Jerry Cotton - 0507 - Ich hetzte die Asphalt-Hyaenen
Punkte für mich. Unten in Brooklyn am Wasser wohnt er. Townsmith heißt er. Der macht alles. Pässe, Ausweise, Dienstmarken. Nun ja, Bushman hat uns erzählt, daß er wenige G-men nur kennt. Aber einen ganz besonders, weil der einen roten Jaguar fährt. Mensch, fünf Wochen mußten wir lauern. Einen Streifenwagen haben wir uns organisiert, einen ausrangierten. Bushman hat für alles gesorgt. Uniformen hat er für uns machen lassen, und Polizeiknüppel hat er bei seinen Kollegen organisiert. Sogar seinen eigenen hat er als verloren gemeldet. Bushman hat auch Cotton nachts auf der Straße gestellt. War schon ein toller Kerl, der Bushman.«
»Wer hat ihn erschossen?« fragte Texter.
Sharkeys Antwort verriet es, obwohl der ehemalige Gunman das Gegenteil erreichen wollte.
»Ich sag’ nichts mehr«, erklärte er jetzt kurz.
Texter wußte vorerst genug.
»Passen Sie gut auf ihn auf«, sagte der G-man zu dem Desk-Sergeanten. »Schizophren ist er jedenfalls nicht.«
»Nein?« wunderte sich der Desk-Sergeant. »Wieso nicht?«
»Er ist ein Mörder, der für seine Tat voll verantwortlich ist.«
***
»Er ist unten!« heulte die Frau. »Mein Jimmy ist unten im Keller!«
»Wer ist Jimmy?« fragte ich sie.
»Mein Junge. Fünf Jahre alt. Eben habe ich es von den anderen Jungen erfahren.«
»Was ist sonst noch im Keller?«
»Alles, was Sie sich vorstellen können«, sagte eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um. Ein älterer Mann im blauen Overall stand da. Er hatte rotgeränderte Augen und roch trotz der noch verhältnismäßig frühen Stunden nach Schnaps.
»Wer sind Sie?«
»Ich bin Defrois, der Hausmeister«, sagte er und verschluckte sich. »Der Keller war das Lager eines Gerümpelhändlers. Der ist vor ein paar Tagen verschwunden und hat uns da unten einen Saustall hinterlassen. Eine Schande. Das Zeug ist nicht zu gebrauchen und…«
»Gibt es noch einen zweiten Ausgang?«
»Nein. Für was denn auch?« brummte Defrois.
Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob er mir eine Beschreibung des Kellers geben konnte. Doch ich merkte, daß der Schnaps bei ihm von Minute zu Minute stärker wirkte.
Die Mutter des kleinen Jimmy heulte ununterbrochen vor sich hin. Natürlich war es Leichtsinn, ein fünfjähriges Kind in einem Keller voller Gerümpel spielen zu lassen. Aber das war jetzt nebensächlich. Es ging um den kleinen Jimmy.
Phil schaute mich an.
Ich nickte nur.
»Ich gehe mit«, sagte Phil.
»Nein, Phil«, sagte ich. »Wir müssen damit rechnen, daß der Kerl noch etwas unternimmt.«
»Hier wimmelt es von Polizisten, Jerry.«
»Eben. Er hat den kleinen Jimmy wahrscheinlich in seiner Gewalt. Du sorgst dafür, daß die Polizei hier unsichtbar wird.«
»Aber…«
Ich zwinkerte ihm zu. Er nickte. Wir verstanden uns wieder mal.
»Hywood!« hörte ich Phil hinter meinem Rücken rufen.
Ich trat aus dem Torweg in den drückend heißen Hof und überquerte ihn schnell.
»Jimmy!« rief jammernd die Frau, als ich die Kellertreppe hinunterstieg. Auf der untersten Stufe war es schon feucht und glitschig. Aus dem Keller kam mir kühle, modrige Luft entgegen.
Noch einen Schritt hatte ich zu gehen. Dann lag alles andere hinter mir. Die Sonne, die Kollegen, die Zuschauer, der helle Sommervormittag. Es war kühl wie in einer Gruft. Und auch so still. Irgendwo platschte Wasser auf die Erde.
Sekundenlang war ich fast blind. Der jähe Wechsel vom hellen Sonnenschein in dieses Grabesdunkel war zu jäh.
Schon hinter dem Schrank konnte Idelworm stehen. Oder hinter der nächsten Ecke. Irgendwo. Vielleicht hatte er den kleinen Jimmy schon längst umgebracht, weil er ihm lästig geworden war.
Langsam ging ich weiter, immer tiefer in das Dunkel hinein. Ich sah immer noch nicht genug. Vielleicht war auch nicht mehr zu sehen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, immer zuerst tastend, um Hindernissen auszuweichen. Kein Geräusch sollte mich verraten.
Plötzlich wußte ich, daß er in der Nähe sein mußte. Es war jenes Gefühl, das jeder kennt, der in einen dunklen Raum kommt, in dem sich ein Lebewesen befindet.
Ich blieb wie angewurzelt stehen.
So vorsichtig ich auch war, es gab ein leises Scharren.
»Stehenbleiben!« rief eine Stimme.
»Machen Sie doch mal Licht«, sagte ich leichthin.
Er lachte leise. »Das könnte dir so passen.«
»Waren Sie am Sicherungskasten?« fragte ich wieder.
»Wer sind Sie denn?« fragte er verdutzt.
»Der Hausmeister! Und wer sind Sie denn?«
»Elizabeth Taylor«, antwortete
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