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Jericho

Jericho

Titel: Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in Wirklichkeit keine Menschen sein, sondern menschenähnliche Wesen aus fremden Reichen, die jenseits der Wolken lagen.
    Manche behaupteten auch, sie wären der Hölle entflohen, um die Erde schon auf deren Schrecken vorzubereiten.
    Wie dem auch war, allein ihre Nähe verbreitete Angst, und auch Judith spürte trotz der Hitze den eisigen Schauer der ersten Todesfurcht. Einer von ihnen hob seine rechte Hand. Auch sie war hell gepudert. In der Hand hatte er den Schlüssel mit dem er das Schloß öffnete. Ein kurzes Ziehen am Gittertor, und quietschend schwang es nach außen. Der Weg war frei.
    Nicht für Judith, die zusehen mußte, wie einer auf die Fläche kletterte. Sie hockte auf dem Boden und glitt zurück, als der Mann vorkam. Sie wollte nicht, die tiefe Furcht fraß sie fast auf. Das bleiche Gesicht des Todesengels zeigte ein böses Lächeln, dann verzerrte es sich in dem Augenblick, als er zugriff und seine Hand wie eine Klammer in die Schulter des Mädchens hineinschlug, so daß ihr der Knochen weh tat. Er zog sie hoch.
    Sie hatte sich schwergemacht, nicht einmal bewußt, aber das nahm der andere kalt hin. Seine Kraft war ungeheuer. Er zerrte Judith auf die Tür zu, als wäre sie leicht wie eine Feder. Ihre halbzerfetzten Leinenslipper schleiften über den heißen Metallboden, und sie verbrannte sich sogar den rechten Knöchel, als dort Haut aufgescheuert wurde. Der Mann schleuderte sie nacjfr draußen, wo sie das Gleichgewicht verlor und in den Staub sank, der von ihrem Fall aufgewirbelt wurde und sich wie ein durchsichtiges Zelt über sie legte.
    Bisher hatten die beiden Todesboten kein Wort gesprochen. Auch jetzt sagten sie nichts und handelten nur, denn ihre Aufgabe war fest umrissen. Gemeinsam zerrten sie die Todgeweihte in die Höhe. Die bleichen Gesichter hatten sie auf eine bestimmte Wand gerichtet, gegen die heiß und prall die Strahlen der Sonne fielen, als wollten sie das rostbraune Felsgestein zerschmelzen.
    Zwei schon angerostete Metallringe an den Enden der Haken, die in die Wand hineingeschlagen worden waren. Sie befanden sich in einer günstigen Position, das Mädchen mußte die Arme halb anheben, um ihre Hände durch die Ringe zu schieben.
    Judith hatte es endlich geschafft, die verklebten Augenlider zu öffnen. Was sie allerdings zu sehen bekam, war furchtbar. Sie wollte die Augen wieder schließen, nur schaffte sie es nicht. Das Schreckliche zog sie einfach an.
    Nicht weit entfernt lag das, was von ihren Vorgängern zurückgeblieben war. Was die Geier übriggelassen hatten.
    Kleiderfetzen, ausgebleicht und fast schon zu Staub zerfallen, lagen zwischen bleichen Knochen und Gebeinen. Der Teil eines Schädels war ebenfalls vorhanden und in den unmittelbaren Schatten der Felswand gerollt.
    Judith spürte die Angst jetzt noch stärker. Sie war wie ein Würgen, das immer höher kroch und sich allmählich ihrer Kehle näherte, so daß sie keinen Laut hervorbringen konnte.
    Die Todesengel hatten sie in die Mitte genommen und hielten ihren Körper von zwei Seiten fest. Sie ließen ihr Zeit, den Ort des Sterbens genau zu betrachten, und sie spürte auch den widerlichen Aasgeruch, der die Luft schwängerte.
    Die Felswand war hoch. Sie bildete praktisch den Anfang oder das Ende eines Plateaus, das sich dann meilenweit in Richtung Norden erstreckte und erst an den hohen Bergen endete, auf dessen Gipfel selbst im Sommer noch Schnee glänzte.
    Hatte es Sinn zu flehen und zu bitten? Judith dachte darüber nach. Sie schaute auch gegen die Gesichter dieser beiden Menschen, aber in den weißen Masken rührte sich nichts. Judith glaubte einfach nicht daran, daß es sich lohnte, auch nur mit einem Wort um Gnade zu bitten. Jerichos Einfluß war zu groß.
    Natürlich stemmte sie sich gegen den Griff und den Vorwärtsdrang der beiden Männer, doch sie hatte keine Chance, ihnen zu entkommen. Der Platz zum Sterben rückte näher und damit auch die beiden Eisenringe, die einer der beiden auseinanderschob, so daß zwei Hälften entstanden und Judiths Gelenk hineinpaßte. Für einen winzigen Moment flackerte der Widerstandswille auf.
    Er blieb allein auf ihren Kopf beschränkt. Sie schaffte es nicht, ihn in die Tat umzusetzen.
    Der erste Ring umspannte sehr schnell ihr linkes Gelenk. Inzwischen hatte einer der Engel den zweiten aufgeklappt und schob auch das rechte Handgelenk hinein. Durch den Druck federten beide Hälften wieder zu. Judith war gefangen und würde sich aus eigener Kraft nicht befreien können. Aber wer

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