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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehören nur etwas Menschenkenntnis und Phantasie.« Wingy Cords straffte sich. Ihr schien endlich eine Rechtfertigung eingefallen zu sein. Glücklicherweise unternahm sie keine weiteren Versuche, ihre Teilnahme an den Vorbereitungen des Anschlages abzustreiten.
    »Als die Sache geplant und arrangiert wurde, wußten wir doch noch nichts von Ihrer Existenz, Arty!«
    »Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen«, meinte ich spöttisch. »Rocky hätte es natürlich nicht gewagt, einem Brockley die Brocken um die Ohren fliegen zu lassen!«
    »Genau!« sagte Wingy Cords erregt. »In gewisser Hinsicht handelten Rocky und seine Leute nur im Sinne der hiesigen Unterwelt. Ist Ihnen eigentlich klar, was passiert wäre, wenn Connors, Pyle oder Slim in dieser Stadt Jeffs Nachfolger geworden wäre. Keiner von ihnen hatte oder hat das Format, das man als Syndikatsboß braucht! Die Kerle hätten nur das Klima verdorben und das FBI zu harten Maßnahmen herausgefordert. Rocky und alle anderen Big-Time-Boys wären davon zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen worden. Kein Wunder, daß Rocky diesen Schwierigkeiten Vorbeugen wollte!«
    »Das erklärt alles«, meinte ich sarkastisch. »Obwohl Rocky also nur Pyle, Connors oder Slim fürchtete, versuchte er sicherheitshalber die ganze Bande in die Luft zu sprengen!«
    »Wenn es ihm gelungen wäre, säßen Sie jetzt nicht hier!« zischte Wingy Cords.
    Ich grinste. »Schlechte Arbeit, nicht wahr? Das ist der Jammer mit Rocky. Ihm fehlen die Fachleute, und er selbst hat immer nur die Begabung für die zweite Geige gehabt.«
    »Was haben Sie vor, Arty? Sagen Sie es mir!«
    »Ich werde mit Rocky sprechen müssen«, antwortete ich. »Er wird tief in die Tasche greifen müssen, um den Schaden zu ersetzen.«
    Wieder begann Wingy Cords zu zittern. »Sie dürfen mich nicht mit in diese Geschichte hineinziehen! Rocky würde mich umbringen, wenn er erführe, daß ich geplaudert habe!«
    »Er wird Sie nicht umbringen«, sagte ich ruhig. »Sie werden ihm nämlich klarmachen, wo in dieser Stadt seine Grenzen liegen. Er wird das gleiche auch von mir zu hören bekommen!«
    »Ich habe Angst«, murmelte Wingy Cords.
    Ich ließ mich vom Hocker gleiten. »Die hätten Sie vorher haben sollen!« sagte ich. Wingy brachte mich zur Tür. »Was… was soll ich Rocky nur sagen?« fragte sie beinahe händeringend.
    Ich blieb stehen. »Ich wünsche Rocky nach seiner Rückkehr sofort zu sprechen. Rufen Sie ihn an und teilen Sie ihm das mit. Noch eins… wer hat in Rockys Abwesenheit die Sprengladungen ausgelöst?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wingy Cords, mittlerweile völlig blaß, apathisch und müde.
    »Wer hat sie installiert?«
    »Fragen Sie Rocky!«
    »Einverstanden«, nickte ich grimmig. »Es ist ein ganzer Katalog von Fragen. Rocky wird daran seine helle Freude haben!«
    ***
    Sie waren alle gekommen, trotz ihrer zum Teil recht erheblichen Verletzungen. Sie saßen vor mir, im Konferenzzimmer der Firma CONSTRUCTORS GUILD. Es war zweiundzwanzig Uhr, und Whiteys Tod lag nun schon einen Tag zurück. Die Vorhänge Waren geschlossen. Dichte graublaue Rauchschwaden hingen im Raum. Vor jedem Tagungsteilnehmer stand eine Karaffe Wasser mit Glas. Patricia kam als letzte, sehr elegant, in einem schwarzen mit Pelz besetztem Kostüm. Ich registrierte, daß der Glanz in ihren Augen besonders auffällig war, sie hatte schon wieder eine Spritze genommen.
    Es war nicht ganz leicht, die Atmosphäre im Raum zu definieren. Die Gangster verhielten sich schweigsam. Es herrschte eine ziemlich gedrückte Stimmung, wie vor einer Gerichtsverhandlung. Ich fragte mich, ob Whiteys Tod daran schuld sein mochte, oder ob sie eine Katastrophe von der Art befürchteten, wie sie sie im Hunting Park Theater erlebt hatten.
    Das Syndikat war nicht nur rein zahlenmäßig stark reduziert worden. Seine Mitglieder schienen auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen eingebüßt zu haben. Da fast alle nur vermuten konnten, auf wessen Konto die Ermordungen Pyles und Whiteys gingen, herrschte allgemeine Unsicherheit. Die meisten blickten mich unablässig an, teils zweifelnd, teils hoffnungsvoll, als erwarteten sie von mir, ich würde die Krise nun endlich bereinigen.
    Der Tisch war enorm lang und ziemlich schmal. Ich saß in Jeffs Armlehnstuhl am Kopfende. Slim saß neben mir, auf einem normalen Stuhl genau wie die anderen. Schon dieses Arrangement war eine klare Vorwegnahme des Wahlergebnisses.
    Slim gab sich mir gegenüber sehr verbindlich. Als

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