Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
meine Hände langsam zurück. Sie waren blutig. Ich richtete mich auf. Im Rahmen der Foyertür standen jetzt drei Männer. Sie starrten mich an, aus schmalen, funkelnden und drohenden Augen. Die Fäuste hatten sie in einer Weise geballt, als seien sie entschlossen, mich zu Kleinholz zu verarbeiten.
    »Was hat das zu bedeuten, Bunny?« bellte einer der Männer. Er war ein rothaariger sommersprossiger Bursche, den ich als einen gewissen Rodney Brewer identifizierte. »Noch ein verdammter Schnüffler?«
    Seine Worte machten klar, daß der Halbbewußtlose versucht hatte, die Tagung der Syndikatsmitglieder zu belauschen. Es gab also doch noch Reporter mit Mut und Initiative. Leider hatte es der Bursche nicht schlau genug angestellt, um den Gangstern ein Schnippchen zu schlagen. Oder war er selbst ein Gangster, der den Auftrag gehabt hatte, die Entwicklung der Konkurrenz zu beobachten?
    Wie dem auch sei, mir blieb im Moment keine Zeit, mich um den Mann zu kümmern. Glücklicherweise war er, wie ich sah, keineswegs lebensgefährlich verletzt. Er hatte nur eine schreckliche Tracht Prügel bezogen.
    McNeill zuckte die Schultern. »Er behauptet, Arty Brockley, der Tiger, zu sein!« sagte er.
    Die Gesichter der drei Männer fielen ratlos auseinander. Ich ging auf sie zu, sehr gerade und resolut, aber ohne forcierte Eile. Die Männer wichen vor mir zurück. Sie machten Platz. Ich ging an ihnen vorbei und betrat den Zuschauerraum. Ich blieb stehen.
    Auf den ersten beiden Sitzreihen zählte ich acht Männer und ein Mädchen. Patricia King. Sie trug ein grünes Samtkostüm und eine weiße Pelzkappe. Auch die Kleidung der anderen Anwesenden zeigte kein Schwarz der Trauer.
    Die Männer und das Mädchen saßen bewegungslos, wie Schaufensterpuppen. Sie starrten mich an, schweigend, eher neugierig und verblüfft als feindselig. Ich wußte, das konnte sich rasch ändern, und marschierte den Seitengang hinab auf die Bühne zu.
    Auf der Bühne saßen im Lichtkreis einer einzigen, vom Schnürboden herabhängenden Lampe drei Männer. Es waren Howard Slim, Greg Connors und Earl Whitey.
    Whitey, ein glatzköpfiger Mitvierziger mit Fischaugen, hatte bislang die Geschäfte des Syndikates geführt. Er galt als der Oberbuchhalter des Terrors.
    Die Bühne war mit dem Gang durch eine schmale Holztreppe verbunden. Ich stieg hinauf. Keiner der Männer sagte ein Wort. Nur ihre Köpfe bewegten sich. Es sah aus, als hätte man sie auf eine Schnur gezogen. Wirklich groß waren nur die Augen des Girls. In ihnen lag ein seltsamer, fast fiebriger Glanz. Ich vermochte nicht zu sagen, wodurch er erzeugt wurde. Die anderen Augenpaare waren so schmal, dunkel und gefährlich wie die Sehschlitze alarmbereiter Panzerwagen.
    Ich trat in den Lichtkreis. 'Es roch nach Staub und Puder, nach längst erkaltetem Schweiß, nach Plüsch, Farbe und Holz. Die Luft war sehr trocken. Es war für mich beruhigend, zu wissen, daß keiner dieser Männer Arthur Brokley gekannt hatte. Sie hatten mehr als genug von und über ihn gehört, sie hatten ihn auch auf älteren Fotos gesehen, aber wirklich zu Gesicht bekommen hatte ihn keiner.
    »Ich bin Arthur Brockley«, sagte ich. Die Männer blieben reglos sitzen. Irgend jemand stöhnte leise, aber möglicherweise war das nur das Ächzen eines Klappsitzes. »Ich bin gekommen, um die Arbeit meines Bruders fortzuführen.«
    Jetzt mußte sich zeigen, wer von der Gruppe den Nerv und die Geschicklichkeit besaß, die Situation zu meistern. Dieser Mann würde in den nächsten Stunden und Tagen mein gefährlichster Feind sein.
    Greg Connors erhob sich, gedrungen, bullig, wie ein zum Angriff entschlossener Stier. Obwohl er keineswegs abrupt aufstand, fiel der Stuhl hinter ihm um.
    Ganz flüchtig bewegte mich der Gedanke, daß diese Bühne wohl noch nie zuvor der Schauplatz von soviel lastender Dramatik gewesen war. In diesem Stück wurde freilich nicht mit Theaterdolchen operiert. Wer hier auf der Strecke blieb, hatte das Ende seiner irdischen Laufbahn erreicht.
    Die über uns hängende Lampe gab ihr helles Licht nur von oben ab, so daß ich die Gesichter der Männer und des Mädchens auf den vorderen Sitzreihen gut beobachten konnte. Greg Connors kam um den Tisch herum auf mich zu.
    Ich erwartete ihn mit einem dünnen spöttischen Lächeln und in betont salopper Haltung. Ich durfte mir nicht die kleinste Unsicherheit leisten. Ein Team gewerbsmäßiger Killer und Verbrecher belauerte jedes meiner Worte, jedes Zucken der Gesichtsmuskeln und jedes

Weitere Kostenlose Bücher