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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vielleicht war es auch einfach so, daß mein Beruf mir kaum jemals die Gelegenheit dazu bot, solche Abende zu genießen. Ich konnte nichts mit ihnen anfangen.
    Als sich die geschwindigkeitsgierige Schnauze meines feuerroten Meilenschluckers durch die benzingeschwängerte Luft Manhattans schob, stand mein Aktionsplan schon in groben Umrissen fest.
    Ich hielt es für wenig sinnvoll, in der Nähe von Charlys Restaurant nach Spuren zu suchen. Die Leute in dieser Gegend können verdammt schweigsam sein, wenn sie einen Polizisten wittern, und außerdem war nicht anzunehmen, daß Phil sich dort befand, wo man ihn hochgenommen hatte.
    Ich mußte an die Wurzel des Übels herangehen.
    Ich wußte nicht, wo diese Wurzel wuchs und wie sie sich nannte, aber mein Riecher sagte mir, daß sie Tony Ganzetti hieß. Virginia Vermont war mit ihm befreundet gewesen. Sie hatte zwar auch andere Gangster gekannt, aber nach meinem Dafürhalten war Ganzetti innerhalb ihres Freundeskreises der größte Fisch gewesen. Vielleicht hatte sie über Ganzetti auspacken wollen und war dabei von ihm gestoppt worden. Das war nur ein Verdacht, aber er lag nahe genug, um weiterverfolgt zu werden.
    Ganzetti war kein Mann, der selbst eine Waffe in die Hand nahm. Er hatte es weit genug gebracht, um andere für sich arbeiten zu lassen. Ich traute es ihm ohne weiteres zu, den Befehl für den Doppelmord erteilt zu haben. Wenn er der Pol war, um den sich alles drehte, mußte ich Phil in seiner Nähe suchen.
    Ganzetti besaß verschiedene Stadtwohnungen. Keine davon besaß weniger als zehn Zimmer, und jede einzelne kostete ihn monatlich ein kleines Vermögen. Ganzetti war der Eigentümer einiger Großhandelsfirmen, die ihm als legales Aushängeschild dienten und die er als Erklärung für seinen aufwendigen Lebenswandel benutzte, aber natürlich wußten wir, daß sein Haupteinkommen aus sehr viel dunkleren Quellen sprudelte.
    Ich wußte, daß Ganzetti augenblicklich ein Apartment an der 5ten Avenue bevorzugte, aber ich bezweifelte, daß er sich abends um dreiundzwanzig Uhr zwanzig in seiner Wohnung auf hielt. Er hatte zwei Lieblingslokale, die sich eigentlich nur durch ihre hohen Preise und das Publikum von Bars ähnlicher Art unterschieden. Ich beschloß, mich zunächst einmal in diesen Lokalen nach Ganzetti umzuschauen. Die erste Bar, die ich anrief, lag in der 75sten Straße und nannte sich WHITE HEAT. Ein zusätzliches Schild mit dem Aufdruck PRIVAT CLUB. FOR MEMBERS ONLY! sollte dem Laden einen Anstrich von Exklusivität geben, aber ich wußte, daß eine Fünf-Dollar-Note genügte, um den Portier zum Öffnen der Lokaltür zu bewegen.
    Noch ehe ich dazu kam, meinen Obolus zu entrichten, lief mir Ganzetti förmlich in die Arme. Er verließ die Bar mit einer Platinblonden, die wie eine nachgemachte Jean Harlow aussah, und Rex Fitter, seinem langjährigen Leibgorilla.
    »Hallo, Cotton!« sagte er so aufgeräumt, als träfe er seinen besten Schulfreund nach langjähriger Trennung wieder. »Auch mal wieder unterwegs? Sie haben sich in letzter Zeit ein bißchen rar gemacht, alter Junge!« Dann stellte er mir das Girl vor. Es strahlte mich an, als sähe es in mir den Mann ihrer Träume. »Das ist Bunny Kirk!« sagte er. »Sie werden noch von der jungen Dame hören, Mr. Cotton! Ihr steht eine große Karriere bevor.« Er ließ sich nicht über die Zielrichtung dieser Karriere aus und wies statt dessen mit einem manikürten Daumen über seine Schulter. »Meinen guten alten Freund Rex kennen Sie ja!«
    Ich nickte. Ein kurzer Blick genügte mir, um zu erkennen, daß Bunny Kirk für mich uninteressant war. Sie gehörte zu den attraktiven, aber leicht dümmlichen Blondinen, wie sie in Gangsterkreisen beliebt sind, weil ihnen einfach der Grips fehlt, intrigant oder gar gefährlich zu werden.
    Virginia Vermont war sicherlich anders gewesen. Dafür hatte sie mit ihrem Leben bezahlen müssen.
    »Sie wissen vermutlich, was Virginia Vermont zugestoßen ist, Tony?« fragte ich.
    Er nickte bekümmert. »Ein Jammer um das Mädchen! Sie hatte eine große Karriere vor sich…« Er führte den Satz nicht zu Ende, weil ihm plötzlich die ungewollten Zusammenhänge zwischen dieser und der zuvor gemachten Äußerung klar wurden. Er grinste und zuckte die Schultern. »Das ist eine harte Stadt, Cotton. Sie wissen das besser als irgendeiner von uns! Natürlich bedaure ich Virginias Tod. Sehr sogar. Aber soll ich deshalb Trauer tragen? Sie war nicht meine Braut!«
    »Aber Ihre Freundin, nicht

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