Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
einen Sprung nach vorne. Rücksichtslos scherte er auf die linke Fahrspur aus, geriet noch weiter nach links.
»Nein!« brüllte ich vor Aufregung. Das Unglück geschah in Bruchteilen von Sekunden.
Ein entgegenkommender Sportwagen, der ebenfalls ziemlich weit links fuhr, streifte den schwarzen Buick am linken hinteren Kotflügel. Der Buick machte nur einen kleinen Schlenker nach rechts, dann raste er weiter.
Der Sportwagen jedoch wurde herumgewirbelt, schleuderte über die Fahrbahn und prallte mit der rechten Heckseite gegen einen entgegenkommenden Wagen. Dessen Hintermann prallte ebenfalls auf.
Mit aller Kraft mußte ich auf die Bremse steigen, um zu verhindern, daß ich auch noch auffuhr.
Fast die ganze Fahrbahn war von den verunglückten Fahrzeugen und den beiderseits gestauten Fahrzeugen versperrt. Die Fahrer sprangen auf die Straße. Sofort bildete sich eine dichte Menschentraube um die Unfallwagen.
Jenseits dieser Barriere aus Menschen und Blech raste der schwarze Buick davon.
»Los, Joe — ’raus! Kümmere dich um den Unfall! Phil benachrichtigt über Funk die State Police!« rief ich.
Joe, der ehemalige Captain der City Police, begriff sofort, worum es ging. Er sprang aus denj Wagen und eilte auf die Unfallstelle zu. Da er aus einem Fahrzeug mit Rotlicht und heulender Sirene kam, öffnete sich ihm sofort eine Gasse.
Rechts hatte ich eine schmale Lücke, die gerade ausreichen mußte. Ich steuerte unseren Dienstwagen — den Jaguar hatte ich wegen unserer Fahrt zu dritt im Hof des Distriktgebäudes gelassen — durch die Lücke und umfuhr auf dem Acker die Unfallstelle. Als ich wieder auf der Straße war, trat ich das Gaspedal bis auf den Boden. Ich mußte den schwarzen Buick wieder einholen.
Phil saß am Funkgerät und gab eine knappe Meldung an die State Police.
»Gib Ihnen…« Ich brauchte meine Anweisung nicht zu vollenden. Phil gab dem Beamten in der Zentrale eine Beschreibung des Wagens und die Fluchtrichtung durch.
Ich soufflierte ihm, damit er auch den Insassen beschreiben konnte. »Vorsicht, der Mann steht unter Mordverdacht!« fügte er noch hinzu.
Mehr konnten wir im Moment nicht tun. Außer suchen.
Der Umweg über den Acker hatte uns wertvolle Sekunden gekostet, während der Mann im schwarzen Buick unbehindert weitergefahren war. Sein höllisches Tempo nahm ich als ein wichtiges Indiz dafür, daß ich mich nicht geirrt hatte.
Wir rasten durch die nördlichen Stadtteile von Yonkers. Rotlicht und Sirene schafften uns freie Bahn. Die Fahrzeuge wichen nach den Seiten aus.
Einmal glaubte ich, ganz weit vorne den schwarzen Buick zu sehen. Aber er konnte es kaum gewesen sein, denn als ich diese Stelle passierte, sah ich einen schwarzen Streifenwagen der State Police dort stehen.
»Etwas gesehen?« rief ich schnell dem Beamten zu.
»Nein, Sir!« ’
»Wie lange stehen Sie hier?«
»Wir standen schon hier, als die Meldung durchkam!« meldete der Streifenführer.
»Es hat wenig Zweck, in dieser Richtung noch weiterzufahren, Jerry«, bemerkte Phil.
Er hatte recht. So viel Vorsprung, daß er schon vor der Meldung hier durchgefahren sein konnte, hatte der schwarze Buick nicht.
Ich drehte den Wagen um und fuhr wieder zurück.
Woran es lag, weiß ich bis heute noch nicht. Jedenfalls schlug ich plötzlich, einen Haken, bdg nach links ab und kam schließlich auf die am Hudson entlangführende Warburton Avenue. Der Hudsonstrom glänzte in der winterlich tiefstehenden Nachmittagssonne, und auf dem Fluß fuhr ein offenbar gegen Erkältung immuner Mensch sein Segelboot spazieren.
»Jerry!« brüllte Phil.
Ich schaute in die Richtung, in die sein Finger zeigte.
Ein Feldweg. Er führte unmittelbar zum Hudson hinunter.
Mitten auf dem Weg ein schwarzes Auto.
Der Buick.
Der dicke Mann, den ich am Steuer gesehen hatte, war etwa 200 Yard davon entfernt. Er rannte den Weg entlang auf den Hudson zu.
»Wie ein Nilpferd!« stellte jetzt auch Phil fest.
Dafür betätigte ich mich noch einmal als Geländefahrer. Der Weg war vom schwarzen Buick blockiert. Mit einem waghalsigen Manöver lenkte ich unseren Dienstwagen über eine niedrige Böschung auf das Wiesengrundstück neben dem Weg. Einen Moment drehten die Antriebsräder auf dem weichen feuchten Boden durch, und ich dachte schon, wir müßten aussteigen. Aber dann faßten die Reifenprofile wieder. Der Wagen rumpelte vorwärts.
Wir kamen dem Flüchtigen immer näher.
Er hatte nur noch wenige Yard Vorsprung.
Und er tat das Wahnsinnige.
Einen
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