Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
Moment verharrte er regungslos am Ufer des Stromes. Dann riß er plötzlich beide Arme hoch und ließ sich in das Wasser fallen. Es spritzte hoch auf, und im nächsten Moment war er verschwunden.
Als er wieder auftauchte, riß ihn die Strömung bereits fort.
Ich machte mir nicht die Mühe, den Motor abzustellen, sondern zog nur die Handbremse an und sprang aus dem Wagen. Im Laufen warf ich mein Jakkett ab und entledigte mich meiner Waffe. Der 38er hat es nicht besonders gern, wenn er gebadet wird.
Ich bade auch nicht gern im Winter in kalten Flüssen.
Doch es blieb mir nichts anderes übrig.
Auf dem Landesteg spurtete ich den Uferpfad entlang, bis ich den Mann überholt hatte und ihn, bei Berücksichtigung der Strömung, schwimmend erreichen konnte.
Ich holte tief Luft, biß die Zähne zusammen und wagte dann den Sprung in das kalte Wasser. Im ersten Moment war es nicht schlimm, doch dann drang das Wasser durch meine Kleider, und die Kälte schnitt mir wie mit Messern in den Körper. Er verkrampfte sich, und es kostete mich höchste Anstrengung, durchatmen zu können.
Bunte Kreise flimmerten vor meinen Augen. Aus diesen bunten Kreisen tauchte ein unförmiger Körper auf. Ich riß mich zusammen. Mit festem Griff packte ich den Mann. Doch der schien eine Vorliebe für das Schwimmen in eiskalten Gewässern zu haben.
Er dachte gar nicht daran, sich von mir wieder an Land bringen zu lassen, sondern versetzte mir unter Wasser einen Tritt.
Ich trieb von ihm ab.
Mit aller Gewalt kämpfte ich erneut gegen die Strömung an. Endlich kam ich ihm wieder näher.
Diesmal ging ich kein Risiko mehr ein.
Ich paßte den richtigen Moment ab, dann versetzte ich dem Mann einen genau berechneten Handkantenschlag. Er riß den Mund auf und schluckte eine gehörige Portion eiskaltes Hudsonwasser.
Er war bewußtlos.
Ich faßte ihn im Rettungsgriff. In Rückenlage schwamm ich wieder auf das Ufer zu, wo Phil wartete.
Wir hatten unseren Mann.
***
»Ben!« brüllte Tom Fulton, der Lokalredakteur des »Herald«, durch den Lärm in der Redaktion.
Ben Edwards, einer der zwar nicht fest angestellten, aber vielleicht gerade deshalb einer der rührigsten New Yorker Allroünd-Reporter, drehte sich um.
»Hast du es dir doch überlegt?« fragte er den Redakteur, dem er gerade vergeblich eine zu Tränen rührende Tiergeschichte angeboten hatte.
»Nein«, sagte Fulton, »das ist keine Story für unser Blatt, aber hier ist ein Anruf für dich!«
»Ein Anruf?« wunderte sich Edwards.
»Ja — hier…«
Fulton gab dem schwenkbaren Telefonständer einen Stoß. Der Apparat glitt dem erstaunten Reporter entgegen.
Edwards nahm den Hörer und meldete sich.
Tom Fulton kannte seinen Nachrichtenhändler Edwards seit vielen Jahren, und er kannte dessen Organ, das er oft als »Revolverschnauze« bezeichnete. Um so mehr wunderte er sich, daß Edwards sich an diesem Telefongespräch nuf sehr karg beteiligte'und außerdem langsam blaß wurde.
»Ja«, sagte Edwards und hörte zu.
Eine gute Minute blieb er stumm. Dann raffte er sich endlich zu einem kurzen Satz auf.
»Wer spricht denn überhaupt?«
Wieder lauschte er, und Tom Fulton vernahm leise eine harte Stimme des anderen Teilnehmers.
Endlich war Edwards wieder einmal an der Reihe.
»Mann«, sagte er heiser. »Sie können mir viel erzählen!«
Der Lokalredakteur konnte den Mann am anderen Ende der Leitung lachen hören. Dann sprach er wieder. Schnell. Metallisch. Kalt. Für Fulton unverständlich.
Für Edwards um so verständlicher. »Nein…«, stammelte er.
Der Partner sprach weiter.
Ben Edwards angelte sich ein Blatt Papier und schrieb mit fliegenden Fingern Namen und Adressen auf.
»Woher wissen Sie…« begann er noch einen Satz. Doch er brach ab, nahm den Hörer vom Ohr und schaute verwundert den Apparat an. Endlich legte er den Hörer auf.
Einen Moment stand er wie vom Donner gerührt vor Fulton.
Der Redakteur schüttelte den Kopf. »Hat es dir die Sprache verschlagen? Schlechte Nachrichten?«
»Verdammte Nachrichten.« Edwards holte tief Luft.
»Wieder eine rührende Tiergeschichte?« spöttelte Fulton.
»Nein«, schüttelte Edwards den Kopf. »Was zahlst du für eine tolle Story auf eurer Titelseite?«
»Wie toll ist denn die Story?«
»Bis jetzt fünf Tote«, berichtete Edwards. »Aber es soll noch mehr geben.« Fulton winkte ab. »Zu blutrünstig! Wir haben etwas dagegen…«
»Es muß euch verdammt interessieren«, warf Edwards ein. »Ein Killer ist unterwegs und
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