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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Trotz wird Dschingis dich wohl als Übersetzer benötigen.«
    Judson hob eine Hand und vollführte eine uralte (und sehr unhöfliche) Geste, als das bliekende Lachen der treulosen Baumkatze Harpers Belustigung widerspiegelte. Trotzdem konnte er der Logik seines Gegenübers nichts entgegensetzen.
    Irgendjemand musste ja den Empfang der Neuankömmlinge überwachen, musste dafür sorgen, dass der stetige Strom an Ex-Sklaven, der fast täglich auf Torch eintraf, erfasst wurde und die wichtigsten Informationen erhielt, um sich zu orientieren. Dass sie endlich eine echte Heimatwelt ganz für sich alleine hatten, einen Planeten, der zum Inbegriff, zum Symbol ihrer trotzigen Weigerung geworden war, sich der entmenschlichenden Behandlung und der Brutalität ihrer selbsternannten Herren zu ergeben, hatte die interstellare Gemeinschaft entflohener Sklaven durchzuckt wie ein Blitz. Judson bezweifelte, dass es jemals Exilanten gegeben hatte, die mit mehr Leidenschaft und Entschlossenheit in ihre Heimat zurückgekehrt waren, als er hier Tag für Tag erlebte, wann immer ein weiteres der anscheinend unerschöpflichen, von der ASL finanzierten Transportschiffe hier auf Torch eintraf. Die Bevölkerung von Torch expandierte geradezu explosionsartig, und jeder einzelnen Schiffsladung frischer Immigranten haftete ein unverkennbarer Kampfgeist an - eine Herausforderung, ausgestoßen zwischen gefletschten Zähnen. Welche philosophischen Differenzen zwischen ihnen auch bestehen mochten, sie waren bedeutungslos angesichts ihrer Wildheit, mit der sie sich miteinander und mit ihrer neuen Heimatwelt identifizierten.
    Doch das bedeutete nicht, dass sie alle mit klarem, ruhigem, geordnetem Geist eintrafen. Bei vielen war es tatsächlich genau so, doch ein ernstzunehmender Prozentsatz trat mit steifen Beinen und gesträubtem Nackenhaar aus dem Shuttle, sodass Judson unweigerlich an einen Hexapuma mit Zahnschmerzen denken musste. Hin und wieder lag das nur an dem Stress, den die Fahrt selbst verursacht hatte, an der Vorstellung, in eine ungewisse Zukunft zu reisen, vermengt mit dem Misstrauen einer Galaxis gegenüber, die keinem von ihnen jemals auch nur den Hauch einer Chance gelassen hatte, sodass gewiss jeder Traum letztendlich unweigerlich zerplatzen müsse. Diese Kombination führte nur allzu oft zu gänzlich irrationalem Zorn, als würden die betreffenden Personen sich innerlich anspannen, sich schon darauf vorbereiten, dass nun eine weitere Enttäuschung auf sie warte, nach jener endlosen Abfolge von Enttäuschungen und Verrat. Wenn sie mit einer solchen Einstellung hier eintrafen, dann konnten sie wenigstens darauf hoffen, hier nicht unangenehm überrascht zu werden.
    Für andere war es noch düsterer. Hin und wieder viel düsterer. Obwohl Harper hier so viel Humor an den Tag legte, wusste er ebenso gut wie Judson, dass es an Bord eines jeden Transporters immer mindestens einen ›Ballroom-Burnout‹ gab.
    Diesen Ausdruck hatte Harper geprägt. Tatsächlich bezweifelte Judson ernstlich, dass er jemals die Nerven aufgebracht hätte, ihn überhaupt zu verwenden, wenn er eben nicht von Harper stammen würde - und die Tatsache, dass Harper einen solch netten Begriff ersonnen hatte, verschaffte diesem Mann vor Judson noch mehr Respekt. Harper hatte mit Judson niemals darüber gesprochen, was er während seiner aktiven Zeit als Ballroom-Aktivist (oder doch eher Ballroom-Attentäter?) alles getan hatte, doch es war auf Torch nicht gerade ein Geheimnis, dass er schon seit langem nicht mehr hatte mitzählen können, wie viele Sklavenhändler und Manpower-Angestellte er im Laufe seiner Karriere schon exekutiert hatte (oder wäre ›ausgelöscht‹ ein treffenderer Begriff?). Und doch hatte Harper auch erkannt, dass allzu viele seiner Ballroom-Gefährten sich in genau das verwandelt hatten, was zu sein die Kritiker des Ballroom ihnen allen ständig vorwarfen.
    In jedem Krieg gibt es Opfer, dachte Judson grimmig, und nicht alle diese Opfer waren physischer Natur - vor allem dann nicht, wenn es um ›asymmetrische Kriegführung‹ ging. Wenn die Ressourcen der beiden kriegsführenden Parteien derart unausgewogen waren, wie in diesem Falle, dann konnte die schwächere Seite sich nicht darauf beschränken, sich selbst und ihre Strategien an irgendwelchen sauberen ›Regeln der Kriegsführung‹ zu orientieren oder einer gänzlich unangebrachten Ritterlichkeit anzuhängen. Das war ebenso wie der schiere Hass der Manpower-Opfer ein Grund für die Art der

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