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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren gefallen.
    Jetzt galt es zu handeln. Ich hatte zwar eine Pistole in der Schulterhalfter stecken, doch welche Chance hatte ich damit gegen mehr als ein Dutzend bewaffneter Gangster?
    Das Büro der CONSTRUCTORS GUILD lag im neunten Stockwerk eines älteren, sehr solide gebauten Bürohauses. Die Fenster des Sitzungszimmers wiesen zum Hof. Beim Heraufkommen hatte ich festgestellt, daß nur in der ersten Etage noch Licht und Betrieb gewesen war. Dort befanden sich die Gesellschaftsräume einer Tanzschule. Durch die geöffneten Fenster hörte man eine Musikbox dröhnen.
    »Hände auf den Tisch!« stieß ich hervor. Ich hielt meine Pistole in der Hand, noch ehe das erste Wort dieses Befehls meine Lippen passiert hatte.
    Einer der Gangster, ein gewisser Fred Ramsey, ließ seine Rechte in die Höhe schnellen. Ich schoß ebenso rasch wie zielgenau. Ramsey sackte in sich zusammen und wurde kalkweiß. Die Kugel hatte seinen Oberarm getroffen.
    Die anderen saßen wie gelähmt. Ihre mir zugewandten Augen waren kleine häßliche Tümpel funkelnden Hasses und unbändiger Rachsucht. Aber der soeben gelieferte Beweis meines Reaktionsvermögens und meiner Entschlossenheit ließ sie zähneknirschend kuschen. Auch Slim und Brockley spurten. Sie waren außer mir die einzigen, die am Tisch standen.
    Ich erfaßte mit der linken Hand die Kassette. Die Muskeln der Männer spannten sich, sie belauerten jede meiner Bewegungen. Sie hatten nicht vor, auch diese Runde zu verlieren. Sie warteten nur auf die passende Gelegenheit zum Konterschlag.
    Ich ging rückwärts bis an das Fenster. Ohne mich umzuwenden, schleu derte ich die Kassette nach draußen. Es dauerte einige Sekunden, bis der Stahlbehälter mit einem explosionsartigen Laut auf einen dort parkenden Wagen krachte. Es war aber keineswegs sicher, daß er von den Teilnehmern des Tanzkurses gehört worden war. Das Dröhnen der Musikbox übertönte möglicherweise alle anderen Geräusche.
    Vielleicht werden Sie sich fragen, warum ich in diesem Moment nicht die Karten auf den Tisch legte und sagte, wer ich war. Immerhin hätte ich den Schock, den diese Nachricht zweifellos ausgelöst hätte, durch die Behauptung untermauern können, das Gebäude sei von G-men umstellt.
    Zwei Gründe sprachen gegen eine solche Aktion. Die Burschen wußten jetzt, daß ich ein Bluffer war. Sie wären unter keinen Umständen bereit gewesen, mir ein zweites Mal zu glauben, und hätte ich die volle Wahrheit gesagt.
    Zum anderen wußte ich noch nicht, ob und wie es mir gelingen würde, hier heil herauszukommen.
    Freilich: Hätte in dieser Sekunde auch nur einer von ihnen die Gelegenheit gehabt, auf mich zu schießen, wäre ich gewiß sofort ein toter Mann gewesen.
    Ich stand mit dem Rücken zum Fenster und spürte, wie die kühle Abendbrise meinen Nacken umfächelte. Die einzige Erfrischung in dieser brandheißen Situation. Wenn ein Mann wie ich in die Höhle des Löwen geht, um sich zum Oberlöwen wählen zu lassen, dann trifft er natürlich ein paar Vorbereitungen, um nicht gebissen zu werden.
    Höhlen haben im allgemeinen keinen Notausgang, aber ich hatte mir das Haus von der Hofseite her angesehen und wußte, daß zwei Feuertreppen existierten, die über eine Reihe von Plattformen nach unten führten.
    Leider kam diese Fluchtmöglichkeit kaum in Betracht, denn beim Hinabklettern wäre ich schutzlos dem konzentrierten Feuer der Gangster ausgesetzt gewesen.
    Farlund hatte drei Bereitschaftswagen mit FBI-Beamten abkommandiert, die in verschiedenen Seitenstraßen parkten und nur auf ihren Einsatzbefehl warteten. Auf Überwachungsmanöver in unmittelbarer Hausnähe war verzichtet worden, denn die BBB-Leute kannten ihre Gegner, und wir hatten vereinbart, die Boß-Wahl nicht durch irgendeine Panne zu gefährden.
    Slim hatte die Kassette aus dem Nachbarzimmer geholt, anscheinend Brockleys ehemaliges Privatbüro. Die Verbindungstür war gepolstert. Sie wirkte, wie alles in diesen Räumen außer den Gangstern selbst grundsolide. Von außen steckte kein Schlüssel. Ich hoffte, daß er sich auf der Innenseite befand. Ich bewegte mich auf die Tür zu, ohne die Männer aus den Augen zu lassen.
    »Stop!« sagte Slim scharf. Offenbar stand er unter dem Eindruck, endlich einmal seine Führernatur beweisen zu müssen. Dann wurde seine Stimme überraschend weich und entgegenkommend:
    »Gib es auf, Freundchen, hier kommst du nicht heraus! Vergiß nicht, daß Jeff einmal in diesen Räumen gearbeitet hat. Er hat an alles gedacht.

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