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Jericho

Jericho

Titel: Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte ihr helfen? Wer verirrte sich in diese einsame, gottverlassene Gegend? Niemand. Kein Mensch war so verrückt, einen Spaziergang durch diese Gluthölle zu wagen. Nicht grundlos hatte Jericho seine Stadt in der Gila-Wüste aufgebaut.
    Einer der Todesengel schaute in die Höhe. Am blauen Himmel entdeckte er dunkle Punkte.
    Aber er war nicht leer.
    Diese Aasfresser rochen und spürten genau, wann Beute in der Nähe war. Zudem besaßen sie eine schon widerliche Geduld. Sie konnten hocken und warten.
    Stundenlang, einen halben Tag und länger. Sie würden immer näher an das Opfer heranhüpfen, sich zurückziehen, wenn es noch zuckte oder sich bewegte, dann aber neue Anläufe versuchten und irgendwann zubissen, wenn der Mensch oder das Tier gestorben waren. Das war der Lauf der Dinge, und man konnte diesen Vögeln nicht einmal böse sein. Sie besaßen eine Berechtigung, denn sie waren so etwas wie die Wüstenpolizei.
    Natürlich sah auch Judith die Geier, und ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Sie fragte sich, ob die beiden Todesengel sie zuvor umbringen würden oder ihre Qual verlängerten. Es kam ganz darauf an, welchen Befehl ihnen Jericho mit auf den Weg gegeben hatte.
    Einer von ihnen zog einen Gegenstand hervor, der aussah wie ein großes Messer mit breiter Klinge. Ein Bowiemesser, wie es noch oft von den Bewohnern des Westens benutzt wurde. Die große Klinge blitzte in der Sonne, als der Todesengel den Arm zum Wurf hob, von seinem Kumpan allerdings gestoppt wurde. Der Arm sank nach unten…
    Nicht daß Judith eine große Erleichterung gespürt hätte, vielleicht war ein schneller Tod sogar besser, aber das Messer war verschwunden, und sie atmete für einen Moment auf. Dabei merkte sie auch den Geschmack der Verwesung in ihrem Mund.
    Rechts von ihr stand der Wagen. Er glühte in der Sonne, und über sich hörte sie plötzlich ein Geräusch.
    Etwas rollte nach unten. Es war ein Stein, der sich aus der Höhe gelöst hatte und sie fast noch erwischte. Neben ihrem linken Fuß prallte er auf und rollte gegen das bleiche Gebein eines halbzerstörten Schädels. Auch die beiden Männer hatten das Geräusch gehört. Auf der Stelle wirbelten sie herum.
    Einer schrie auf und deutete schräg in die Höhe.
    Der zweite zog sein Messer.
    In diesem Augenblick wirbelte von der Höhe her ein Schatten in die Tiefe, prallte mit beiden Füßen auf, federte in den Knien, und aus dem Schatten wurde ein Mensch.
    Ein Indianer, ein Apache mit lackschwarzen Haaren, um das ein rotes Tuch gewickelt war. Chato war da!
    ***
    Chato liebte dieses Land. Vor langer Zeit einmal hatte es seinen Ahnen und Urahnen gehört. Da waren sie zur Jagd gegangen, da hatten sie friedlich zusammengelebt, doch es war die Zeit der Bleichgesichter, der Weißen, gekommen. Und sie hatten all das zerstört, was dem Volk der Apachen lieb und teuer gewesen war.
    Wer den großen Kampf überlebte, war in den unwürdigen Reservaten verschwunden. Viele hatten sich später angeglichen und die Angewohnheiten der Weißen angenommen.
    Niedrige Arbeiten mußten sie verrichten. Sie waren gedemütigt worden und erlagen auch den Verlockungen des Lebens. Alkohol und später auch Drogen hatten das einst so stolze Volk dicht an den Abgrund geführt.
    Einige Nachkommen der großen, tapferen Krieger verdingten sich als Schauobjekte für Touristen. Andere wiederum arbeiteten in den Städten, und nur ganz wenige hatten sich die Freiheit der Ahnen wieder zurückerobert.
    Zu denen gehörte Chato!
    Ein Apache wie aus dem Bilderbuch. Einer, der die Schule besucht und sogar Karriere gemacht hatte. Aber der Job in der Verwaltung war ihm schließlich zuviel geworden. Da fühlte er sich eingeengt, obwohl er sich bei seiner Arbeit um Minderheitenprobleme zu kümmern hatte. Chato hatte gekündigt und war in die Wüste gezogen. Allein, ganz allein lebte er in einem Pueblo wie ein Eremit, eins mit sich und der Natur, die ihn umgab.
    Im Gegensatz zu den Zivilisationsgeschädigten Weißen kam er mit dieser Welt gut zurecht. Chato wußte, wo es Wasser gab, erfand auch genügend Grün auf seinen Streifzügen, wenn er jagte, um sich das Fleisch für den täglichen Bedarf zu holen.
    Er besaß den Blick eines Falken und die Sinne eines Bergpumas, deshalb war ihm der Bau der Stadt Jericho auch nicht entgangen. Er hatte aus der Ferne zugeschaut, war auch einige Male ungesehen in der Stadt gewesen und hatte dort sofort gespürt, daß etwas nicht stimmte. Als sehr sensibler Mensch war ihm die unheimliche und

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