Jerry Cotton - 0501 - Hochzeitsnacht mit einem Moerder
tot, Harwood. Daran läßt sich nichts mehr ändern. Sie wären dumm, wenn Sie nicht die Dollars als Trostpflaster annähmen, für die wir gesorgt haben. Selbstverständlich müssen Sie mit uns teilen. Das gehört sich so unter Geschäftspartnern.«
»Und Sie sind auf diesen Vorschlag eingegangen?«
»Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich glaube, ich stotterte etwas darüber, daß ich die Polizei unterrichten würde. Der Anrufer lachte. Die Polizei wird Ihnen die Story von Ihrer Unschuld nicht abkaufen, sagte er. Wenn Sie die Schnüffler einschalten, sorge ich dafür, daß sie herausfinden, auf welche Weise Ihre Frau umgebracht wurde. Und ich werde den Jungen von der Polizei gleichzeitig 'ne Menge Beweise dafür liefern, daß Sie den Mord bestellt haben.«
»Sie haben sich einschüchtern lassen?«
»Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich steckte in einer verdammten Zwickmühle. Ich zerbrach mir den Kopf nach einem Ausweg, aber ich fand keinen, und so schob ich es von Tag zu Tag hinaus, der Polizei von dem Anruf zu berichten. Bis dann eines Tages der Scheck kam. Ich nahm ihn an, und damit saß ich endgültig in der Falle.«
»Wann haben Sie dem Unbekannten seine Hälfte gegeben?«
Harwood stieß einen harten Schnaufer aus. »Die Hälfte? Er verlangte alles bis auf einen Rest von 3000 Dollar. Er ließ mich bis nach New York reisen. Ich hoffte schon, ich hätte ihn abgeschüttelt, aber er muß jeden meiner Schritte überwacht haben. Am Tage meiner Ankunft in New York rief er mich an. Er sagte: ,Sie haben kassiert, Harwood. Wir müssen abrechnen.‘ Er verlangte 20 000 Dollar. Er nannte einen Platz, an dem ich ihn treffen sollte. Mir blieb keine andere Wahl, als seinen Befehlen zu folgen.«
»Sie haben ihn also gesehen?«
»Ich sah einen Mann am Steuer eines Autos. Er trug eine dunkle Brille, einen hochgezogenen Schal und einen Hut, den er tief in die Stirn gedrückt hatte. Er nahm mir die Aktentasche mit dem Geld ab, ohne ein Wort zu sprechen.« Harwood stieß die Zigarre in einen Aschenbecher und zerdrückte die Glut.
»Seitdem habe ich an nichts anderes mehr gedacht, als den Kerl zu finden. Ich konnte die Polizei nicht einschalten, sondern mußte auf eigene Faust handeln. Nun, Mr. Boyce, ich bin auf eine heiße Fährte gestoßen.«
Der Privatdetektiv hatte seine anfängliche Skepsis verloren. Nach Harwoods Schilderungen mußte er ein Verbrechen, das so raffiniert angelegt war, für durchführbar halten.
»Hören Sie meinen Rat, Mr. Harwood, und gehen Sie zum FBI!«
»Zum Teufel, ich sagte Ihnen doch, daß das unmöglich ist. Nur wenn ich den Mann gestellt habe, kann ich die G-men einschalten. Wenn ich ihnen zu diesem Zeitpunkt, ohne den geringsten Beweis und außerdem mit ’nem Haufen Lügen vorbelastet, meine Story verkaufen will, werden sie nur ein Geständnis heraushören.«
Er faßte Boyce an den Jackenaufschlägen.
»Lassen Sie mir eine Chance! Auch für Sie steckt ein Volltreffer darin. Sie sind Privatdetektiv. Arbeiten Sie mit mir zusammen! Wenn Sie und ich den Mann, dem dieser Trick eingefallen ist, zur Strecke bringen, handeln Sie sich einen Ruf als Privatdetektiv ein, neben dem der alte Pinkerton ein Provinzler wird. Überlassen Sie den G-men die Arbeit, so gehen Sie leer aus, und ich habe alle Aussichten, unschuldig zu 30 Jahren verurteilt zu werden.«
Der Berufsehrgeiz siegte in Allan Boyce. »Geben Sie mir Einzelheiten, Harwood!«
»Gut! Ich habe Ethel in New York kennengelernt. Wir haben hier geheiratet und sind von hier nach Miami gestartet. Klar, daß der Mann uns damals schon als Opfer ausgesucht haben muß. Ich weiß nicht, wie viele Paare in New York täglich heiraten. Sicherlich einige Tausende. Warum wählte er ausgerechnet Ethel und mich? Ich kam zu dem Schluß, daß er Ethel vor ihrer Heirat gekannt haben muß. Ich machte mich daran, alle Leute zu überprüfen, die je mit Ethel zusammengetroffen waren. Dabei stieß ich auf die Spur.«
»Sie fanden den Mann?«
»Noch nicht, Boyce. Nur eine Bande kann solche Verbrechen organisieren und durchführen. Bedenken Sie, daß Ethel und ich und nach Ethels Tod ich allein über Wochen hinweg nicht aus den Augen gelassen wurden! Ich stieß auf einen Burschen, von dem ich fest glaube, daß er zu dieser Bande gehört und Ethel als Tip an seinen Boß geliefert hat.« Er biß die Zähne aufeinander. »Deshalb trägt er die Hauptschuld an Ethels Tod, auch wenn er sie nicht selbst umgebracht hat.«
»Wie heißt der Mann?«
»Hören Sie,
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