Jerry Cotton - 0501 - Hochzeitsnacht mit einem Moerder
was mit dem Wagen geschah. Es ist durchaus möglich, daß es sich um einen normalen Defekt handelt.«
Sie schnaubte verächtlich durch die Nase. »Sagen Sie das nicht so laut, G-man, oder die Firma, die Cadillacs baut, wird Sie wegen Verleumdung verklagen. Ich verstehe genug von Autos, um zu wissen, daß die Lenkung eines fast neuen Wagens nicht von selbst zerbricht.« Sie zerdrückte die Zigarette im Aschenbecher.
»Wissen Sie, wohin ich fahren wollte, G-man? Ich wollte Pat von der Schule abholen. Wäre die Lenkung erst auf dem Rückweg zum Teufel gegangen, wäre Pat mit mir verunglückt.«
Sie verbarg das Gesicht zwischen den Händen.
»Wer hat den Wagen zuletzt benutzt?«
»Vincent! Er kam gestern nachmittag zurück. Er hatte irgendeine geschäftliche Besprechung.«
»Stand fest, daß Sie heute mit dem Cadillac zur Schule fahren würden?« Ihr Gesicht war so blaß, daß sich die Sommersprossen über dem Nasenrücken scharf abzeichneten. »Nein«, antwortete sie tonlos. »Ich benutze immer unseren zweiten Wagen, einen gewöhnlichen Chevrolet. Vincent mußte zu einer Grundstücksverhandlung nach New Jersey. Erst unmittelbar vor seiner Abreise erklärte er plötzlich, er würde den Chevrolet benutzen.«
»Nannte er einen Grund?«
»Er sagte, wenn er mit einem Cadillac käme, würde der Verkäufer sofort den Preis hochschrauben. Es sei besser, bescheiden aufzutreten.« Sehr leise setzte sie hinzu. »Ich lachte mit ihm zusammen über diesen Gedanken.«
»Gehen wir noch einmal zur Garage zurück.« Ich untersuchte das Schloß und das Kippflügeltor. Ich entdeckte einige Kratzer, die verdächtig aussahen. Wäh- rend ich noch damit beschäftigt war, terschien der Abschleppwagen.
»Ich werde Ihnen einen Spezialisten schicken, der sich in Ihrer Garage noch einmal umsieht, Mrs. Dewick. Ich glaube nicht, daß Sie sich in unmittelbarer Gefahr befinden. Aber scheuen Sie sich nicht, uns sofort anzurufen, wenn Sie sich durch irgend etwas beunruhigt fühlen. Wann erwarten Sie Ihren Mann zurück?«
»Er sagte, die Verhandlungen könnten lange dauern. Auf jeden Fall wollte er noch am Abend zurückkommen.«
»Veranlassen Sie ihn, daß er uns sofort anruft. Falls er mich nicht im FBI-Hauptquartier erreicht, kann er mich jederzeit in meiner Wohnung anrufen. Hier ist meine Nummer.«
»Danke, Mr. Cotton.«
Ich zögerte, bevor ich sagte: »Falls Sie sich von Ihrem Mann bedroht fühlen, kann ich die City Police um Abstellung eines Beamten bitten.«
Sie dachte nach, bevor sie antwortete: »Nein, ich glaube nicht, daß Vincent…« Sie vollendete den Satz nicht, sondern sagte: »Es wird sich alles aufklären.«
Eine halbe Stunde später stand ich mit Spong unter dem Cadillac. Spong pfiff durch die Zähne. »Hier«, erklärte er und zeigte mir die Stelle. »Ich wette, daß er mindestens eine Stunde unter dem Schlitten gelegen und gesägt hat.« Er gab einigen Automechanikern Anweisung, welche Teile ausgebaut werden sollten. Schließlich konnte er sie zusammenpacken. Wir fuhren ins Labor. Spong ließ die Teile reinigen. Er zeigte mir die Schnittflächen und die Bruchstelle. »Ich habe selten einen klareren Beweis für einen Mordversuch gesehen.«
»Er hat die Welle nahezu vollständig durchgesägt. Mußte der Rest nicht beim geringsten Steuerausschlag wegbrechen?«
»Wenn du es für nötig hältst, werden wir uns eine solche Welle beschaffen und entsprechende Versuche durchführen. Ich glaube auch, daß eine schon geringe Belastung die Steuerung unmöglich macht.«
»Mußte der Mann die Räder scharf einschlagen, um an diese Stelle der Lenkung zu gelangen?«
»Durchaus nicht. Auch bei geradestehenden Rädern ist diese Stelle erreichbar.«
»Glaubst du, daß man nach einem schweren Unfall die Beschädigung nicht mehr gefunden hätte?«
Spong lachte. »So kurzsichtig kann kein Unfallprüfer sein.« Während ich noch mit Spong im Labor stand, kam Henry Study, der einer unserer besten Spurensicherer ist. »Deine Garage bietet einiges, Jerry«, erklärte er. »Am Schloß fand ich linienlose Fingerabdrücke, die also von einer behandschuhten Hand stammen. Dort, wo der Wagen gestanden hat, entdeckte ich Abdrücke der ganzen Hand. Die Größe stimmt überein. Es handelt sich also um denselben Mann. Außerdem fand ich Stahlstaub, allerdings nicht unter dem Wagen, sondern daneben. Als er sägte, fing er den Staub auf, aber als er ihn in irgendeinen Behälter schüttete, muß er ein wenig verloren haben. Einige Textilfasern deuten
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