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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß die Burschen keine großen Kanonen bei sich hatten.
    Ich raste auf das nahe Ende der Beleuchterbühne zu. Dort befand sich eine kleine eiserne Tür, die zunächst einmal Schutz und Rettung versprach.
    Die Beleuchterbühne bestand aus einem schmalen Stahlrost und einem einfachen Geländer. Sie schwankte ein wenig, als ich auf die Tür zuhastete. Ein Feuerwerk von Kugeln umtanzte mich. Einige davon trafen den Stahlrost. Dem harten schrillen Klang der aufprallenden Kugeln war zu entnehmen, daß sie durchaus noch genügend Power hatten, um mir gefährlich zu werden. Einige Kugeln sausten mit häßlichem Geräusch als Querschläger durch die Luft.
    Ich hatte die Tür erreicht. Ich wollte sie aufreißen, aber sie ließ sich nicht öffnen. Mir stockte der Atem. Wie konnte ich nun erwarten, daß jede weitere Kugel daneben ging. Eine mußte treffen, und zwar schon sehr bald — dann war meine große Theaterpremiere vorbei.
    Auf der anderen Seite der Beleuchterbühne befand sich ebenfalls eine kleine Tür. Ich wagte es jedoch nicht, den Weg durch den zu erwartenden Kugelhagel zurückzulegen.
    Es war einen Moment völlig still im Theater. Die Männer auf der Bühne sahen, daß ich nicht durch die Tür entkommen konnte. Sie beobachteten mich, sie belauerten jede meiner Bewegungen, ich war für sie die Ratte in der Falle. Sie gehörten zu jener Sorte von Menschen, für die es ein Vergnügen ist, eine in die Enge getriebene Kreatur, ihre Reaktionen und falls möglich ihre Todeskämpfe zu verfolgen.
    Mein Blick huschte umher, er glitt über die verwirrende Vielfalt von Stricken, Scheinwerfern und Querverbindungen, die aus dem Schnürboden eine eigene fremde Welt machten. Aber diese Welt endete an den weißgetünchten Mauern mit den Stahltüren, die in die Treppenhäuser führten, und sie war nach unten hin praktisch offen und nur von ein paar dünnen Stahlträgern und einigen Stahlrosten durchbrochen.
    Im nächsten Moment entdeckte ich neben der Tür einen graugestrichenen Sicherungskasten. Die Tür hatte einen Schnellverschluß. Ich riß den Kasten auf und drehte die Sicherungen heraus, eine nach der anderen. Die Scheinwerfer auf der Bühne fielen batterieweise aus, eine Gruppe folgte der anderen.
    Als die Männer unter mir begriffen, daß ich ihnen auf diese Weise das Schauspiel meiner momentanen Hilflosigkeit entzog, starteten sie den zweiten Teil ihres Kugelfeuerwerks. Doch diesmal schossen sie schon wieder blind. Der obere Teil der Bühne lag im Dunkel. Dagegen war unter mir alles hell.
    Ich konnte die Schützen sehen, aber es hätte wenig Sinn gehabt, auf sie zu schießen. Erstens hatte ich keine Lust, den wertvollen Inhalt meines Pistolenmagazins auf eine solche Distanz zu verpulvern, und zweitens verspürte ich keine Lust, in einem Anfall von Panik meinen Plan aufzugeben.
    Ich wollte noch immer das Syndikat erobern. Nur, wenn mich die Gangster als einen der ihren akzeptierten, hatte das FBI eine Chance, die Geheimnisse, die Methodik und die Verflechtungsprinzipien des Syndikats in Theorie und Praxis kennenzulernen.
    Im Moment standen die Odds gegen mich. Das hatte nicht viel zu sagen. Es kam nur darauf an, das Ruder im entscheidenden Moment wieder herumzuwerfen.
    »Hört mir zu, Männer!« rief ich.
    Meine Worte dröhnten, als würden sie von einem Dutzend Lautsprecher übertragen. Die Akustik in diesem Bau war wirklich ganz vorzüglich. Die Knallerei stoppte sofort. Die Gangster wollten erfahren, was ich ihnen zu sagen hatte.
    »Die Sache mit den drei Bs ist nicht so, wie Whitey sie geschildert hat! Egal, was Whitey auch darüber sagen mag… ich war nicht dabei, als Jeff sich die Buchstaben verpassen ließ! Das war nach meiner Zeit. Ich warne euch! Ich bin nicht euer Wild, Männer. Wenn ihr nicht sofort zurück an den Verhandlungstisch geht, werden aus den,Jägern schon sehr bald die Gejagten werden!«
    Ich hatte selbst das Gefühl, das die Worte angesichts meiner Situation reichlich großspurig klangen, und deshalb war ich nicht überrascht, als mir lautes Hohngelächter entgegenschallte.
    Das laute Lachen gab mir Gelegenheit, ungehört die Brücke zu überqueren und auf die andere Seite des schmalen Steges zu gelangen. Ich griff nach der Türklinke. Als sie nachgab, atmete ich erleichtert auf.
    Ich huschte in das Treppenhaus. Es war erleuchtet. Ich hörte Schritte, die heraufkamen, aber ich konnte niemanden sehen. Das Treppenhaus war kahl und nüchtern, bot also kein Versteck.
    Es war ein einzelner Mann, der ohne

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