Jerry Cotton - 0501 - Hochzeitsnacht mit einem Moerder
Scheren Sie sich zum Teufel!«
Er versuchte die Tür zu schließen, Boyce schob den Fuß dazwischen. Harwood riß die Augen auf. »Sie riskieren eine Menge«, fauchte er. »Wenn Sie Ihren Fuß nicht sofort zurückziehen, werde ich Sie durch die Polizei an die Luft setzen lassen!«
»Rufen Sie das FBI!« antwortete Boyce schneidend. »Sie können den G-men bei der Gelegenheit erklären, an wen Sie 20 000 Dollar von der Versicherungssumme weitergeleitet haben.«
Harwoods Gesicht verfärbte sich. Er schob das Kinn vor. Einige Sekunden lang schien es, als wolle er sich auf den anderen stürzen. Dann wich er in die Diele seiner Wohnung zurück und gab Boyce den Weg frei. Der Privatdetektiv folgte ihm. Er drückte hinter sich die Tür ins Schloß.
Harwood zog eine Zigarre aus der Brusttasche, biß die Spitze ab und klemmte die Zigarre zwischen die Zähne, ohne sie zu entzünden. Er sprach nicht, sondern starrte den anderen nur stumm an.
Boyce brach das Schweigen. »Haben Sie eine vernünftige Erklärung, wo die 20 000 Dollar aus der Versicherungssumme geblieben sind?«
»Zum Teufel, es geht Sie nichts an, was ich mit dem Geld mache, das mir gehört! Meinetwegen nehmen Sie an, ich hätte die Dollars von der Washington Bridge in den Hudson gestreut.«
»Kein G-man und kein Richter kaufen Ihnen diese Antwort ab. Man wird dem Weg dieses Geldes folgen.«
»Alles Unsinn! Der G-man, den Sie herangeschleift haben, hat sich nicht wieder bei mir sehen lassen. Meine Frau ist verunglückt, und ich habe mit diesem Unglück nichts zu tun.«
»Okay, Mr. Harwood! Ich werde jetzt zum FBI-Hauptquartier gehen. Ich werde den G-men erzählen, daß Sie den größten Teil der ausgezahlten Versicherungssumme nicht mehr besitzen, und ich werde darauf bestehen, daß das FBI nachprüft, ob Sie dieses Geld dem Mann gezahlt haben, der den Unglücksfall, bei dem Ihre Frau starb, organisiert hat.«
»Geben Sie mir Feuer!« sagte Harwood. Boyce zog sein Feuerzeug, ließ es aufschnappen und hielt die Flamme dem anderen hin. Paffend setzte Harwood die Zigarre in Brand.
»Sie müssen mir eine Chance geben, Mr. Boyce«, sagte er, während er dicke Rauchwolken ausstieß.
»Eine Chance? Wozu?«
»Den Mann zu finden, der meine Frau versicherte.«
»Sie selbst haben Ihre Frau versichern lassen. Ich hörte, wie Sie dem G-man sagten, Ihre Frau habe die Höhe von 23 000 Dollar bestimmt.«
»Eine Notlüge! Ich habe Ethels Namen nie in eine Versicherungspolice gesetzt.«
»Ihre Story ist unwahrscheinlicher als ein Kindermärchen.«
»Sie wissen, wie verteufelt einfach es ist, eine Versicherung abzuschließen. Sie ziehen eine Police aus dem Automaten auf den Flughäfen oder den Motels längs der Highways. Sie setzten den Namen des Versicherten und dessen ein, an den die Summe ausgezahlt werden soll, und schicken die Police an die Versicherung. Irgendwer hat auf diese Weise meinen und den Namen meiner Frau mißbraucht.«
»Weiter, Mr. Harwood. Bis zu diesem Punkt kann Ihre Geschichte mit den Tatsachen übereinstimmen. Doch jemand, der so handelt, verliert nur die Prämienkosten, ohne etwas für sich zu erreichen. So läßt sich kein Nickel verdienen.«
»20 000 Dollar lassen sich so verdienen«, beharrte Harwood. »Wissen Sie, wie die Versicherung von dem Tode meiner Frau erfuhr?«
»Ich habe die Unterlagen gesehen. Sie haben der Transtate-Insurance-Gesellschaft mitgeteilt, daß Ihre Frau bei einem Unglücksfall umgekommen sei und Sie daher Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme hätten.«
»Dieser Brief wurde auf einem Bogen des Greenstade Hotels in Miami geschrieben. Briefpapier mit dem Aufdruck des Hotels liegt in den Schreibzimmern für jedermann greifbar. Meine Unterschrift auf einem solchen Brief leidlich zu fälschen, ist auch nicht besonders schwierig. Es handelt sich ja nicht um einen Scheck, sondern um einen einfachen Brief, der eine traurige Mitteilung enthält. Jedenfalls antwortete mir die Gesellschaft. Sie drückte ihr Bedauern über den Verlust aus, der mich betroffen habe, und teilte mir mit, daß sie die Versicherung auszahlen werde, sobald ich einen beglaubigten Totenschein eingeschickt hätte. Durch diesen Brief, Mr. Boyce, erfuhr ich zum erstenmal, daß für Ethel überhaupt eine Versicherung bestand. Am selben Tag rief mich der Mann an, der Ethel umgebracht hatte.«
Er nahm die Zigarre aus dem Mund und betrachtete die Glut. Während er weitersprach, hob er nicht den Blick.
»Der Mann sagte ungefähr: Ihre Frau ist
Weitere Kostenlose Bücher