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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm hin, ernst, mit der Miene eines gelehrten Verschwörers. Ich übertrieb damit ein bißchen, um in ihm die Gewißheit reifen zu lassen, daß ich seinetwegen hergekommen war. Je mehr Dampf ich ihm gab, desto eher würde er dazu neigen, sich durch eine Kurzschlußreaktion zu verraten.
    Ich wußte nicht, für wen Heflin augenblicklich arbeitete, aber ich hielt es für denkbar, daß er zu Ganzettis Kreis gehörte. Dafür sprach nicht nur die Wahl dieses Lokals, sondern auch Heflins bekannter Hang zu Rauschgiften.
    Heflin winkte den Ober heran. Er zahlte und ging. Ich blieb sitzen. Es hatte keinen Sinn, ihm zu folgen. Genau wie Ganzetti würde er in dieser Nacht nichts unternehmen, was ihm gefährlich werden konnte.
    Mich interessierte Heflins Gesprächspartner. Der Dicke quälte sich hoch und verschwand auf der Toilette.
    Er blieb ziemlich lange draußen, so daß ich schon damit rechnete, ihn nicht wiederzusehen. Endlich kreuzte er wieder auf. Er genehmigte sich noch einen Drink an der Bar und zog sich dann zurück.
    Ich folgte ihm auf die Straße und stellte fest, daß der Mann in einen Cadillac kletterte, der von einem Chauffeur gesteuert wurde. Zufällig erkannte ich den Wagen. Er gehörte der Firma Hertz-Rent-a-Car und wurde mit Fahrer an zahlungskräftige Kunden verliehen.
    Ich setzte mich in meinen roten Jaguar und folgte dem Straßenprotzer in vertretbarem Abstand. Während der Fahrt, die zunächst in westliche Richtung zum Theaterdistrikt ging, telefonierte ich mit der Firma Hertz. Erwartungsgemäß weigerte sich das Girl vom Nachtdienst, mir eine fernmündliche Auskunft zu geben. »Sie müßten schon herkommen und sich legitimieren!« schloß sie.
    Ich bedankte mich und legte auf. Wie sich herausstellte, war es nicht nötig, meine Legitimation der Firma Hertz vorzuweisen. Ich konnte das statt dessen wenig später in der Rezeption des Waldorf-Astoria erledigen. Dort nämlich stieg der Dicke aus. Ich erfuhr von dem Nachtportier, daß der Mann Raoul Legrelle hieß. »Er ist heute aus Frankreich angekommen, Sir.«
    Ich spitzte die Ohren. »Aus Paris?«
    »Meines Wissens, ja!«
    »Mit der ,Ile de France'?«
    »Nein, Sir. Mit dem Flugzeug.«
    Ich entspannte mich ein wenig. »Welchen Beruf übt Mr. Legrelle aus?«
    »Er ist der Beauftragte eines französischen Großbetriebes, mehr weiß ich nicht, Sir.«
    »Melden Sie ihm meinen Besuch, bitte.«
    »Jetzt?« staunte der Portier.
    »Ja, jetzt.«
    Drei Minuten später stand ich Raoul Legrelle in seinem Hotelzimmer gegenüber. Er hatte ein rundes Gesicht, eine kleine fleischige Nase und eine Halbglatze. Wie die meisten Dicken wirkte er auf den ersten Blick gemütvoll und jovial, aber bei genauerem Hinsehen wurde deutlich, daß Legrelle sehr genau wußte, was er wollte, und daß hinter seiner Fassade menschenfreundlicher Behäbigkeit eine große Portion Cleverness und Willenskraft steckten.
    Er gab sich keine Mühe, sein Erstaunen über meinen späten Besuch zu verbergen, und sagte mir, was er dachte. Ich ließ ihn ausreden und legte dann die Platte auf, die ich mir für diesen Zweck zurechtgelegt hatte.
    »Ich bin nur gekommen, um Sie zu warnen, Monsieur. Sie sind Ausländer. Ich bin FBI-Agent. Ich halte es für meine selbstverständliche Pflicht, einen Gast unseres Landes vor Ärger und Gefahren zu beschützen. Möglicherweise sehe ich dabei zu schwarz… aber der Mann, mit dem ich Sie heute abend zufällig im ,White Heat‘ sah, verdient es, mit äußerster Vorsicht behandelt zu werden!«
    Monsieur Legrelle bot mir einen Stuhl an. Wir setzten uns. Legrelle biß sich eine Zigarrenspitze ab und spuckte sie aus. »Sehr freundlich!« sagte er und beugte sich über den Tisch, als ich ihm Feuer reichte. »Sehr entgegenkommend und aufmerksam, aber wirklich ganz unnötig!« Er lehnte sich wieder zurück und machte ein paar Züge. Dann sagte er: »Ich bin ganz zufällig in die Bar geraten. Sie wissen ja, wie das in einer fremden Stadt ist. Man versucht die langweiligen Abendstunden totzuschlagen und stellt plötzlich fest, daß eine Bar so ungefähr der letzte Ort ist, dieses Vorhaben zu verwirklichen! Der junge Mann, von dem Sie sprechen, setzte sich zu mir an den Tisch. Er war keineswegs unangenehm. Er sprach über seine Stadt und beantwortete die Fragen, die ich ihm über New York stellte, mit sehr viel Eifer und Hingabe.« Mr. Legrelle lächelte plötzlich breit. »Sie dürfen versichert sein, daß ich sofort hellwach geworden wäre, wenn er einen falschen Ton angeschlagen

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