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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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brannte eine große Bogenlampe. Es war eine der wenigen Stellen des Bezirkes, die gut beleuchtet war.
    Der Schuss fiel, als ich die Kreuzung passierte, und er war so verdammt gut gezielt, dass ich die Kugel pfeifen hörte.
    Instinktiv warf ich mich in einem langen Hechtsprung nach vorn, schob die Schulter vor und rollte durch den Straßendreck bis an den Rand des Lichtkreises der Lampe. Am Bordstein blieb ich liegen. Für den Schützen sah es aus, als wäre ich zusammengebrochen.
    Noch wusste ich nicht, aus welcher Richtung der Schuss gefallen war. Ich hörte das Aufheulen eines Automotors. Aus der 156. Straße schob sich ein Wagen auf die Kreuzung zu - eine rote Mercury-Limousine mit einem schwarzen Dach. Der Wagen, den Marian Dagh gefahren hatte und der mit ihr verschwunden war.
    ***
    Der Wagen hielt genau auf mich zu. Seine Scheinwerfer flammten auf. Die Lichtkegel erfassten mich. Kein Zweifel, der Mann am Steuer war entschlossen, mich zu überfahren.
    Ich schnellte aus der Gosse hoch, warf mich mit einem Panthersatz über die ganze Breite des Bürgersteiges hinweg bis an die Wand eines Hauses. Knapp neben mir rauschte der Mercury vorbei. Kreischend schlugen die Bremsen an. Zwanzig Yards weiter und mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig kam der Wagen zum Stehen.
    Die Beleuchtung des Nummernschildes brannte. Ich konnte die Washingtoner Nummer lesen. Unter dieser Nummer war Marian Daghs Wagen zugelassen. Irgendwer machte mit dem Auto des verschwundenen Mädchens Jagd auf mich.
    Der Schlitten wurde gewendet. Wie ein Leuchtfeuer wischten die Scheinwerfer über die Straße. Ich sprang auf, rannte, schlug Haken wie ein Hase. In wilden Sprüngen passierte ich zum zweiten Mal die Kreuzung, und wieder versuchte der Mann am Steuer oder ein anderer Insasse des Mercury, mich mit einer Kugel zu erwischen.
    Ich tauchte in die Dunkelheit jenseits der Kreuzung. Der Mercury folgte mir. Nur für Sekunden konnte mich die Dunkelheit schützen. Dann erfassten mich die Scheinwerfer erneut.
    Ich rannte an den Hausmauern entlang. Ich holte das Letzte aus meinen Muskeln und meinen Lungen heraus, aber es war klar, dass ich das Rennen gegen einen Wagen nicht gewinnen konnte.
    Näher und näher schob sich der Schlitten heran. Der Fahrer beeilte sich nicht. Er wollte mich im Licht seiner Scheinwerfer behalten, und er wollte, nachdem er zweimal vorbeigeschossen hatte, nahe genug herankommen für einen todsicheren dritten Schuss.
    Er jagte mich die Webster Street hinauf. Ich riskierte nicht, mich mit einem Sprung in eine Türnische zu retten, denn bei verschlossener Haustür war ich erledigt. Sie würden den Mercury vor der Türnische stoppen und mich zusammenschießen wie ein eingekreistes wildes Tier.
    Ich rannte am Spielsalon vorbei. Der Lärm der Spielautomaten war groß genug, um Schüsse zu übertönen. Niemand bemerkte die erbarmungslose Jagd vor den weiß getünchten Fenstern. Ich unternahm keinen Versuch, mich in den Salon zu flüchten. Wenn die Mörder mir folgten, brachte ich die Jungen an den Automaten in Gefahr.
    Ich spürte den Benzindunst des Wagens in meinem Nacken wie den heißen Atem eines Raubtieres.
    Ich warf den Kopf herum. Aus weniger als zehn Yards Abstand glotzten mich die Scheinwerferaugen an.
    In dieser Sekunde durchzuckte der vielleicht rettende Gedanke mein Gehirn. Als ich Doghurst aufgesucht hatte, war die Tür seines Hauses nicht verschlossen gewesen.
    Ich holte das Allerletzte aus mir heraus. Ich bemühte mich, schneller zu laufen. Ich wollte die Leute in dem Mercury bluffen. Da war das Haus, die Türnische. Aus vollem Lauf heraus warf ich mich nach rechts. Ich prallte gegen die Wand, wirbelte um die Achse, trat gegen die Tür und ließ mich in den Hausflur fallen.
    Die Bremsen des Mercury schlugen an. Trotzdem rutschte der Wagen ein paar Yards zu weit. Ich hörte das Getriebe kreischen, als der Fahrer den Rückwärtsgang reinschlug. Ich rollte über den Steinfußboden des Hausflurs. Dann krachten hintereinander vier Schüsse. Die Kugeln fetzten Holzsplitter aus der Tür, schlugen lange Funkengarben aus dem Steinboden.
    Ein Querschläger wimmerte. Noch einmal heulte draußen der Wagenmotor auf.
    Die plötzliche Stille war wie ein großes Atemanhalten. Ich wartete auf die schweren Schritte der Männer, auf das scharfe Licht von Taschenlampen, auf die Schattengestalten der Mörder.
    Sie kamen nicht. Die Stille zerbrach im Schlagen von Türen, im entsetzten Aufschrei von Frauen, den Flüchen der Männer, die dieses

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