Jeremy X
sich treten und zetern mag.«
»Na, das«, sagte Harper und lachte leise, »würde ich wirklich gerne mal sehen. Da würde ich sogar Eintritt zahlen! Und du hast recht - Lara würde das wirklich bringen, ohne mit der Wimper zu zucken, was?«
Nun war es an Judson zu lachen, auch wenn er sich gleichzeitig fragte, ob Harper es als ebenso ironisch empfand wie er selbst, dass die Königin von Torch am ehesten eine Person als persönlichen Leibwächter zu akzeptieren bereit war, die eine Schwätzerin war.
Na ja, eine Ex-Schwätzerin, wenn man fair bleiben möchte, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Und wenn man bedenkt, dass Lara zu Thandis ›Amazonen‹ gehört, wäre es vermutlich eine sehr gute Idee, so fair wie nur irgend möglich zu bleiben.
Trotzdem war die Beziehung dieser beiden Frauen in vielerlei Hinsicht einfach bizarr. Die Schwätzer waren die unmittelbaren Nachfahren der genmanipulierten ›Supersoldaten‹ aus dem Letzten Krieg Alterdes, und viele von ihnen waren letztendlich in den Diensten von Manpower gelandet oder arbeiteten als Söldner für die eine oder andere nicht ganz legale Corporation von Mesa. Da die meisten Schwätzer immer noch darauf beharrten, sie seien den ›Normalen‹ in ihrer Umgebung maßlos überlegen - und angesichts der reziproken (und in den meisten Fällen ebenso gedankenlosen) Vorurteile der meisten ›Normalen‹, was eben diese Schwätzer betraf - konnte man nun wirklich nicht behaupten, der Großteil von Laras Verwandten hätte sonderlich gute Aussichten auf lukrative Arbeitsplätze. So waren im Laufe der Jahrhunderte viele von ihnen bei den verschiedensten kriminellen Organisationen untergekommen - was natürlich nur die Anti-Schwätzer-Stereotypen und -Vorurteile verhärtete. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt gewesen, als Vollstrecker und Schläger für Mesa tätig zu werden, vor allem, da Mesa zu den wenigen Orten in der Galaxis gehörte, an denen ›Dschinns‹ zum ganz normalen Alltag gehörten. All das bedeutete nur, dass die Schwätzer und der Ballroom untereinander reichlich Blut vergossen hatten.
Und all dem zum Trotze waren Lara und ihre Mit-Amazonen jetzt hier, und sie wurden auf Torch nicht nur voll und ganz akzeptiert, sondern waren echte, angesehene Bürger, denen man den Schutz der Königin von Torch anvertraute.
Und wir sollten Gott dafür danken, dass wir sie haben, dachte Judson deutlich nüchterner.
»Also«, ergriff Harper nach mehreren Sekunden des Schweigens wieder das Wort. Er lächelte immer noch angesichts der Vorstellung einer kreischenden, um sich schlagenden Berry, die über Laras Schulter hing und gegen ihren Willen in Sicherheit geschleppt wurde. »Ich fürchte, anstatt dass wir zur der Verteidigung unserer geliebten - wenngleich auch sehr sturen - Königin unser Leben hingeben müssen, wird der heutige Tag hier einer jener weniger brillierenden Momente unseres Lebens sein.«
»Es beunruhigt mich stets aufs Neue, wenn du dir die Mühe machst, ungebräuchliche Worte zu benutzen. ›Brillieren‹! Pah!«, merkte Judson an.
»Das liegt nur daran, dass du von Natur aus skeptisch und misstrauisch bist, ohne einen Funken philosophischen Scharfblicks, ohne Sensitivität, ohne jene Brillanz, die dich durch die wahrnehmbaren und ontologischen Untiefen deiner täglichen Existenz führen.«
»Nein, das liegt an etwas anderem: Wann immer du so von dir eingenommen bist, bedeutet das, dass uns irgendetwas unglaublich Langweiliges bevorsteht - zum Beispiel, bei einem neuen Transport Personen zählen oder so etwas.«
»Interessant, dass du diese Möglichkeit von dir aus erwähnst.« Harper lächelte ihn strahlend an, und Judson betrachtete ihn mit einem Misstrauen, das sich rasch in echte Resignation verwandelte.
»Ach, Mist«, murmelte er.
»Das ist aber keine sehr motivierende Einstellung«, schalt Harper ihn.
»Ach ja. Lass mich raten, O furchtloser Führer: Wen von uns willst du denn heute als Portier einsetzen?«
»Dich auf jeden Fall schon mal nicht«, gab Harper zurück und schniefte vernehmlich. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Judson; er wollte das Timing auf jeden Fall perfekt hinbekommen. Dann, in genau dem Augenblick, da Harpers Miene sich eine Winzigkeit aufzuhellen begann, zuckte er die Achseln. »Für diese Aufgabe habe ich den Bestqualifizierten ausgewählt, und ich bin mir sicher, er wird keine Einwände erheben - anders als manche anderen das vielleicht tun würden. Aber all seinen anderen Qualifikationen zum
Weitere Kostenlose Bücher