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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Frauen wurden auf das Konto von Ripper II gesetzt.
    Ich faltete die Zeitung zusammen. Der hellhäutige Neger neben mir stieß mir den Ellbogen in die Rippen. »Kann ich deine Zeitung haben, Freund?« Ich schob sie ihm hinüber. Er vertiefte sich in den Bericht von Ripper II. Ich beobachtete ihn von der Seite. Sein Mund stand offen. Von Zeit zu Zeit leckte er über seine Lippen. Nach einigen Minuten spürte er meinen Blick und wandte den Kopf mit einem Ruck. Seine Augen glühten. Er schlug mit dem Handrücken gegen die Zeitung. »Seit elf Monaten führt er die Bullen an der Nase herum«, sagte er. »Verdammt, ich wünschte, ich wäre so tüchtig.«
    »Es bringt nichts ein, 'ne Frau zu töten.«
    Er zeigte sein Raubtiergebiss. »Vielleicht macht's Spaß.«
    »Geh zur Hölle!«, knurrte ich. Sofort duckte er sich und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    Neue Gäste betraten das Lokal. Drei Männer, die besser gekleidet waren als die meisten Besucher, gingen auf den Nebentisch zu, an dem drei Chinesen saßen. Der Mann an der Spitze hob die Hand und wies mit dem Daumen über die Schulter. Die Chinesen nahmen ihre Teller, räumten ihre Plätze und wieselten davon.
    Die drei Weißen ließen sich auf die Stühle fallen. Der Mann, der die Chinesen verjagt hatte, war ein grobknochiger Bursche von rund fünfunddreißig Jahren. Er hatte ein hässliches mageres Gesicht, das durch eine gebrochene Nase noch zusätzlich entstellt war. Kleine Augen, nahezu wimpernlose Lider. Borstiges, fahles Haar bedeckte seinen Schädel.
    Die Männer in seiner Begleitung waren völlig verschiedene Typen. Der Jüngere mochte vier- oder fünfundzwanzig Jahre alt sein. Sein scharf geschnittenes Profil und das lackschwarze Haar verrieten seine südeuropäische Abstammung. Er war nur mittelgroß, bewegte sich aber mit der kraftvollen Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Der dritte Mann musste mindestens fünfzig Jahre alt sein. Obwohl er einen Anzug aus teurem Stoff trug, war die Jacke voller Flecken, die Hose ohne Bügelfalten, und die Hemdenmanschetten zeigten dicke Schmutzränder.
    Der Farbige an meiner Seite rückte merklich ab. Vorsichtig schielte er zu den drei Männern hinüber.
    Der Bursche mit der gebrochenen Nase musterte mich. »Deine Visage kenne ich nicht«, knurrte er. Der Nasenbeinbruch brachte es mit sich, dass er beim Sprechen auf eine merkwürdige Weise schnaufte. Über die Schulter fragte er den jungen Spanier oder Italiener: »Ist das der Knabe?«
    »Ja«, antwortete der Schwarzhaarige gleichgültig und ohne mich anzusehen.
    »Gino sah, wie du mit dem Cop vom Revier aneinander geraten bist. Was suchst du in dieser Ecke der Bronx?«
    »Einen Job.«
    »Bei uns gibt's keine Arbeit für Fremde!«
    »Bestimmst du darüber?«
    Er grinste und zeigte gelbe und braune Zähne. »Genau! Frag die Leute nach Gus Fawess, und du wirst die richtige Antwort erhalten. Ich will nicht, dass ein Neuer die ganzen Schnüffler aufscheucht. Was in diesem Viertel zu verdienen ist, verdienen wir selbst.« Er kniff die kleinen Augen noch mehr zusammen. »Ab sofort will ich dich hier nicht mehr sehen.«
    Ich schob meinen Teller ein wenig zur Seite. »Soviel ich weiß, kann sich jeder Amerikaner überall in Amerika aufhalten. So steht’s in der Verfassung.«
    Der schwarzhaarige Gino meinte: »Er kapiert nichts, was du ihm nicht einbläust.«
    »Anscheinend hast du Recht«, antwortete Fawess. Mit dem letzten Wort hob er den Fuß und trat von unten gegen meinen Tisch. Gleichzeitig sprang der Italiener auf.
    Ich war schon auf den Füßen. Gino hatte mit so schneller Reaktion nicht gerechnet. Trotz seiner Geschmeidigkeit fing ich ihn mit einem linken Haken ab, dass er auf seinen Stuhl zurück und mit dem Stuhl umfiel.
    Fawess trat zum zweiten Mal zu. Dieses Mal war ich sein Ziel. Ich wich dem Tritt aus, packte eine Kante des Tisches und kippte ihn gegen den Mann. Die Tischkante klemmte ihn auf der Bank fest, und nun hatte ich es nur noch mit einem Mann zu tun, dem stoppelbärtigen Burschen in dem verschmutzten Anzug.
    Er verstand sein hässliches Geschäft. Er streifte wieselflink einen Schlagring über die Finger seiner rechten Faust. Ich erkannte an seiner Haltung, dass er eine Menge vom Boxen wusste. Vorsichtig wich ich vor ihm zurück. Wenn ich einen Hieb mit dem Schlagring einfing, konnte mir das einen Kieferbruch eintragen.
    Keiner von den anderen Leuten im ›Shanghai‹ dachte daran einzugreifen. Die meisten waren aufgesprungen und zogen sich zurück. Die

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