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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Küchenmädchen kreischten regelmäßig und so schrill wie Dampfpfeifen. Der chinesische Koch fuchtelte wild mit einem riesigen Schöpflöffel durch die Gegend.
    Der Schlagring-Spezialist fintierte links. Dann feuerte er seine bewaffnete Faust ab. Ich konnte gerade noch die Nase wegnehmen. Bevor er zum zweiten Mal zuschlagen konnte, landete ich einen linken und einen rechten Haken. Er war routiniert genug, den Schlägen durch Zurückweichen die Wirkung zu nehmen. Vor seiner nächsten Rechten konnte ich mich nur noch durch einen gewaltigen Sprung zur Seite retten.
    Das alles geschah in zehn bis fünfzehn Sekunden. Der schwarzhaarige Gino sprang auf die Füße, und Gus Fawess schaffte den Tisch aus dem Weg. Damit war meine Siegerlaufbahn beendet. Ein taktischer Rückzug schien angebracht zu sein.
    Gino drängte den Boxer zur Seite. Wie eine Raubkatze sprang er mich an. Es gelang ihm nicht, mich umzureißen. Ich hob die Arme, sodass sein Griff abglitt. Einen Lidschlag später erwischte ich ihn mit einem Jiu-Jitsu-Griff, hob ihn hoch und feuerte ihn seinem Boss an den Kopf. Beide stürzten gegen den umgeworfenen Tisch, der dabei drei seiner vier Beine verlor.
    Der Italiener schrie gellend vor Wut. Der schmuddlige Schläger schlug nach meinem Gesicht. Ich riss den Kopf zur Seite, aber dieses Mal streifte mich sein Schlagring und riss zwei dünne Streifen Haut von meiner Wange. Der Schmerz fuhr mir wie eine Lötflamme durch das Gesicht. Ich konnte den Gangster mit harten Schlägen stoppen, aber ich brachte ihn nicht zu Boden.
    Er revanchierte sich mit einem linken Uppercut, der hart an mein Ohr knallte. Der folgende Hieb mit der rechten Faust wurde von mir mit dem Oberarm abgefangen. Seine Faust rutschte ab, und der Schlagring zerschrammte meine linke Augenbraue und die Schläfe. Ein Funkenregen sprühte vor meinen Augen. Ich warf mich herum. Es war sinnlos, den Helden zu spielen.
    »Stoppt ihn!«, schrie Fawess.
    Ich sah, dass ich durch die Tür nicht entwischen konnte, da der Ausgang von einer Menge zusammengedrängter Leute versperrt war. Ich schlug einen Haken und rannte auf die Barriere zu, die Restaurant und Küche voneinander trennte. Der Schmutzige versuchte, mir den Weg abzuschneiden. Aus vollem Lauf heraus sprang ich auf die Theke.
    Der Schlagring-Spezialist versuchte es ebenfalls. Er hatte nicht genug Fahrt, kam nicht hoch und blieb hängen. Ich wirbelte herum, bückte mich und schlug zu. Ich traf ihn gut. Der Staub stieg aus den Dielenritzen hoch, als der Schläger auf den Fußboden krachte.
    Ich sprang in die Küche. Die Chinesengirls gingen vom Dampfpfeifengekreisch zu Sirenengeheul über. Der Koch ließ den Schöpflöffel fallen, schlug die Hände vor das Gesicht und tauchte mit einem schulgerechten Hechtsprung zwischen die Gemüsekörbe.
    Ich hatte einen zweiten Ausgang in der Küche erwartet, aber diese Küche besaß weder ein Fenster noch eine Tür. Der einzige Ausweg war der Kamin. Ich saß in der Falle.
    Gino flankte über die Theke. Das Piratengesicht des Jungen hatte sich in eine Fratze der Wut verwandelt. Fawess folgte ihm. Er schwang ein abgebrochenes Tischbein. Hinter ihm tauchte auch der dritte Ganove wieder auf.
    Plötzlich wurde es sehr still im ›Shanghai‹. Selbst die Küchengirls stellten für Sekunden ihre Sirenen ab.
    Die Messer für den Koch hingen an Haken längs des Zurichtetisches. Eines davon nahm Gino in die Faust, ein breites Schlachtmesser, dessen Griff mit Messingnägeln beschlagen war.
    Vergeblich sah ich mich nach einer Waffe um. Die Wutfratze des Italieners hatte sich in ein höhnisches, diabolisches Grinsen verwandelt. »Bleib stehen, du Held!«, höhnte er. »Hast du Angst vor 'ner kleinen Rasur?«
    Gus Fawess kam von der anderen Seite um den Herd herum. Er hielt das Tischbein mit beiden Fäusten. Das hässliche Gesicht mit der gebrochenen Nase glühte vor Mordlust.
    Ich wich langsam vor den Gangstern zurück und hoffte, dass es mir auf irgendeine Art gelingen möge, mit einem Schlachtmesser, einem Tischbein und einem Schlagring in den Händen dreier brutaler Schläger fertig zu werden.
    Eine scharfe Stimme durchschnitt die Stille. »Was ist hier los?«
    Fawess ließ das Tischbein fallen, als wäre es von einer Sekunde zur anderen glühend geworden. Gino schnellte herum.
    Der Mann im grauen Anzug schob den Schlagring-Ganoven, der noch jenseits der Theke stand, aus dem Wege. Er klappte das Verbindungsstück hoch. Als er mich sah, zeichnete sich ein dünnes Lächeln auf seinen

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