Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an
Zustimmung sah, sagte er kalt: »Dann knall ihn ab. Jetzt haben wir' ja sowieso keine Verwendung mehr für ihn!«
Orvieto grinste erfreut. Langsam hob er den Lauf der Maschinenpistole und richtete ihn auf meine Brust.
***
Der Satan fuhr mit seinem Straßenkreuzer durch die Häuserschluchten. Seit Stunden schon war er unterwegs.
Er war an den Wohnungen seiner Mitarbeiter vorbeigefahren und hatte die Dienstfahrzeuge des FBI und der City Police gesehen. Wohin er sich auch zurückziehen wollte, überall stieß er auf G-men.
Jetzt nützte es ihm nichts mehr, daß es ihm gelungen war, einen G-man zum Tode verurteilen zu lassen. Er konnte den Triumph nicht auskosten. Seine eigenen Leute rebellierten, sie taten, was sie wollten. Sie dachten jetzt nur noch an Geld.
Bald hängt mein Steckbrief an jeder Litfaßsäule, dachte er. Bald ziehen sie Straßensperren und legen das Netz immer enger.
Der Satan, der bislang niemals eine Gemütsbewegung gezeigt hatte, spürte mit einem Male eine grauenhafte Angst.
Schweiß rann ihm in glitzernden Bächen über die Stirn. Er wischte ihn nicht weg und dachte in diesem Augenblick überhaupt nicht an sein sonst so gepflegtes Äußeres.
Neben der Angst bohrte sich noch ein anderer Gedanke in das verbrecherische Gehirn des Satans — der Gedanke der Rache!
Der Gangsterführer schrieb die Niederlagen der letzten Tage ausschließlich einem Mann zu: Patterson.
Daniel Boyer grinste. Well, mit ihm ging es zum Ende. Aber er hatte vorgesorgt. Mit Millionenbeträgen war seine Schwester — niemand anders als Ling Wang Cole — bereits auf dem Weg ins Ausland.
Er hatte das Geschäft seines Lebens gemacht. Nur noch seine Rachegedanken mußte er befriedigen, dann würde er seiner Halbschwester folgen!
***
Ich versuchte, die Nerven zu behalten. Orvieto stand in sicherer Entfernung. Selbst mit dem größten Satz war es mir nicht möglich, ihn zu erreichen und ihm die Waffe zu entreißen.
»So, ich bin euch also nichts mehr wert«, sagte ich mit einer Stimme, die mehr als rostig klang.
»Richtig«, grinste Patterson höhnisch. »Du hast alle Verteiler erledigt. Es gibt keinen mehr, gegen den wir anzugehen brauchten.«
»Ist das nicht ein kleiner Irrtum«, sagte ich ruhig.
Patterson wurde wach. »Wer sollte uns denn noch gefährlich werden?« schnappte er.
»Der Satan«, sagte ich so ruhig wie nur eben möglich. »Er wird sich für den heutigen Tag bestimmt revanchieren wollen!«
»Boß«, schaltete sich Lucky Orvieto ein. »Dieser Cotton versucht nur, Zeit zu gewinnen. Er will über die Runden kommen. Lassen wir das Palaver, ich knalle ihn jetzt ab!«
»Warte«, sagte Patterson. Er schien ernsthaft zu überlegen.
»Gut«, sagte er dann nach einer Weile. »Cotton, du hast noch eine Möglichkeit, deinen Kopf aus der Schlinge herauszuziehen.«
»Und die wäre?« fragte ich gespannt.
»Wir suchen den Satan, und du erledigst ihn in unserem Beisein!«
»Kein übler Gedanke«, gab ich zurück.
»Nur mit der Ausführung hapert es etwas«, hörte ich plötzlich hinter mir eine kalte Stimme. Im gleichen Augenblick krachte ein Schuß.
Orvieto schrie laut auf. Er drehte sich um die eigene Achse und brach dann zusammen.
»Guten Abend, Patterson«, sagte ungerührt der Mann am Hauseingang, der Orvieto erschossen hatte. Ein grausames Lächeln umspielte seinen brutalen Mund. Unverwandt hielt er die Mündung einer schweren Automatik auf uns gerichtet.
»Satan!«-zischte Patterson haßerfüllt.
»Weißt du, Patterson«, sagte Daniel Boyer im Plauderton. »Keine schlechte Idee, den G-man auf mich zu hetzen. Wirklich nicht übel. Was ich bis jetzt von dem Jungen gesehen habe, war große Klasse. Er gehört direkt in meine Organisation. Du wirst schon entschuldigen müssen, daß er deinen Mordauftrag nicht ausführt. Wenigstens nicht an mir. Die Umstände erfordern es. Ist dir das klar?«
»Du Lump!« Patterson heulte fast vor Wut.
Der Satan schüttelte den Kopf. »Patterson, du hast eine Ausdrucksweise, die mir ganz und gar nicht gefällt. Schon vor Monaten mußte ich dich rügen. Damals beschloß ich auch, dich umzubringen.«
In Pattersons Augen blitzte es auf.
»Deine Männer waren viel zu dumm, mich zu erwischen. In meiner Zeit wäre das im Syndikat nicht möglich gewesen!«
Der Satan lächelte wieder. Er fühlte sich völlig sicher und genoß die Überlegenheit offensichtlich. »War wirklich eine gute Idee von dir, dich ausgerechnet in einer Anstalt zu verstecken. Dahinter bin ich erst
Weitere Kostenlose Bücher