Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York
Haus bewohnten.
Ich richtete mich auf. Vorsichtig bewegte ich mich auf die Tür zu. Die Webster Street lag so leer und dunkel da wie vor zwanzig Minuten, als ich dieses Haus zum ersten Mal verließ. Ich wartete keine Hilfe ab. Ich machte mich auf die Suche nach einem Telefon.
***
Die 149. Straße durchschneidet den Melrose-Bezirk als Autoschnellstraße. Sie geht in die Westchester Avenue über. Am großen Kreisverkehr des Übergangs befindet sich ›Melrose-Drive-Inn‹, eine große Tankstelle mit Rasthaus und Schnellimbisslokal. Harriet Selby arbeitete als Kellnerin im ›Melrose-Drive-Inn‹. Ihr Spätdienst endete um zwei Uhr morgens.
Gewöhnlich wurde sie von ihrem Freund Ted Warring abgeholt. Gestern, bevor Harriet ihren Dienst antrat, hatte es zwischen ihr und Ted einen Streit gegeben.
Das Mädchen hoffte, dass Ted sich inzwischen beruhigt hatte und es wie gewöhnlich abholen würde, aber als der Freund um zwanzig Minuten nach zwei noch nicht gekommen war, stellte Harriet seufzend fest, dass Ted einen dickeren Kopf besaß, als sie erwartet hatte.
Sie wohnte in der 161. Straße, am Ende des großen Verschiebebahnhofs. Sie spielte mit dem Gedanken, ein Taxi zu nehmen, scheute aber vor der Ausgabe zurück.
Eine Kollegin sah sie unschlüssig an der Ausfahrt des Drive-Inn stehen. Sie rief ihr zu: »Kommt Ted nicht?«
»Anscheinend nicht!«, rief Harriet zurück. »Wir hatten Streit miteinander.«
Die Kollegin war der letzte Mensch, der Harriet Selby lebend sah. Irgendwo auf dem Heimweg längs der Bahnanlagen lief sie dem Mörder in die Fänge.
Ein Streckenarbeiter der Bahnverwaltung fand im Morgengrauen den Körper der Unglücklichen im westlichen Zufahrtstunnel neben den Gleisen.
***
Das FBI-Hauptquartier verfügt über einen Innenhof. Ich benutzte einen geschlossenen Wagen und erreichte vom Innenhof aus das Chefbüro ungesehen.
Mr. High und Phil zeigten ernste Gesichter. Der Chef wies auf einen Sessel. »Sie kennen die neueste Entwicklung noch nicht, Jerry. Ripper II fand in der vergangenen Nacht sein fünfzehntes Opfer. Er brachte eine sechsundzwanzigjährige Kellnerin um. Ihr Name war Harriet Selby. Die Leiche wurde nur zwanzig Yards von der Stelle entfernt gefunden, an der das erste Opfer des Killers vor elf Monaten entdeckt wurde.«
Ich schwieg betroffen. »In der vergangenen Nacht passierte viel«, stellte Phil fest. »Fawess, Alicante und Mastic greifen Jerry an. Ein Unbekannter überfällt Jane Morteen. Irgendwer versucht, Jerry auszulöschen. Er benutzt dazu Marian Daghs verschwundenen Mercury. Und zum schlimmen Ende tötet der Frauenmörder Harriet Selby.«
Er sah erst den Chef und dann mich an. »Lässt sich zwischen all diesen Ereignissen ein Zusammenhang finden?«
»Hast du überprüft, was die Fawess-Bande trieb, während ich wie ein Hase durch die Webster Street gehetzt wurde?«
»Keiner von ihnen war dein Jäger. Ihr Alibi ist bombenfest. Sie saßen in einem Drugstore in der Melrose Station. Außer dem Personal wurden sie von einem Streifenpolizisten gesehen. Durch die Aussage des Cops liegt auch die Uhrzeit genau fest.«
»Sie müssen sich mächtig beeilt haben, rechtzeitig im Drugstore aufzutauchen, bevor die Jagd auf mich angeblasen wurde.«
»Das glaube ich auch«, erklärte Mr. High. »Fawess und der Mann, der aus dem Mercury heraus auf Sie feuerte, gehören zusammen.«
»Erster Zusammenhang«, konstatierte Phil. »Der Mercury gehörte Marian Dagh. Sie wurde ein Opfer von Ripper II. Das wäre der zweite Zusammenhang.«
»Ripper II benutzte noch nie ein Schießeisen. Seine Opfer waren bisher ausschließlich Frauen. Warum wurde auf mich geschossen?«
»Der Fawess-Verein hatte vorher schon versucht, dich aus dem Viertel zu vertreiben«, erinnerte Phil.
»Das stimmt zwar, aber sie bedienten sich der üblichen Mittel. Sie fielen dabei der Polizei auf. Allein aus dem Grunde wäre es ein schwerer Fehler gewesen, mich in derselben Nacht auslöschen zu wollen. Es hätte eine Menge Ärger bedeutet. Warum versuchten sie es trotzdem? Warum hatten sie es so eilig?«
»Einen Augenblick, Jerry und Phil«, sagte Mr. High. »Wir dürfen unsere wichtigste Aufgabe nicht aus den Augen verlieren. Wir müssen herausfinden, was mit Marian Dagh geschah. Wenn sie tot ist und ein Opfer des Frauenmörders der Bronx wurde, dann läge der ganze Fall klar.«
»Wo war Derrik in der vergangenen Nacht?«, fragte ich.
»Sein Dienst endete um Mitternacht. Er bewohnt ein Junggesellenapartment in der
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