Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown
Unterschrift auf fünf Quittungen erscheint. Auf Quittungen, die gleichzeitig als Mordbestätigung gelten können?«
»Ich weiß es nicht.«
Einer der beiden Polizisten, die vorhin den Kroaten hereingeführt hatten, reichte ein Tablett mit Kaffee herein. Mit einer Tasse!
Ich sah den gierigen Blick Perjanoff s. »Möchten Sie trinken?« fragte ich ihn. »Gern, — die Brühe war kalt, die man mir heute morgen vorgesetzt hatte.«
»Mr. Perjanoff«, begann ich von neuem, »ich bin hergekommen, weil mir noch einiges unklar erscheint. Die Beweise, die gegen Sie sprechen, sind zu eindeutig, zu glatt. Ich will Ihnen das nicht verhehlen. Andererseits möchte ich nicht, daß Sie sich falschen Hoffnungen hingeben. So wie die Dinge zur Zeit liegen, werden Sie verurteilt werden. Zum Tode, Mr. Perjanoff!«
Der Kroate schwieg.
»Wer hat es auf Ihr Leben abgesehen? Wer will, daß Sie sterben? Sie haben Feinde! Nennen Sie mir ihre Namen, und ich will tun, was man überhaupt noch tun kann!«
Statt einer Antwort, verblüffte er mich mit einer Frage:
»Wie geht es Pjelna?«
Ich mußte zugeben, daß ich es nicht wußte.
»Können Sie nicht… noch einmal anrufen?«
»Jetzt nicht«, wich ich aus. »Aber ich verspreche Ihnen, Nachricht zu geben. Vielleicht heute abend, vielleicht morgen. — Mr. Perjanoff, sagen Sie mir, was Sie wissen!«
»Ich habe alles gesagt.«
Ich wußte, daß er log, nur konnte ich es nicht beweisen. Er log, weil er jemanden schützen wollte. Er war nicht der Mann, für den er sich ausgegeben hatte. Er war viel gewandter, viel geschliffener. Den Tölpel, den unerfahrenen Ausländer aus Osteuropa hatte er nur gespielt. Gut gespielt, wie ich zugeben mußte. Aber warum? Warum schwieg er, wenn es um seinen Kopf ging?
»Ich fürchte, ich kann nichts für Sie tun, Mr. Perjanoff. Sie machen es mir sehr schwer, an Ihre Unschuld zu glauben.«
»Ich bin unschuldig.« Das war sein letztes Wort. Ich bekam nichts mehr aus ihm heraus. Er war ein anderer Mann als der, den Phil und ich gestern kennengelernt hatten. Irgend etwas veränderte ihn über Nacht. Was? Hier schien der Schlüssel zu dem Geheimnis zu liegen, dem bereits sechs Männer zum Opfer gefallen waren.
***
Die Crew stand an der Reling; harte Burschen waren es, die das Gesetz für überflüssig hielten. In allen Erdteilen hatten sie sich den Wind um die Nase wehen lassen, hatten geschmuggelt, geraubt und jeden beiseite geschafft, der sich ihnen in den Weg stellte.
Seit einem Jahr fuhren sie unter dem Kommando von Kapitän Hilmore, der von ihrer Art war und das Geschäft dort suchte und fand, wo es sich ihm anbot.
Sie kannten die gefährliche Fracht, die sie nach New York geschafft hatten. Und sie wußten auch, was sie wieder mit zurücknehmen würden. Es kümmerte sie nicht, wenn nur die Heuer pünktlich gezahlt wurde und ein Vielfaches von dem betrug, was sie sonst bekommen würden.
Sie sahen den Kapitän herankommen, der eine Arm hing seltsam leblos an der Seite.
Hilmore ging über das Fallreep an Bord.
Keiner sprach ein Wort. Sie blickten ihn nur an, und ihre Augen blieben auf dem blutverkrusteten Ärmel haften.
»Es ist nichts«, sagte Hilmore, »Pete kann die Schramme verbinden.«
Er musterte die Mannschaft. Dann sagte er. »Jemand will uns in die Suppe spucken. Es ist Zeit, daß wir uns selbständig machen. In einer Stunde habe ich einen Gang vor. Ich brauche Freiwillige, drei Mann.«
Steuermann Evello trat vor, ihm folgten der Leichtmatrose und der Schiffszimmermann Caress.
»Messer oder Pistole?« fragte Evello knapp.
»Beides, — ich verabscheue Mord. Aber wenn es sein muß, muß es sein. Besser man wird für etwas gehenkt, was man getan hat, als für etwas, das einem andere in die Schuhe schieben wollen. So sieht es nämlich aus, Jungens!«
Die Männer nickten. Ihnen war es gleich, was der Kapitän für Motive anführte. Sie fragten nicht, sondern führten das aus, wofür sie bezahlt wurden. Und ihren Gesichtern war anzusehen, daß sie sich auf die Abwechslung freuten.
***
Pünktlich um 16 Uhr verließ Per Kovaci sein Büro, stieg in einen vor der Tür stehenden schwarzen Chevrolet und verließ das Hafengelände.
Es brannte ihm unter den Fingernägeln. Der Boß mußte so schnell wie möglich von der Sache mit Kapitän Hilmore unterrichtet werden. Und da er nicht telefonieren wollte, mußte er sich selbst hinbemühen.
Per Kovaci war nicht wohl in seiner Haut. Vielleicht war er doch etwas zu weit gegangen. Auf jeden Fall hätte
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