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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich, als sei ich eine Giftschlange. Er hielt seine Pistole in der Hand. Ich fragte mich, ob er sie mit Hilfe eines Reservemagazins inzwischen wieder geladen hatte.
    »Er hat mich überrumpelt«, murmelte Paul, ohne mich aus den Augen zu lassen. Es war zu spüren, daß er förmlich darauf brannte, die Scharte vor den Augen der anderen wieder auszuwetzen.
    »Das kannst du wieder gutmachen«, meinte Slim. Er sprach leise, aber die hervorragende Akustik des Theaterbaus erhob seine Stimme zur Wucht einer Stereovorführung. »Bring ihn um!«
    Die Männer erstarrten. Selbst Paul Stewart schien überrascht. Sie hatten mit einer Diskussion gerechnet, aber nicht mit einem Mordbefehl.
    Paul Stewart grinste töricht. Ich hatte allen Grund, ins Schwitzen zu geraten, aber ausgerechnet auf Stewarts Stirn zeigte sich plötzlich feuchter, klebriger Schweiß.
    »Hörst du nicht, was Howard dir befiehlt?« kreischte Connors plötzlich. Seine Stimme kippte vor Hysterie fast über.
    »Euer Paul hat zwar das Pulver nicht erfunden«, sagte ich höhnisch, »aber er ist nicht so dumm, wie ihr zu glauben scheint. Er weiß, daß ich kein verdammter Narr bin. Niemand wäre so dumm, sich ohne gewisse Absicherungen in die Höhle des Löwen zu wagen. Ich für mein Teil habe jedenfalls ein paar Vorkehrungen getroffen.«
    »Worauf wartest du noch?« schrie Slim, der plötzlich seine Beherrschung verlor. Er wollte sich unter keinen Umständen irgendwelche Punktverluste zuschulden kommen lassen.
    »Ja, worauf wartest du noch, Paul«? erkundigte ich mich spöttisch. Ich kam mir vor wie ein Pelzmantelträger in der Sauna, ich hätte gern mit einem Finger zwischen meinen Kragen und den Hals gefaßt, ich hätte hunderttausend Dinge nennen können, die ich meiner augenblicklichen Situation vorzog, aber mir blieb keine andere Wahl, als in der Pose des schnoddrigen Helden zu verharren.
    »Da ist jemand, der dich zu einem Mord anstachelt«, fuhr ich fort. »Er ist nicht dein Boß. Er hat keine Befehlsgewalt. Er will dich nur dazu bringen, daß du für ihn die Kastanien aus dem Feuer holst. Er selber ist zu feige für den Job. Warum schießt du nicht, Paul? Vielleicht klopft dir dein Kumpan nachher anerkennend auf die Schulter. Ich kenne allerdings Leute, die für einen Mord ein bißchen mehr verlangen!«
    Stewart schluckte. »So geht es nicht, Howard!« sagte er lahm.
    Slim gab sich nicht geschlagen. »Einer von euch wird jetzt aufstehen und die Arbeit erledigen!« schrie er in den Zuschauerraum hinein. »Whitey zahlt demjenigen, der jetzt aufsteht und die Sache in die Hand nimmt, zehntausend Bucks auf den Tisch des Hauses!«
    »Moment mal, Howard«, ließ Whitey sicih vernehmen. Er sprach zum ersten Mal. Seine Stimme war so zähflüssig wie dicker Syrup, aber sie war von einer Art, der man sofort zuhörte. »Ich verwalte das Syndikatsvermögen«, sagte er. »Du kannst darüber nicht verfügen. Wenn du der Boß wärest, oder wenn man dich wählte, stünden die Dinge anders. Bis zur Klärung der Angelegenheit bin ich nicht befugt, deine Wechsel einzulösen.«
    Connors hatte sich inzwischen wieder gefangen. Er bewegte ungeschickt die schmerzende Schulter und sagte dann: »Moment mal, Whitey, du gibst doch zu, daß als Boß nur Howard oder ich in Frage kommen?«
    Whitey schwieg. Seine Fischaugen ruhten nicht gerade respektvoll auf Connors. Mir dämmerte es plötzlich, daß sich auch Whitey Hoffnungen auf die Stellung des Bosses machte.
    »Howard oder ich, das ist abgemacht«, erklärte Connors. »Wenn Howard und ich gemeinsam für Artys Abgang stimmen, dann mußt du das akzeptieren, klar?«
    Whitey schwieg noch immer, aber das schien Connors nicht zu stören. »Du bekommst die Zehntausend, Paul«, sagte er zu Stewart. »Dafür stehe ich gerade! Los, puste unseren Freund endlich von der Bühne!«
    Ich trat bis an die Bühnenrampe und tat so, als existierten für mich weder Stewart noch die beiden Chefkandidaten. »Nun hört mir mal gut zu. Ich kann verstehen, daß ihr mir nicht grün seid. In euren Augen bin ich der Fremde, der Eindringling. Okay, das kann ich nicht ändern. Aber ich kann erwarten, daß ihr euren Grips benutzt, um die Lage ein wenig zu durchleuchten. Wie hätte wohl Jeff in dieser Situation gehandelt? Los, sagt es mir! Er wäre nicht explodiert wie Connors und er hätte keinen Mordauftrag erteilt wie Slim. Stimmt's? Jeff ist groß und mächtig geworden, weil er in entscheidenden Situationen stets die Nerven behielt. Auf diese Weise hat er das

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