Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schlechte Laune auf diese Weise zu zeigen. Ich wählte seine Nummer, aber er meldete sich nicht. Offenbar hatte er von unterwegs angerufen.
    Ich warf den Hörer auf die Gabel und holte mir ein paar Würfel Eis aus dem Kühlschrank. Nachdem ich mir einen Whisky zubereitet hatte, telefonierte ich mit meinem Chef, Mr. High.
    Ich wußte, daß er unterrichtet zu werden wünschte und nicht zu den Vorgesetzten gehörte, die alles Dienstliche auf die Bürostunden beschränkt haben wollten. Weder Phil noch ich konnten den Fall ohne das ausdrückliche- Okay des Chefs weiterverfolgen. Mr. High mußte entscheiden, ob er es für notwendig hielt, den Fall im Griff zu behalten. Schließlich arbeiteten bereits die City Police und John Harpers Leute daran.
    Die Ermordung von Mark Lennon und Virginia Vermont fiel nicht direkt in unseren Zuständigkeitsbereich. Allerdings waren die vagen Möglichkeiten, daß sich Syndikatsbosse vom Schlage eines Tony Ganzetti dahinter verbergen mochten, für uns ebenso interessant wie das Wissen und die Motive eines Mark Lennon. Es gab keinen Zweifel, daß dieser Fall mehr Brisanz enthielt, als sich zunächst auf der Oberfläche zeigte.
    Mr. High hörte sich an, was ich zu sagen hatte. Ich beschränkte mich auf eine nüchterne Schilderung der Geschehnisse. Es war Mr. Highs Aufgabe, daraus die erforderlichen Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen.
    »Wir müssen am Ball bleiben, Jerry«, entschied er. »Die fast panische Reaktion der Unterwelt auf Mark Lennons mutmaßliche-Enthüllungsversuche macht klar, daß er einer großen Sache auf der Spur gewesen sein muß. Da es sich um die Reaktionen einer organisierten Clique zu handeln scheint, dürfen wir den Fall nicht aus der Hand geben. Wir besprechen morgen früh alle Einzelheiten. Ich übernehme es, Mr. Harper zu benachrichtigen. Gute Nacht, Jerry!«
    Ich legte auf und machte es mir bequem. Ich versuchte den Whisky und den Feierabend zu genießen, aber irgendwie brachte ich das einfach nicht fertig. Es lag nicht nur an der Erkenntnis, daß an diesem Tag zwei Menschen ermordet worden waren, es war darüberhinaus eine innere Unruhe, die mich quälte und von der ich mich nicht befreien vermochte. Ich wußte genau, was es war. Ich mußte an Phils Anruf denken. Ich konnte seine Stimme nicht vergessen. Sie hatte seltsam leer und flach geklungen, wie… wie…
    Im nächsten Moment hatte ich es. Sie hatte sich angehört wie die Stimme eines Mannes, der gezwungen wird, sein Versehen aufzusagen.
    Ich wußte, welche Leute auf seiner Besucherliste gestanden hatten und in welcher Reihenfolge er vorzugehen beabsichtigt hatte. Ich rief zunächst Charly Forster an. »War Phil heute abend bei Ihnen?«
    »Ja«, erwiderte er. »Gegen zweiundzwanzig Uhr. Ich konnte leider nichts für ihn tun.«
    Ich bedankte mich und legte auf. Nach drei weiteren Gesprächen wußte ich, daß Phil nicht dazu gekommen war, die vorgesehene Informationsrunde zu machen. Nach seinem Besuch bei Charly Forster mußte es eine Panne gegeben haben.
    Ich rief Forster ein zweites Mal an. »Antworten Sie nur mit Ja oder Nein, falls Gäste in der Nähe sein sollten«, empfahl ich ihm. »Hat Phil das Lokal allein verlassen?«
    »Ja.«
    »Sind kurz nach ihm einige Ihrer Gäste weggegangen? Kann es sein, daß man ihm gefolgt ist?«
    »Nein.«
    Das »Nein« kam etwas zögernd und unsicher.
    »Phil hat mich angerufen«, sagte ich. »Vor zehn Minuten. Er sagte mir nur ein paar Sätze. Sie sollten mich wohl in Sicherheit wiegen. Ich habe das Gefühl, daß mein Kollege unter Zwang sprach. Ich bin sogar sicher, daß es sich so verhält. Phil muß nach dem Verlassen Ihres Lokals überfallen und entführt worden sein.«
    »Ja?«
    »Halten Sie sich nicht zu stur an meine Empfehlung, Charly!« sagte ich ungeduldig. »Geben Sie mir rasch einen unverfänglichen Hinweis. Soll ich zu Ihnen kommen?«
    »Nein, das wäre völlig zwecklos«, meinte der Wirt. »Ich kann Ihnen in dieser Sache nicht helfen.«
    Er legte auf.
    Ich runzelte die Augenbrauen und warf den Hörer auf die Gabel. Auch Forster, fand ich, benahm sich in dieser Sache reichlich merkwürdig.
    Ich nippte an meinem Glas. Der Whisky schmeckte mir noch immer nicht. Ich beschloß, etwas dagegen zu unternehmen, und verließ das Apartment.
    Als ich mich hinter dem Lenkrad meines roten Flitzers zusammenfaltete und der Maschine Zucker gab, fühlte ich mich schon bedeutend wohler. Geruhsame Feierabende waren offenbar nicht die Art von Entspannung, die ich brauchte.

Weitere Kostenlose Bücher