Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
schaffte es nicht mehr, weil ich den mir ungewohnten Mantel von Phil anhatte und nicht schnell genug an meine Waffe kam. Als ich sie, zwei oder drei Zehntelsekunden später als normalerweise, aus der Halfter ziehen konnte, war es zu spät.
Ein dunkles faustgroßes Ding flog aus dem grünen Wagen.
Eine Eierhandgranate.
Sie schlug auf und rollte dann weiter. Genau unter dem Wagen, mit dem wir gekommen waren, blieb sie liegen. Unerreichbar für uns.
Ich sprang trotzdem auf.
Eine neue Salve aus dem davonrasenden Sedan zwang mich jedoch in die Deckung zurück.
Mit einem berstenden Knall explodierte die Handgranate unter unserem Dienstwagen. Sofort folgte eine zweite Explosion, und eine glühende Lohe schoß unter dem Wrack des Wagens hervor. Brennendes Benzin wurde mit furchtbarer Gewalt nach allen Seiten geschleudert.
»Phil!« brüllte ich.
Mein Freund war eine menschliche Fackel.
***
»Hey, Ben!« rief eine Stimme.
Doch Ben Edwards achtete nicht darauf. Er hastete weiter und fand schließlich unweit des »Herald«-Gebäudes eine Telefonkabine, die ihm abhörsicher erschien. Er hätte auch im »Herald« telefonieren können, aber das war ihm zu gefährlich. Wenn das stimmte, was ihm der Unbekannte am Telefon erzählt hatte, dann besaß er einen Knüller. Und der war bares Geld für ihn.
Hastig wählte Ben die Nummer des City Police Headquarters.
»BPI, please!« verlangte er mit rauher Stimme von der Zentrale.
Sekunden später meldete sich das Bureau of Public Information, die Presse- und Informationsstelle der City Police.
»Hallo, John, hier spricht Ben Edwards«, sagte, der Reporter. Er bemühte sich, seine Stimme routiniert ruhig klingen zu lassen. »Sagen Sie mal. John, ist bei Ihnen schon etwas über einen Mord an einer gewissen Mrs. Barrymore bekannt? Ich habe da einen Hinweis bekommen, daß…«
John Sunkmore vom BPI unterbrach seinen alten Bekannten. »Da haben Sie heute aber sehr lange geschlafen, Ben. Die Sache ist heute vormittag passiert. Wir haben schon mittags eine Meldung darüber herausgegeben. Damit können Sie nichts mehr verdienen. CBS hat sogar schon einen ausführlichen Bericht gebracht. Was im Fernsehen war, ist für Sie kaum noch interessant.«
»Ist mit diesem Mord etwas Besonderes los?« forschte der Reporter weiter. »Wissen eure Leute etwas über die Hintergründe, über das Motiv?«
»Moment«, sagte Sunkmore. Papier raschelte, dann meldete sich der Mann vom BPI wieder. »Wir haben nur eine kurze Meldung. Darin steht: ›Nach den bisherigen Ermittlungen kann Rache als Tatmotiv nicht ausgeschlossen werden.‹ Mehr weiß ich auch nicht.«
»Hm«, knurrte Edwards. »Wer ist denn Sachbearbeiter?«
Sunkmore kannte Edwards schon sehr lange. So entging es ihm nicht, daß Edwards’ Stimme nicht mehr so ruhig klang wie am Anfang des Gespräches. Deshalb beantwortete er nicht die Frage, sondern fragte zurück: »Was ist denn los? Wissen Sie vielleicht etwas?«
»Nein, nein, nein!« antwortete Edwards schnell. Er dachte an seinen Knüller, den ihm niemand wegschnappen sollte. Und vorsichtig ging er noch einen Schritt weiter: »Was gibt es denn sonst bei euch?«
»Eine neue Verkehrsunfallstatistik kann ich Ihnen anbieten«, lachte Sunkmore.
Ben Edwards wehrte entsetzt ab. »Sorry«, sagte John, »aber eine Titelseiten-Story kann ich Ihnen leider nicht liefern.«
»Schon gut«, meinte der Reporter scheinbar uninteressiert. »Dann kann ich jetzt meinen Feierabend-Whisky trinken gehen.«
»Cheerio!« wünschte Sunkmore.
Ben Edwards verließ die Telefonzelle. Draußen dachte er einen Moment nach. Seinen Wagen hatte er auf einem Parkplatz untergebracht, der mindestens zehn Minuten Fußweg entfernt lag. Soviel Zeit wollte er jetzt nicht verlieren. Er schaute sich um und trat einen Schritt auf die Fahrbahn.
Ein Yellow Cab hielt mit pfeifenden Reifen an.
»General Grant Houses!« verlangte der Reporter.
***
Schnaufend und kurzatmig betrat der Mörder Leonard Cunard das kleine Tabakwarengeschäft des alten Winston Leemiller.
Cunard schaute sich schnell um und war zufrieden. Leemiller war ein kleines, offensichtlich schwaches Männchen. Und das Geschäft war leer. Ebenso leer wie die Nebenstraße, in der es lag.
Keine Schwierigkeit, dachte Cunard, dieses kleine Miststück zu erledigen.
»Please, Mister?« fragte Leemiller nach dem Wunsch des ihm fremden Kunden.
»Eine Packung Chesterfield!« verlangte der Mann, der wie ein Nilpferd aussah.
Er blickte sich noch einmal um. Im
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