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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Schlagring-Spezialist gab sich nicht die geringste Mühe, im Dunkeln zu bleiben. Er latschte mir in dreißig oder vierzig Yards Abstand nach. Als ich das Haus betrat, in dem der Farbige wohnen sollte, blieb er auf der anderen Straßenseite stehen.
    Undefinierbare Gerüche füllten die Flure des halb verfallenen Hauses. Ich klopfte gegen die erste Tür. Eine dicke Frau öffnete. »Doghurst?«, wiederholte sie meine Frage. »Er wohnt unter dem Dach. Die zweite Tür auf der rechten Seite.«
    In völliger Dunkelheit tastete ich mich zurecht. Es gab keine Beleuchtung in den Korridoren. Ich klopfte gegen die Tür. Sie wurde sofort aufgerissen. Die riesige Gestalt des Negers füllte die Öffnung nahezu vollständig aus.
    »Ich will dich sprechen, Doghurst«, sagte ich.
    Er erkannte mich auf den ersten Blick. »Willst du Streit, weil ich dem Girl im Wege stand?«, fragte er rau und wich langsam in das Zimmer zurück. Er zog die Lippen von den Zähnen. »Ich wusste nicht, dass es dein Girl ist.«
    Ich betrat das Zimmer, das von einer kahlen Lampe an der Decke erhellt wurde. Die Einrichtung war wahllos zusammengesucht. Auf einem Gasherd brutzelte Fleisch in einer Pfanne. Offenbar hatte ich den Mann beim Kochen gestört.
    Er trug noch immer den blauen Rollkragenpullover. In seinem europäisch geschnittenen Gesicht zeichnete sich die Angst deutlich ab.
    »Das Mädchen ist vor 'ner knappen Stunde angefallen worden, Don«, sagte ich langsam. »Wohin bist du nach unserer Begegnung vor dem 55. Revier gegangen?«
    »In meine Wohnung.«
    »Schade, dass sich das nicht beweisen lässt«, antwortete ich. Er rollte die Augen. Plötzlich griff er mit einer blitzschnellen Bewegung unter seinen Pullover. Als seine Hand wieder auftauchte, hielt er ein feststehendes Messer mit einer handlangen Klinge in der Faust. Der Pullover hatte sich verschoben. Ich sah, dass er am Gürtel ein Futteral trug, wie es in der Armee zur Ausrüstung gehört.
    »Du verbrennst dir die Finger, wenn du dich mit mir anlegst«, drohte er.
    »Und du verbrennst dein Steak, wenn du die Flamme nicht abdrehst«, antwortete ich gelassen, holte mir einen Stuhl heran und setzte mich.
    Mein Verhalten machte ihn unsicher. »Ich will zehntausend Dollar verdienen. Ich will Ripper II finden«, sagte ich.
    Der Ausdruck der Angst verwandelte sich in ein höhnisches Grinsen. »Alle Polizisten New Yorks wollen das.«
    »Du hast ein Mädchen verfolgt, das wenig später angefallen wurde. Ich sehe, dass du ein Messer besitzt. Wenn ich den Cops einen Hinweis gebe, werden sie sich für dich interessieren.«
    Er leckte über seine Lippen. »Mach doch, was du willst. Die Bullen werden dich auslachen, wenn du mich als Ripper II verkaufen willst. Sie haben mich viermal bei und nach Einbrüchen erwischt. Sie wissen, dass ich kein Killer bin.«
    Mein Blick haftete noch immer auf dem Messer. Die Techniker in unseren Labors konnten Faserspuren auf der Klinge nachweisen, wenn Jane Morteens Kleid mit diesem Messer aufgeschlitzt worden war. Aber wenn es nicht das richtige Messer war, oder wenn der Mann es sorgfältig abgewischt hatte, dann mussten wir ihn laufen lassen, und meine Rolle als Lester Grason, Arbeit suchender und frisch entlassener Gewohnheitsgangster, war ausgespielt. Ich beschloss, einen anderen Weg einzuschlagen.
    »Du kennst Gus Fawess. Ich sah, wie du am liebsten getürmt wärst, als er im ›Shanghai‹ auftauchte. Was weißt du von ihm?«
    »Er hat das Kommando in diesem Bezirk.«
    »Arbeitet er auf eigene Faust?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist besser, sich nicht in seine Geschäfte zu drängen.«
    »Pass auf, Doghurst! Ich werde Fawess bald von seinem Stuhl stoßen. Schlag dich auf meine Seite!«
    Er starrte mich finster an. »Geh raus!«, knurrte er finster. »Ich arbeite auf eigene Rechnung. Ich kümmere mich um niemanden und will nicht, dass sich irgendwer um mich kümmert.«
    »Es hängt ganz von dir ab, Don, ob man sich um dich kümmern muss.« Ich stand auf und verließ Doghursts Bude. Ich tastete mich durch das dunkle Treppenhaus nach unten.
    In der Türnische blieb ich stehen. Die Webster Street war menschenleer. Ich sah mich nach Dirty um, konnte ihn aber nicht entdecken. Offenbar hatte er es aufgegeben, mich zu beschatten.
    Ich passierte den Spielsalon, aus dem noch immer das Rasseln und Klingeln der Automaten lärmte. Ich warf einen Blick in den Laden. Auch Fawess und Alicante hielten sich dort nicht mehr auf.
    An der Kreuzung der Webster Street mit der 159. Straße

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