Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche
wer die gebaut hat. Die reinste Materialverschwendung. Aber so ist sie nun einmal, und damit haben wir das Problem.«
Jean sah hinauf zur Decke. Nein, dachte sie, selbst ich könnte nicht hinauflangen, obgleich ich ein bißchen größer bin als der Junge.
»Ob Sie wohl mein Gewicht aushalten?« fragte Hank.
Jean mußte nun doch lachen. Dieser kleine tapfere Bursche ließ sich einfach nicht entmutigen.
»Wir werden es versuchen«, sagte sie. »Es wird sich ja heraussteilen.«
Sie stand auf. Hank trat zu ihr und führte sie dicht vor die Rückwand der Garage.
»Sie müssen sich mit dem Gesicht gegen die Wand stellen«, sagte er. »Dann falten Sie die Hände auf Ihrem Rücken. Ich werde hineinsteigen und mich an Ihren Schultern hochziehen, verstehen Sie?«
»Nicht ganz«, gab Jean zu, »aber in solchen Dingen bin ich, glaube ich, entsetzlich unerfahren. Du wirst es schon richtig machen.«
»Sie müssen sich aber weit Vorbeugen, Miß«, sagte Hank. »Sonst kippen Sie mir nach hinten über, wenn ich mich an Ihren Schultern hochziehe.«
»Aha«, sagte Jean, beugte sich mit dem Oberkörper vor und faltete die Hände im Rücken. »Gut so?«
»Ich denke schon. Augenblick, ich zieh schnell meine Schuhe aus. Ich habe Eisen an den Sohlen, das könnte Ihnen weh tun.«
»Du bist ja ein richtiger Kavalier, Hank.«
»Weiß nicht«, sagte Hank und war froh, daß sie ihm den Rücken zuwandte, denn so konnte sie wenigstens nicht sehen, daß er puterrot geworden war. »Fertig?«
»Fertig«, sagte Jean.
Hank stellte den linken Fuß in die gefalteten Hände, griff nach ihren Schultern und zog sich hoch. Im ersten Augenblick, als sein Gewicht sich vom Boden abhob, wackelte Jean bedenklich, aber dann fand sie ihr Gleichgewicht zurück und hielt sich tapfer.
»Wunderbar«, sagte Hank über ihr. »So geht es, Miß Jean. Jetzt müssen Sie nur ein bißchen aushalten.«
»Ich will es versuchen«, stieß Jean hervor. Lieber Himmel, dachte sie, kann denn ein Junge schon so schwer sein?
Hank fing an, mit seinem Messer Mörtelstücke herauszubrechen. Sie fielen auf Jeans Kopf, rutschten ihr in den Hals und sogar in den kleinen Ausschnitt. Aber Jean sagte nichts. Sie bemühte sich, regelmäßig zu atmen und nicht an das Gewicht zu denken, das schwer auf sie drückte und ihre Knie zittern ließ.
Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, fragte sie:
»Wie geht’s da oben, Hank?«
»Wenn ich den ersten Ziegel heraushabe, geht es bestimmt schneller«, erwiderte der Junge. »Können Sie noch stehen?«
Jean hätte am liebsten gesagt, nein, sie hielte es nicht mehr aus, aber sie riß sich zusammen, obgleich vor ihren Augen schon rote Nebel auf tauchten, und sie stieß mühsam hervor:
»Wird schon gehen…«
»Gut«, sagte der Junge, und eine Wolke von Staub und körnigem Mörtel fiel auf sie herab. »Sehr gut, Miß Jean. Ich aah! — ich habe den ersten los!«
Jean konnte einfach nicht mehr. Gegen ihren Willen spürte sie, wie ihre Knie nachgaben. Sie fiel, und Hank stürzte auf sie.
***
Wir klapperten alle Taxistände in der Umgebung der Wallstreet ab. Wir warteten, bis Wagen, die sich unterwegs befanden, wieder zurückkamen. Wir fragten jeden einzelnen Fahrer. Aber niemand hatte ein Mädchen befördert, das aussah wie Jean Leffield.
Als wir uns mit Easton und Schulz wieder trafen, fragte Phil:
»Habt ihr was? Bei uns war nichts.«
»Ein Fahrstuhlführer erinnert sich an zwei Männer, die sich heute mittag zweimal in der Halle herumgetrieben haben sollen. Einmal will er sie zusammen in einer Telefonzelle in der Halle gesehen haben.«
»Um welche Zeit?«
»Die Zeit könnte hinkommen«, sagte Easton. »Es war ungefähr zu der Zeit, als die Leffield angerufen wurde.«
»Mehr konnte der Mann nicht sagen?«
»Leider nicht. Das ist sehr wenig.«
Ich sah auf meine Uhr. Es war sechs Uhr abends.
»Und damit haben wir den ganzen Nachmittag zugebracht«, maulte ich.
»Ich brauche einen Kaffee«, sagte Easton. »Und eine Minute Ruhe zum Überlegen.«
»Kaffee ist gut«, sagte ich. »Ruhe ist auch gut.«
»Nur mit dem Überlegen hat er es nicht«, stichelte Phil.
»Du kannst mich«, sagte ich.
»Danke, eberflalls«. erwiderte der respektlose Bursche.
Wir gingen um die nächste Straßenecke in das Lokal, wo wir unseren verspäteten Lunch eingenommen hatten, und bestellten starken Kaffee.
»Die ganze Geschichte gefällt mir nicht«, murrte Easton. »Ich neige allmählich dazu, die Geschichte mit dem Mädchen erst
Weitere Kostenlose Bücher