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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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skrupellos diese Neuankömmlinge mit den Leuten umsprangen, die derzeit die Sklavenverschiffung auf Parmley Station überwachten. Die Art und Weise, wie zwei Sklavenhändler gerade eben vor seinen Augen getötet worden waren, hatte ihn schockiert, gewiss, aber nur wegen der plötzlichen, unbändigen Gewalt. Abgesehen davon traf es ihn nicht mehr, als wenn er miterlebt hätte, wie zwei gefährliche Wildtiere erjagt worden wären. Brice' Clan unterhielt zwar Beziehungen zu den Sklavenhändlern, aber sie alle verabscheuten diese Unmenschen zutiefst.
    Die wichtigste Frage hingegen war immer noch unbeantwortet: Wer sind diese Leute überhaupt?
    Er klemmte die Com-Einheit wieder an den Draht, der durch den Schacht gespannt war. Sofort hörte er Ganny Butrys Stimme: »Wer sind die, Jungs? Könnt ihr schon irgendetwas sagen?«
    Ed Hartman war der Erste, der ihr antwortete - was nicht überraschend war. Brice mochte seinen Cousin wirklich gerne, aber Ed neigte eindeutig dazu, alles ein bisschen zu schnell machen zu wollen, und dann ging es oft in die Hose.
    »Das muss eine andere Sklavenhändler-Truppe sein, Ganny. Die versuchen, hier den Fuß in die Tür zu kriegen«, sagte er selbstbewusst. »Wilderer, sozusagen. Muss so sein.«
    James' Stimme war als nächste zu hören. »Da wäre ich mir nicht so sicher ...«
    Brice war ebenso skeptisch wie James. »Ich seh's wie Lewis«, sagte er mit so viel Nachdruck, wie man das eben hinbekommt, wenn man in ein Com hineinflüstert. »Diese Leute kommen mir viel zu tödlich vor, um bloß Sklavenhändler zu sein.«
    Er setzte noch etwas hinzu, was ihm entscheidend wichtig schien. »Und einer von denen ist selbst ein Sklave, Ganny. Naja, er war zumindest mal einer. Ich habe die Markierung auf seiner Zunge gesehen.«
    »Ich auch«, bestätigte James. »Ed, du musst das doch auch gesehen haben. Du warst dem doch am nächsten.«
    Brice fragte sich, wo Lewis und Hartman im Augenblick stecken mochten. Genau wie er waren sie gewiss außer Sicht gehuscht, als sie begriffen, dass ein paar der Leute von der Ouroboros in die Luftschächte kletterten. Und genau wie er mussten auch sie vorsichtig, aber nicht übermäßig besorgt deswegen sein. Die Luftschächte in Parmley Station waren wer-weiß-wie-viele Kilometer lang - und die einzigen Blaupausen und Pläne, die es überhaupt noch gab, waren gut versteckt. Wenn man durch diese Schächte hindurchkommen wollte, dann musste man entweder sehr langsam vorgehen und mit Hilfe von Instrumenten immer wieder seine Position ermitteln - so wie die Crewmitglieder von der Ouroboros -, oder man musste die einzelnen Wege darin in- und auswendig kennen. Und genau diese Wege hatten sich Brice und seine Cousins im Laufe der Jahre eingeprägt. Und selbst jetzt noch kannten sie nur Teile des ganzen Labyrinths. Es war völlig unmöglich, dass die Neuankömmlinge sie in den Luftschächten zu fassen bekämen.
    Ed antwortete ein bisschen arg langsam. Das lag wohl daran, dass Hartman sich selbst nur äußerst ungern eingestand, wieder einmal den Mund aufgemacht zu haben, bevor sein Gehirn die Arbeit aufgenommen hatte. »Jou, okay. Ich hab's auch gesehen.«
    »Na, ist das nicht herrlich?«, merkte Michael Alsobrook an. »Ganny, wir sind am Arsch. Die müssen vom Ballroom sein!«
    Auch Brice war dieser Gedanke bereits gekommen. Und wenn dem so war ... dann steckte der Clan wahrscheinlich in ernstlichen Schwierigkeiten. Ballroom-Killer auf Vernichtungsmission - und darauf lief es letztendlich hinaus - würden nicht gerade schonend mit Leuten umgehen, die - zumindest nach deren Ansicht - vom Sklavenhandel profitierten, auch wenn sie selbst keine Sklavenhändler waren. Und sie hätten auch keinerlei Gründe, die Anlage unbeschädigt zu lassen, anders als die Sklavenhändler. Selbst wenn man davon ausging, dass die Ballroom-Killer sich an den Eridanus-Erlass erinnerten, galt der doch bloß für Planeten, nicht für Raumstationen. Sie konnten sich einfach zurückziehen und die ganze Anlage dann mit Nukleargeschossen zerstören. Und wenn sie wollten, könnten sie alles auch einfach mit dem Impellerkeil ihres Schiffes zerfetzen. Dann brauchten sie nicht einmal Munition zu verschwenden.
    Brice hörte Ganny etwas murmeln, was ganz gewiss ein Fluch gewesen war - aber in einer Sprache, die er nicht kannte. Ganny beherrschte viele Sprachen. Dann setzte sie hinzu: »Das ist die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage, was?«
    Brice legte die Stirn in Falten. Ganny verwendete wirklich viele

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