Jerry Cotton - 0501 - Hochzeitsnacht mit einem Moerder
fragten?«
»Jeder Geschäftsmann scheut vor der Kontrolle seiner Finanzen zurück. Die meisten haben wegen ihrer letzten Steuererklärung ein schlechtes Gewissen.«
Boyce strich sich über den Schnurrbart. »Das hört sich so an, als gäben Sie meiner Theorie der organisierten’ Unfälle nicht viel Aussichten.«
»Stimmt, mein Freund. Als Sie zum erstenmal zu mir kamen, schien es, als wären alle 23 000 Dollar-Witwer verschwunden. Inzwischen haben wir immerhin mit einem gesprochen. Selbst für die Versicherungssumme hatte er eine vernünftige Erklärung. Seine Frau hat die Höhe der Versicherung bestimmt.«
»Eine Erklärung, die niemand mehr nachprüfen kann. Ethel Harwood ist tot.«
»Richtig, aber immer noch spricht nichts dafür, daß sie nicht wirklich durch einen völlig normalen Unfall gestorben ist.«
Boyce seufzte. »Ich werde meinen Auftrag zurückgeben müssen. Schade, die Aufklärung einer Serie von Versicherungsmorden hätte mir einen großen Ruf eingebracht.«
Ich lachte. »Wie schon James Harwood sagte: Niemand hat Lust, sich wegen Ihrer Publicity und der Sparsamkeit der Firmen auf den Elektrischen Stuhl zu setzen. Ich teile seine Meinung.«
»Okay, ich werde also zu den Überwachungsaufträgen mißtrauischer Ehefrauen zurückkehren«, sagte er in einem Anflug von Galgenhumor. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Mr. Cotton.«
Wir verabschiedeten uns. Ich fuhr ins Hauptquartier, rief den Chef an und fragte ihn, ob er mich für zehn Minuten empfangen könne. Mr. High konnte es einrichten. Ich ging zu ihm und berichtete ihm über meine Nachforschungen. Er faßte das Ergebnis zusammen:
»Sie glauben also, Jerry, daß nichts hinter dieser Sache steckt.«
»Nichts, Sir«, bestätigte ich.
Der Summer der Sprechanlage ertönte. Mr. High drückte den Knopf. »Ein Telefongespräch für Jerry«, meldete Helen, seine Sekretärin.
Er wies auf das Telefon. Ich nahm ab und meldete mich.
»Hier spricht Diana Dewick«, sagte eine Frauenstimme. »Bitte, würden Sie noch einmal zu mir kommen, Mr. Cotton. Ich habe etwas entdeckt, das…« Sie zögerte, suchte nach den richtigen Worten und sagte schließlich: »Es sieht aus, als sollte ich einem Unfall zum Opfer fallen.«
»Bitte, wiederholen Sie den Satz noch einmal, Mrs. Dewick«, sagte ich und drückte den Knopf für die Lautsprecheranlage des Telefons.
»Ich fürchte, daß ich einem Unfall zum Opfer fallen soll«, wiederholte Mrs. Dewick.
»Ich komme sofort!« sagte ich und legte auf. .
Mr. High und ich sahen uns einige Sekunden lang an. Allmählich zeichnete sich ein Lächeln um die Lippen des Chefs ab. »Sagten Sie, daß nichts hinter der Sache stecke?«
»Verdammt voreilig von mir, Sir.«
***
Ich fand Diana Dewick im Vorgarten ihres Hauses. Als ich den Jaguar stoppte, stürzte sie mir entgegen. Sie sah verstört aus. »Bitte, kommen Sie sofort mit in die Garage.« Sie eilte wie ein Wiesel vor mir her durch den Garten. Sie trug ein blaues Kostüm, dessen Farbe mit dem Rot ihres Haares großartig kontrastierte.
Die Garagentür stand weit offen. Die Garage bot Platz für zwei Wagen. Es stand aber nur ein schwerer Cadillac darin. Diana Dewick riß den Fahrerschlag auf. »Probieren Sie das Steuerrad, G-man!« Das Rad ließ sich so leicht drehen wie eine Kaffeemühle. Offensichtlich war die Lenkwelle abgebrochen.
»Ich glaube nicht, daß Sie mit dem Wagen auch nur aus der Garage gekommen wären, Mrs. Dewick.«
»Sie irren sich. Als ich mich hinter das Steuer setzte, schien es zu funktionieren, aber die Räder waren scharf nach rechts eingeschlagen. Sie können es noch sehen. Ich mußte das Steuer bei praktisch noch stehendem Wagen kräftig drehen. Dabei erst brach die Lenkwelle. Hätten die Räder wie üblich gerade gestanden, wäre die Welle erst irgendwo unterwegs gebrochen, wenn ich sie in einer Kurve belastet hätte. Irgendwer wollte, daß ich mir das Genick breche. Er vergaß lediglich, die Räder geradezustellen, nachdem er die Lenkung zerstört hatte.«
»Sind Sie damit einverstanden, daß wir den Wagen auseinandernehmen?« Sie bejahte. Wir gingen ins Haus. Ich rief eine Werkstatt an und bat, den Cadillac abschleppen zu lassen. Dann telefonierte ich mit Spong, dem Chef der technischen Abteilung unseres Labors. Ich teilte ihm mit, wohin der Cadillac abgeschleppt werden sollte, und bat ihn, den Ausbau der Lenkung zu überwachen.
Diana Dewick rauchte während dieser Gespräche nervös. »In spätestens zwei Stunden werden wir wissen,
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