Manpower selbst regelmäßig warten ließ. Diese Corporation, so mächtig und wohlhabend sie auch sein mochte, war immer noch ein Wirtschaftsunternehmen, keine Sternnation. Manpower verwaltete das Kerngeschäft seiner Operationen direkt, aber die einzelnen Aktivitäten waren viel zu weit verstreut - nicht nur über die gewaltige Ausdehnung des Randes selbst, sondern sogar noch über große Teile der Schale -, als dass sie persönlich alles hätten überwachen können. Also vergaben sie nicht nur paramilitärische Operationen häufig an Söldner, sondern auch die Randbereiche des Sklavenhandels an unabhängige Auftragnehmer.
Einige der größeren unabhängigen Sklavenhändler unterhielten hier und dort eigene Umschlagplätze. Doch die meisten verließen sich auf das ständigen Veränderungen unterworfene, formlose Netzwerk von Häfen und Lagerhallen.
Diese waren nicht allzu schwer zu finden. Zumindest, was den Rand betraf. Die Berichte über die Expansion der Menschheit in die Galaxis, die sich in den Geschichtsbüchern fanden, ließen das Phänomen deutlich geordneter und organisierter erscheinen, als es tatsächlich gewesen war. Für jede förmlich verzeichnete Kolonisierungsexpedition und jede entsprechende Siedlung - so wie die sehr gut dokumentierten und weidlich studierten Unternehmungen, die letztendlich zum Sternenkönigreich von Manticore geführt hatten - gab es mindestens ein Dutzend kleinerer Expeditionen, über die bestenfalls lückenhafte Aufzeichnungen existierten. Selbst im Zeitalter moderner elektronischer Kommunikation und entsprechender Datenspeicherung galt doch immer noch, dass ein Großteil der Menschheitsgeschichte lediglich mündlich überliefert wurde - und wie stets ging dieses Wissen rasch verloren, meist innerhalb von zwei oder drei Generationen. Das galt auch
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