Jerry Cotton - 0514 - Terror im Raketencamp
Gewissen, die nichts als ihre Pflicht getan haben. Und Sie sind am Tod vieler Soldaten mitschuldig! Bilden Sie sich jetzt nicht ein, daß ich Sie zum Dank dafür mit Samthandschuhen anfassen werde.«
Wie elektrisiert ließ Esther Jones die Türklinke los. Sie hatte Angst vor dem Tod.
»Was wollen Sie von mir?« fragte sie leise.
»Die volle Wahrheit! Wer steht hinter Ihnen?«
Das Mädchen zuckte resignierend die Schultern.
»Das weiß ich nicht. Niemand in der Organisation weiß, wer der Boß ist.«
»Wer ist die Organisation?«
»Das sind alle diejenigen, die…«
Mit einem schrillen Schrei brach sie ab. Fast gleichzeitig hörte ich die Detonation eines Schusses.
Ich blickte hoch.
Esther Jones sackte langsam in sich zusammen. Hinter ihr wurde die Gestalt eines Mannes sichtbar.
Ich blickte auf die Stiefel und wußte mit einem Male, daß es der Mann sein mußte, der durch das Badezimmer geflohen war.
Ich riß die Automatic hoch.
Im selben Augenblick blitzte es zum zweitenmal auf.
Hart wurde ich herumgerissen. Ein stechender Schmerz tobte in meiner Brust.
»Der Boß wird sich freuen«, hörte ich noch. Und dann nur noch das Klicken der Tür.
Ächzend rollte ich zur Seite. Ich wußte nicht, wie lange ich hier gelegen hatte. Ich wußte nur, daß ich unbedingt wieder auf die Beine kommen mußte.
Stöhnend richtete ich mich schließlich auf. Mein Blick fiel auf Esther Jones.
Sie saß aufrecht an der Wand und hielt die Hände auf die Hüfte gepreßt.
Ihr Gesicht war blaß.
»Hallo, Cotton«, flüsterte sie, »es… es geht zu Ende mit mir.« Ich Ich verbiß die rasenden Schmerzen. »Keine Angst, ich rufe einen Unfallwagen, und der Arzt wird Sie wieder auf die Beine bringen.«
»Danke, Cotton, aber lassen Sie ruhig. Ich habe genügend medizinische Kenntnisse, um zu wissen, woran ich bin.«
Mühsam kroch ich auf sie zu. Immer noch spürte ich den stechenden Schmerz.
Ich zündete zwei Zigaretten an und reichte Esther eine davon.
»Wer hat auf uns geschossen?«
»Igor Krasowsky. Er hatte sich im Badezimmer versteckt und ist dann verschwunden.«
»Was wollte er hier?«
»Er hat das Depot mit einem Einmann-U-Boot in die Luft gejagt und brachte mir gerade den Bericht darüber. Ich gab ihn an den Boß weiter.«
»Ich denke, Sie kennen den Boß nicht?«
»Stimmt, jede Woche bekomme ich eine neue Telefonnummer zugeschickt. Über die kann ich ihn erreichen.«
»Wie lautet die Nummer?«
Esther winkte müde ab. »Die, die ich zugeschickt bekomme, sind lediglich Nummern von Funktelefonen.«
»Auf welchen Namen zugelassen?«
Esther lachte sehr schwach.
»Es sind Bankdirektoren, Versicherungsbeamte und Leute, die sehr viel reisen.«
»Dann werden diese Leute den Boß kennen!«
»Nein, die kennen ihn ebenfalls nicht. Ich selbst erfahre die Nummer durch die Zeitung.«
»Wieso?«
»Es sind immer nur Apparate aus gestohlenen Autos. Niemand weiß, wo sie sich gerade befinden, niemand kann sagen, wer am Apparat sitzt. Ein gestohlener Wagen fährt unauffällig durch die Stadt. Der Boß sitzt am Apparat und spricht. Meinen Sie, daß das einem Teck überhaupt auffällt? Niemals! Die Masche ist todsicher!«
»Wer gehört zu der Organisation?«
»Das sind Leute, die dem Boß Geheimnisse verkaufen. Der Boß handelt mit Informationen wie andere Leute mit Second-Hand-Cars. Er hat ein weitverzweigtes Agentennetz, das ihn mit den neuesten Nachrichten versorgt. Zwei Leute arbeiten jeweils zusammen. Nur diese beiden kennen sich. Ich mußte mit dem Polen arbeiten, habe aber auch schon andere Einsätze gehabt.«
»Und wann ist der nächste?« fragte ich schnell.
»Morgen«, sagte sie langsam. »Aber den werde ich nicht mehr erleben.«
»Wissen Sie wenigstens, was der Boß vorhat?«
Esther Jones lachte verkrampft. »Es wird Ihnen wenig nützen, wenn ich es Ihnen sage.« Ihr Blick ging zu der kleinen Uhr an ihrem linken Unterarm. »Es ist bald soweit. Die Menschen sind nicht mehr zu retten.«
»Welche Menschen?«
»Um 3.30 Uhr startet in Newston, Texas, eine DC 6. Wie ich erfahren habe, ist es eine normale Verkehrsmaschine. Unter den an Bord befindlichen Passagieren wird auch ein Angehöriger des Rechenzentrums in Newston sein. Das Rechenzentrum löst die mathematischen Aufgaben unserer Planungen. Morgen soll der Bericht eintreffen, die Ergebnisse sind auf einer Liste zusammengefaßt.«
»Weiter«, sagte ich atemlos.
»Die Maschine wird nie ankommen. Es wird genau um 4.48 Uhr passieren.«
Ich schüttelte den Kopf
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