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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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herumwirbeln, um in Abwehrposition zu gehen, aber in diesem Moment wurde mir von hinten ein Stück Stahl in den Rücken gerammt.
    Eine harte, höhnische Männerstimme sagte trocken: »Spitzel, dein Traum ist aus!«
    Ich schloß die Augen.
    Nach allem, was ich hinter mir hatte, war dieser Abschluß der Aktion mehr als niederschmetternd. Rasch reimte ich mir zusammen, was geschehen war: Meine Zwangspause in dem gestoppten Fahrstuhi hatte einem- der Gangster genügt, den Hof über die Feuertreppe vor mir zu erreichen. Er hatte gewußt, daß ich hier auftauchen würde, um die Kassette zu holen. Hinter einem der geparkten Autos hatte er auf seine Chance gewartet, sie bekommen und genutzt.
    »Hoch mit den Greifern, mein Junge!« sagte er halblaut. »Und keine Mätzchen, sonst kriegt meine Kanone einen ganz gefährlichen Husten!«
    Ich hob gehorsam die Hände. Der Stimme nach konnte es Hank Lister sein. Er war einer der jüngsten und beweglichsten Burschen der Gang. Vermutlich war er deshalb dazu bestimmt worden, den Weg über die Feuertreppe nach unten anzutreten.
    »Wo hast du deine Kanone? In der Schulterhalfter?« fragte er.
    Ich nickte. »Geh ’rüber an die Wand und lehn dich mit den Händen dagegen« befahl er. »Du weißt ja, wie man so etwas macht, oder?«
    Ich trottete gehorsam los und fragte mich, was aus dem verbeulten Wagen und der Kassette geworden war. Vermutlich hatten die Gangster den Stahlbehälter schon wieder in ihren Besitz gebracht.
    »So«, sagte Lister. »Die linke Hand bleibt schön an der Mauer, mit der rechten ziehst du die Kanone aus der Schulterhalfter. Laß sie einfach fallen, Spitzel, den Rest besorge ich schon selbst.!«
    Ich tat, was er mir auftrug. Er hatte seine Pistole erneut in meinen Rücken gepreßt, und es bedurfte keiner Frage, um zu erfahren, daß sein Finger genau am Druckpunkt lag.
    Die Pistole landete krachend auf dem Asphaltboden. Über mir drang aus den weit geöffneten Fenstern der Tanzschule der Rhythmus eines Beatschlagers, das Schieben und Stampfen von Füßen und das Lachen vergnügter junger Leute. Warum fiel es keinem der Tanzenden ein, mal aus dem Fenster zu schauen, um ein wenig frische Luft zu schnappen?
    »Gib der Pistole einen kleinen zarten Kick!« sagte Lister beinahe liebevoll.
    Ich begriff, daß diese Aktion vermutlich meine letzte Chance war, das Blatt zu meinen Gunsten zu Wenden. Ich gab der Waffe mit dem Fuß einen kleinen gezielten Stoß. Sie rutschte bis knapp unter die Ladefläche eines schräg hinter mir parkenden Dreivierteltonners.
    Ich spitzte die Ohren und spannte die Muskeln. War Lister auf Draht, ließ er die Pistole einfach dort liegen. Aber er war sich seiner Sache wohl zu sicher, und im übrigen war er noch zu jung, um der Faszination zu erliegen, die die Aneignung einer fremden Waffe für ihn hatte. Er zog die Pistole aus meinem Rücken zurück und sagte mit warnender Stimme: »Keinen Mucks, Spitzel, oder ich serviere dich ab!«
    Dem Ton nach meinte er es ernst. Ich rührte mich nicht vom Fleck, wartete jedoch gespannt auf den dumpfen, von mir erhofften und anvisierten Laut, der den Gegenangriff signalisieren sollte.
    Lister zog sich langsam zurück, Schritt für Schritt, dann ging er in die Hocke. Ich vermochte seine Bewegung nicht mit den Augen zu verfolgen, aber es war leicht, sie sich vorzustellen. Natürlich nahm er seinen Blick keine Sekunde von meinem Rücken.
    Seine linke Hand tastete suchend über den Asphalt. Er mußte den Kopf sehr tief halten, weil die Waffe unter der Ladefläche lag. Als er die Pistole endlich in der Hand hatte, richtete er sich rasch und wie erlöst auf. Dabei krachte er mit seinem Schädel gegen die Unterkante des Laderaums.
    Genau auf dieses Ereignis hatte ich sehnlichst gewartet. Mit beiden Händen stieß ich mich von der Wand ab und schnellte herum auf ihn zu.
    Der Schmerz und das jähe Erschrecken, die der Anprall in Lister ausgelöst hatte, ließen ihn für eine Sekunde die Augen schließen. Als er sie wieder öffnete, sah er nur noch den Schatten, der auf ihn zuflog.
    Noch ehe er zu reagieren vermochte, war ich über ihm. Lister verlor meine Pistole. Der Schwung unserer Körper entfernte uns von ihr, so daß es nur noch um seine Waffe ging.
    Kämpfend, keuchend, ringend und kickend rollten wir über den schmutzigen Asphalt. Ich wußte, daß man uns aus der neunten Etage beobachtete. Falls sich kein zweiter Gangster im Hof befand, spurteten jetzt sicherlich einige von Slims Hilfstruppen nach unten. Es kam

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