Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche
einmal auf Eis zu legen. Wir können nicht die nächsten Tage damit verplempern, hinter dem Girl herzujagen, von dem wir nicht einmal wissen, ob es wirklich für uns von Wert sein kann, wenn wir sie gefunden haben.«
»Was wollen wir sonst tun?« fragte Phil. »Tatsache ist, daß MacGarry ermordet wurde. Und zwar von Leuten, die er gekannt haben muß. Sonst wäre er doch nicht auf den Wagen zugerannt. Ebenfalls Tatsache ist, daß dieses Mädchen MacGarry gekannt haben muß, sonst hätte sie ihm nicht ihr -Bild mit Widmung geschenkt. Solange wir von den Mördern keine bessere Spur haben, bleibt das Mädchen unsere vorläufig einzige Hoffnung, eine Spur zu kriegen.«
Wir tranken unseren Kaffee. Zwischendurch ging Ed Schulz einmal hinaus, kam nach kurzer Zeit wieder zurück und sagte:
»Ich habe nachgesehen. Es ist der Volkswagen, der auf den Namen der Leffield zugelassen ist. Und er steht immer noch auf dem Parkplatz.«
»Welch ein Fortschritt«, brummte ich.
»Allmählich gehst du mir auf die Nerven«, sagte Phil.
Ich winkte dem Kellner und ließ noch eine Runde Kaffee bringen. Natürlich hatte Phil recht. Aber ich konnte ihm auch nicht helfen. Die Art, wie sich der ganze Fall entwickelte, gefiel mir nicht, und die Art, wie wir an ihn herangegangen waren, gefiel mir noch weniger. Vielleicht lag es einfach daran, daß mich die Geschichte von heute vormittag immer noch wurmte. Es war schon mehr als ein starkes Stück, vor Phils und vor meinen Augen einen gerade festgenommenen Mann abzuknallen wie einen tollen Hund.
Eine Weile diskutierten wir, welche Arbeitsmöglichkeiten wir eigentlich noch hatten.
»So ganz hoffnungslos sehe ich den Fall nicht«, sagte Ed Schulz. »Es hängen immer noch ein paar Dinge in der Luft.« An diesem Tage hatte ich wirklich nicht meine intelligenten Augenblicke, und so fragte ich:
»Welche denn, Ed?«
»Wir haben eine Fußspur fotografiert. In der Einfahrt neben MacGarrys Haus.«
Ich verdrehte die Augen.
»Das wäre ja die Sensation des Jahres, wenn diese Fußspur schon einmal bei einem Kapitalverbrechen fotografiert und deshalb irgendwo registriert wäre«, knurrte ich pessimistisch.
»Dann arbeitet da doch irgendwer vom FBI an dieser mysteriösen Telefonnummer«, fuhr Ed ungerührt fort. »Vielleicht kommt dabei etwas heraus.«
»Das ist eine Möglichkeit«, gab ich zu. »Aber auch keine allzu berühmte.«
»Außerdem sind unsere Ballistiker dabei, MacGarrys Walther-Pistole daraufhin zu überprüfen, ob es dieselbe Waffe ist, mit der da kürzlich in Brooklyn jemand erschossen wurde.«
»Selbst wenn sie es wäre«, sagte ich. »Was könnte es uns helfen? Wir wüßten dann, daß MacGarry in Brooklyn jemanden ermordet hat. Aber brächte uns das auf die Spur seiner eigenen Mörder? Auch nicht.«
Lieutenant Easton strich sich über seine blonde Bürstenfrisur.
»Ich kann mir nicht helfen, Cotton«, sagte er. »Aber ich neige immer mehr zur Ansicht Ihres Freundes.«
»Zu welcher Ansicht?« fragte ich.
»Zu der Ansicht, daß Sie heute eine gewaltige Nervensäge sind.«
Phil grinste zufrieden. Nach dem Motto: Bitte, habe ich es dir nicht gesagt? Ich stand auf.
»Rutscht mir den Buckel ’runter«, sagte ich. »Ich gehe telefonieren.«
Es war vierundzwanzig Minuten nach sechs Uhr abends, als ich die Telefonzelle betrat. Ich hätte es nicht gewußt, wenn nicht genau neben der Telefonzelle eine elektrische Uhr an der Wand hinter der Theke gehangen hätte. So aber streifte mein Blick zufällig die Uhr, und das versetzte mich in die Lage, später auf die Minute genau in unserem Bericht angeben zu können, wann ich die Zelle betrat. Was praktisch gleichbedeutend mit dem Augenblick war, da sich meine miserable Stimmung schlagartig wandelte.
Es lag nicht an dem ersten Gespräch, das ich führte. Ich hatte mich mit Abe Forster verbinden lassen.
»Na, alter Geheimtintenfuchser«, sagte ich, »wie geht’s, wie steht’s?«
»Wie üblich. Du rufst wegen deiner Telefonnummer an, ja?«
»Erraten, du Schlauberger.«
»Mit den theoretischen Möglichkeiten bin ich so ziemlich durch. Hör mal hübsch geduldig zu. Zunächst einmal gehen wir von der Tatsache aus, daß hinter dem Telefonbezirk Murray Hill die Kennziffer eine zwei, drei, vier oder fünf sein muß. Okay?«
»Das habe ich doch schon mal gehört«, brummte ich.
»Immer hübsch der Reihe nach, sagte der Koch und schmiß die Pfanne hinter dem Pfannkuchen her. Es gibt also vier mögliche Kennziffern: 2, 3, 4 und 5. Dahinter
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