Jeremy X
Vorschriften nicht irgendetwas, das exzessive Kopulation von Teammitgliedern untersagt?«
»Nein«, widersprach Garner. »Gibt es nicht.«
Und sie hatte recht, wie Stephanie auch genau wusste, schließlich hatte sie in ihrer Beziehung zu Haruka auch längst die platonische Phase hinter sich gelassen. Die Gebräuche und Traditionen beim beowulfianischen Militär, insbesondere bei den Elite-Kommandotruppen, hätten jeden Offizier einer anderen Streitmacht erbleichen lassen. Und tatsächlich konnten wahrscheinlich auch nur Menschen, die mit den ungewöhnlich liberalen Moralvorstellungen Beowulfs aufgewachsen waren, damit umgehen, ohne dass es zu Disziplinproblemen kam. Für Beowulfianer war Sex eine völlig natürliche menschliche Aktivität, an sich nicht bemerkenswerter als beispielsweise zu essen. Die Angehörigen einer Militäreinheit aßen ja schließlich gemeinsam, ganz zu schweigen von den verschiedensten Formen gemeinschaftlicher Unterhaltung, wie Schach oder Kartenspiel. Also warum sollten sie nicht auch die Freuden sexueller Aktivität miteinander teilen?
Diese liberale Einstellung funktionierte auch recht gut, vor allem angesichts der langen Missionen, die viele Teams des Biological Survey Corps absolvieren mussten. Und es funktionierte deswegen so gut, weil sich auch die Corps-Angehörigen die beowulfianische Sitte zu eigen machten, sehr deutlich zwischen ›Sex‹ und ›Ehe‹ zu differenzieren. Beowulfianische Paare, die sich für eine Eheschließung entschieden hatten - rein formal betrachtet war es eine eingetragene Lebenspartnerschaft‹; die ›Eheschließung‹ war nach beowulfianischem Gesetz eine rein religiöse Angelegenheit -, taten das häufig, um ihrer sexuellen Beziehung einen monogamen Aspekt zu verleihen, zumindest vorübergehend.
Weder Hugh noch Marti beantworteten Stephanies Frage, die ohnehin rein rhetorisch gemeint war. Es war nicht überraschend, dass eine der zutiefst verwurzelten Sitten auf Beowulf lautete: Du sollst dich nicht in Angelegenheiten einmischen, die dich nichts angehen. Wie es sich ergab, war die sexuelle Beziehung zwischen Arai und Garner vor fast zwei Monaten zum Erliegen gekommen. Sie hatten sich nicht gestritten, sie waren einander auch nicht böse. Die Beziehung war ohnehin sehr zwanglos gewesen, und dass sie aufgehört hatten, miteinander zu schlafen, war ebenso wenig von Bedeutung, wie wenn sie beschlossen hätten, eine Zeitlang kein Steak mehr zu essen. Es war sehr gut möglich, dass sie, wenn ihnen der Sinn danach stünde, die körperlichen Beziehungen wieder aufnähmen.
Doch nie war es dabei um Stöckelschuhe gegangen. Auch das wäre nach beowulfianischer Sitte keineswegs verwerflich gewesen, vorausgesetzt, alle Beteiligten waren erwachsen und handelten ganz aus freien Stücken. Zufälligerweise hatten sowohl Hugh Arai als auch Marti Garner keinen sonderlich ausgefallenen Geschmack, was den Sex betraf. ›Nicht sonderlich ausgefallen‹ betraf natürlich ihre eigenen Vorstellungen. Angehörige vieler anderer Kulturen wären entsetzt gewesen, was auf Beowulf als ›ganz normaler Sex‹ angesehen wurde.
Die Com-Einheit meldete sich wieder, und das Gesicht des gleichen Mannes erschien auf dem Schirm. »Jou, okay. Wir können nicht ... ach, wir gehen davon aus, dass Sie okay sind. Was haben Sie für uns?«
»Die Fracht ist nicht allzu groß. Fünfundachtzig Einheiten, alle mit Papieren. Vor allem Schwerstarbeiter.«
»Sexualobjekte?«
»Dieses Mal nur zwei.«
»Männlich oder weiblich?«
»Beide weiblich.«
Zum ersten Mal lächelte das massige Gesicht. »Oh, gut. Die können wir brauchen.«
Henson verdrehte die Augen. »Ach, großartig. Dann muss ich also wieder in die Rolle schlüpfen.«
»Ich sage June Bescheid«, sagte Haruka.
Stephanie Henson und June Mattes waren die beiden Besatzungsmitglieder, die bei derartigen Einsätzen üblicherweise die Rolle von Sexsklavinnen spielten. Beide wiesen die auffallend weiblichen physiologischen Charakteristika auf, die zu diesen Rollen passten, und gerade bei Mattes war es besonders bemerkenswert. Aus dem gleichen Grund übernahmen Kevin Wilson und Frank Gillich die Rollen, wenn entsprechende männliche Exemplare benötigt wurden. Die Taktik funktionierte, weil Sklavenhändler, die die neue Fracht entgegennahmen, fast immer von ihrer eigenen Lust überwältigt wurden. Deswegen kamen sie auch selten auf den Gedanken, die Frachtpapiere zu überprüfen, bevor es zu spät war. Normalerweise reichte schon ein
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