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Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste

Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste

Titel: Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gesicht; war von Schmerz und Leid zerrissen. Es war feucht von Tränen. Sie hatte ihre zitternden Hände gefaltet und starrte verzweifelt ins Leere. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, als spräche sie ein stummes, inbrünstiges Gebet. Sie bemerkte nicht das geringste von dem, was um sie herum vor sich ging. Ihre ganze Not und Hilflosigkeit prägte sich so eindringlich in ihrem Gesicht aus, daß es mir einen Stich versetzte.
    »Wer ist das junge Mädchen?« fragte ich Miß Reid interessiert.
    »Sie heißt Francis Talbot.«
    »Würden Sie sich bitte um sie kümmern!« bat ich. »Mir scheint, sic hat Beistand am dringendsten nötig! Vielleicht hat sie ihre Eltern bei der Katastrophe verloren.«
    »Ja, Mr. Cotton!« Jennifer Reid schluckte krampfhaft. Ihr Gesicht war plötzlich wie versteinert. »Mr. Cotton«, quälte sie endlich hervor, »ich muß Sie unbedingt sprechen, bevor etwas sehr Schreckliches passiert.«
    Wir starrten sie erschrocken an. Alle Selbstbeherrschung war von der kühlen, korrekten Stewardeß abgefallen.
    »Sprechen Sie schon!« forderte Steve Dillaggio sie nervös auf.
    Plötzlich brach es aus ihr hervor. Während die Tränen haltlos über ihre Wangen stürzten, stammelte sie: »Kapitän Shingler hat keine Möglichkeit gehabt, unsere Position durchzugeben. Die Funkverbindung riß schon eine halbe Stunde vor dem Absturz ab. Für die Kontrollstelle sind wir überfällig. Wir können für sie an jedem Punkt der Flugroute nieder gegangen sein.«
    Für eine halbe Ewigkeit war es still zwischen uns. Es war eine schreckliche, beklemmende Stille. Sie drang bis unter die Haut und schnürte den Atem ab. Ich glaubte für einen qualvollen Moment, ein grauenhafter Abgrund hätte sich vor mir aufgetan.
    »Wenn das die Passagiere erfahren«, stöhnte Steve Dillaggio neben mir, »gibt es eine zweite Katastrophe!« Er sprach das aus, was uns allen schlagartig bewußt wurde.
    Es war 17.22 Uhr. Achtundneunzig Minuten nach der schrecklichen Katastrophe. Zu diesem Zeitpunkt starb — unbemerkt von uns — Maureen Newton, ohne noch einmal aus ihrer tiefen Bewußtlosigkeit erwacht zu sein.
    ***
    Mallroy, der sich schnell erholt hatte, ging mit weit ausholenden Schritten neben mir. Ich sah ihn von der Seite an. »Ich möchte, daß Sie sich über eines im klaren sind, Mallroy. Versuchen Sie nicht zu fliehen! Ihre Chancen, allein aus der Wüste herauszukommen, sind gleich Null. Ich hoffe in Ihrem Interesse, daß Sie eine derartige Dummheit nicht begehen werden.«
    Mallroy sah mir mit einem versonnenen Lächeln ins Gesicht, dann sagte er: »Ich werde fliehen, Cotton! Und Sie werden mich nicht auf halten können.« Er sagte es mit einer Bestimmtheit, die seinen unumstößlichen Entschluß verriet.
    Ich sah Mallroy aufmerksam an, dann fragte ich ihn: »Warum haben Sie das Mädchen gerettet, Mallroy?«
    Sein Gesicht wurde verschlossen. »Hätten Sie es nicht getan, wenn Sie die Möglichkeit gehabt hätten?«
    »Ich habe Sie gefragt, Mallroy!«
    Der Mörder steckte die Hände in die Hosentäschen, während sich sein Gesicht verfinsterte. »Nehmen Sie von mir aus an, ich hätte es getan, um eine gute Tat zu begehen, bevor man mir Lebenslänglich verpaßt«, fügte er dann bitter hinzu.
    »Das war nicht der wahre Grund, Mallroy!« sagte ich.
    »Dann eben nicht!« Mallroy stieß den Fuß in den Staub, daß eine kleine Wolke an seinem zerrissenen Hosenbein emporstieg. In seinen Augen brannte plötzlich ein fanatisches Feuer. »Seitdem ich mit dem Vogel vom Himmel gefallen bin, weiß ich, daß ich leben will, Cotton! In Freiheit! Leben wie jeder andere auch. Ich habe diesen Wunsch in mir nie dringender verspürt als in diesem Augenblick. Darum habe ich Ihnen auch gesagt, daß ich fliehen werde.«
    Ich sah, wie ihn plötzlich die Erregung schüttelte. Seine Wangenknochen traten hart hervor.
    »Glauben Sie, daß das der einzige Weg für Sie ist?«
    »Ja, der letzte Weg! Die Flucht ins Leben!«
    »Hören Sie, Mallroy«, sagte ich ruhig. »Vergessen Sie nicht, daß die Leute, die über Sie zu Gericht sitzen werden, Menschen sind. Ich werde dafür sorgen, daß dem Gericht bekannt wird, wie Sie sich nach dem Absturz verhalten haben. Sie haben eine echte Chance. Ich meine es ernst, Mallroy. Ich habe Sie beobachtet, schon bei Ihrer Festnahme. Ich glaube nicht daran, daß Sie ein Mörder sind, daß Sie Ihre Frau vorsätzlich ermordet haben. Ich habe einen Blick für so etwas. Wenn es.aber Totschlag war, Mallroy, eine Handlung im Affekt, dann

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