Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York
Lippen ab. »Ich habe dir geraten, aus meinem Bezirk zu verschwinden. Du hättest meinen Rat befolgen sollen.«
Ich grinste den Detective-Sergeant an. »Sie befinden sich mit Ihren Ratschlägen in bester Gesellschaft, Derrik. Allerdings verliehen diese Gentlemen ihren Wünschen mehr Nachdruck.« Ich tupfte die zerschrammte Wange ab. Meine Finger färbten sich rot.
Sergeant Derrik nickte Gus Fawess zu: »Ich hoffe, ich werde dich endlich hinter Gitter bringen können.«
Fawess schnaufte verächtlich durch die zerschlagene Nase. »Mach dir nur keine Illusionen, Jonny. Was ist schon passiert? Eine kleine Schlägerei mit einem Radaubruder.«
Derrik wandte sich dem Italiener zu. »Gib mir das Messer, Alicante!« Der Junge warf ihm das Ding vor die Füße. Derrik presste die Lippen aufeinander, bückte sich und hob die Waffe hoch.
»Ihr kommt alle mit!« Er blickte sich nach dem Schmuddligen um. »Du auch, Dirty!« Der Spitzname passte wie angegossen. Ich schob die Hände in die Taschen. Als ich an Derrik vorbeikam, hielt er mich am Arm fest. »Brauchst du eine Ambulanz?«, fragte er.
»Danke. Bis zum 55. Revier schaffe ich es. Ich hoffe, ihr habt 'nen Pflasterkasten.«
Derrik blieb an meiner Seite und trennte mich so von der Gruppe der Gangster. Er führte uns durch das Restaurant. Die Leute starrten uns an. Ich sah den jungen hellhäutigen Neger, der neben mir gesessen hatte. Er starrte mich an und nagte an seiner Unterlippe. Rechts vom Eingang stand ein Mann in einem blauen Anzug.
»Tut mir Leid, Mr. Decker«, sagte Derrik, »aber ich muss die Sache ordnen, bevor Fawess und sein Verein diesen Burschen in einen krankenhausreifen Zustand versetzen.«
Phil Decker lächelte. »Ich komme mit, Derrik. Mir scheint es wichtig zu sein, alle Leute kennen zu lernen, die im Bezirk eine Rolle spielen. Kann ich mich nützlich machen?«
»Danke. Fawess, Alicante und Dirty sind zu gerissen, um Widerstand zu leisten, und der Neue hier…« Er zuckte die Achseln, um auszudrücken, dass er mich für nicht besonders gefährlich hielt.
Sie brachten uns hinaus. Derrik wandte sich an Phil. »Lassen Sie den Wagen besser nicht hier«, sagte er und zeigte auf den Jaguar. »Es könnte sich ein Liebhaber finden. Schließlich kann man es dem Schlitten nicht ansehen, dass er einem G-man gehört.«
Fawess horchte auf. »Sind Sie ein G-man, Mister?«
Phil, der bereits den Schlag des Wagens geöffnet hatte, nickte.
Dirty strich bewundernd über die knallrote Lackierung des Jaguar. »Und dieser Wagen gehört Ihnen?«
»Ich benutze ihn«, antwortete Phil und klemmte sich hinter das Steuer. »Vorwärts!«, mahnte Derrik.
Als wir den kleinen Platz vor dem 55. Revier erreichten, stand der Jaguar neben dem Streifenwagen, und Phil wartete auf der obersten Stufe der Freitreppe.
Der Detective-Sergeant dirigierte uns in den Dienstraum. Er bat einen Kollegen, einen Arzt für mich anzurufen. »Hältst du es noch aus?«
»Ein Whisky zur Stärkung würde mir gut tun.«
»Wir sind keine Kneipe«, fertigte er mich kurz ab. Er spannte einen Bogen in die Schreibmaschine. »Und nun bring vor, was du zu sagen hast.«
Fawess mischte sich ein. »Gino, Dirty und ich wollten im ›Shanghai‹ zu Abend essen. Dieser Bursche saß am Nebentisch. Er machte einen ganzen Haufen dummer Bemerkungen. Ich rief ihm zu, den Mund zu halten. Er trat nach mir und kippte den Tisch um. Wir setzten uns zur Wehr. Es war reine Notwehr, Jonny.«
»Notwehr von dreien gegen einen und mit einem Schlachtmesser und einem Stuhlbein.«
»Ich wollte ihn mir nur vom Leibe halten«, verteidigte sich Alicante.
Es gab drei Vernehmungstische im großen Dienstraum. Vor dem Tisch in der rechten Ecke stand ein Junge von ungefähr drei- oder vierundzwanzig Jahren. Er war groß, aber seine Glieder hingen seltsam unproportioniert an seinem Körper. Er besaß zu kurze, stämmige Beine, einen langen Rumpf und Arme, die so lang waren, dass seine Hände in der Nähe seiner Knie hingen. Auf abfallenden Schultern saß nahezu haltlos ein kugeliger Kopf.
Er redete mit einer hellen, gequetschten Stimme auf den Beamten hinter dem Schreibtisch ein. Hin und wieder stotterte er, und seine Aussprache schien nicht ganz trocken zu sein, denn der Police-Sergeant rückte seinen Stuhl weiter zurück und wischte ärgerlich mit dem Ärmel über die Schreibtischplatte.
»Spiel nicht Sherlock Holmes, Elmer!«, sagte er. Oder: »Das hast du beim letzten Mal auch behauptet!« Von dem Gerede seines Kunden verstand
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