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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollten. Patricia King gab sich einen Ruck. Sie war mit Jeff Brockley fertiggeworden. Sie würde auch seine Marionetten zähmen. Jeder einzelne von ihnen war hinter ihr her, das wußte sie. Auch Connors!
    Eine halbe Minute später stand sie ihm gegenüber. Er lächelte. »Wir haben dich zugelassen, weil du Jeffs Freundin warst und in gewissem Sinne zu uns gehörst«, sagte er mit einer Freundlichkeit, die wenig Gutes ahnen ließ, »aber niemand von uns hat dir das Recht eingeräumt, dein lackiertes Plappermaul aufzureißen. Damit du nie wieder vergißt, wie wenig wir von naseweisen Puppen halten, werde ich es dir stopfen.«
    Patricia riß die Augen auf. Sie wollte zurückweichen, aber die schockierende Erkenntnis, daß Connors sie schlagen wollte, ließ sie nur auf einem Absatz umknicken. Sie wäre beinahe gefallen. Connors riß seine Pranke hoch. Er hätte das Girl sicherlich mit brutaler Härte getroffen, wäre ich nicht schneller gewesen.
    Ich fing seinen Unterarm mit,beiden Händen ab. Connors gab einen gurgelnden Laut von sich. Er wirbelte herum, um die ebenso unerwartete wie lästige Störung zu beheben. Er kam nicht mehr dazu. Ich demonstrierte ihm mit einem einfachen, aber höchst wirksamen Judogriff, was ich gelernt hatte.
    Connors röhrte wie ein weidwunder Hirsch, dann ging er in die Knie. Ich ließ ihn los. Er massierte seinen schmerzenden Arm. Aus seinem linken Mundwinkel sickerte ein wenig Speichel. Sein Anblick war nicht sehr erbaulich.
    Wäre nicht Connors keuchendes, lautes Atmen gewesen, man hätte im Theater das Fallen einer Stecknadel zu hö-' ren vermocht.
    »Ich habe nichts gegen Gewalt einzuwenden«, sagte ich bewußt ruhig und langsam, um den Männern zu zeigen, daß ich nicht mal aus der Puste gekommen war, »aber sie muß sinnvoll sein und etwas einbringen.«
    Patricias Kinn zitterte, als wäre es aus Sülze gemacht. »Ich… ich danke Ihnen!« stammelte sie. Ich lächelte kühl.
    »Es wird am besten sein, Sie gehen wieder auf Ihren Platz.« Sie machte kehrt und befolgte meine Worte.
    Connors kam auf die Beine. Sein rechter Arm hing seltsam steif und taub herab. Ich wußte, welche Gefühle jetzt Connors' Nervensystem strapazierten. Sie beschwerten mich nicht. Es war ohnehin klar gewesen, daß ich mir Feinde machen mußte, um ans Ziel zu gelangen.
    Howard Slim hatte angewidert sein Fuchsgesicht verzogen. Szenen dieser Art waren ihm zutiefst zuwider. Ich wußte, daß er schon oft genug Folter- und Tötungsbefehle erteilt hatte, aber er war bei der Ausführung niemals dabei gewesen. Sein Sinn für Ästhetik war so verdreht wie eine alte, schmutzige Wäscheleine.
    »Die Tatsache, daß Sie auf einer Bühne stehen, scheint Sie zu besonders wirkenden Auftritten herauszufordern!« sagte er spöttisch zu mir. »Sie vergessen, daß Sie niemand engagiert hat, Arty! In unseren Augen sind Sie ein Amateur. Wir sind harte Profis. Sie können nicht erwarten, daß wir uns Ihnen unterordnen. Es gäbe sicherlich angenehmere Methoden der Selbstverstümmelung!«
    Ich lächelte. »Wenn es Ihnen nicht paßt, können Sie gehen!« sagte ich leise, aber ziemlich scharf.
    In Slims Gesicht kroch eine Röte, die mich an synthetische Limonade denken ließ. »Gehen?« e.chote er.
    »Ja«, nickte ich und wandte mich an die Männer im Zuschauerraum. »Jeder, der mich nicht als Jeffs Nachfolger akzeptiert, kann sein Bündel packen und verduften! Ist das klar?«
    Ich war überzeugt davon, eine gute Szene hingelegt zu haben, aber offenbar war sie nicht gut genug. Die Gangster arbeiteten seit vielen Jahren zusammen. Es gab unter ihnen erbitterte Gegnerschaften und Eifersüchteleien, aber in diesem Moment fühlten sie sich plötzlich als eine Einheit.
    Sie rückten enger zusammen, weil sie sich von außen angegriffen fühlten. Sie waren entschlossen, ihre Anteile nicht durch einen plötzlich aufgekreuzten Außenseiter schmälern zu lassen. Ich spürte den Umschwung. Er überraschte mich nicht. Immerhin hatte ich schon eine Stimme gewonnen, wenn auch die schwächste. Patricia King stand von jetzt an auf meiner Seite.
    Slim, trat nach vorn. Er fühlte sich dazu berufen, der Sprecher der geballten Abwehr zu sein. Für ihn entwickelten sich die Dinge günstig. Connors hatte zu Boden gehen müssen, er hatte auf seinem ureigensten Gebiet, der körperlichen Überlegenheit, schmählich versagt.
    »Da bist du ja, Paul!« rief Slim in den Saal hinein. Paul Stewart kam auf die Bühne zu. Er blieb am Fuße der Treppe stehen und musterte

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