Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
sah aber nicht billig aus.
»Ich kann sein Gesicht nicht sehen«, meinte Patterson.
»Er ist höchstens fünfunddreißig und trägt eine Sonnenbrille«, sagte Sheila. Sie beruhigte sich allmählich. »Warum gehst du'nicht hinunter? Du könntest ihn zur Rede stellen!«
»Was hätte das für einen Sinn?« fragte Patterson. »Er würde abstreiten, dir gefolgt zu sein.«
»Ich muß wissen, wer er ist und was er will. Los, geh ’runter und nimm ihn in die Mangel«, sagte Sheila, deren Stimme plötzlich wütend und entschlossen klang.
Patterson seufzte. Er knöpfte sich das Oberhemd zu und sagte: »Hoffentlich blamiere ich mich nicht, Honey.«
»Es ist ja nicht nötig, daß du ihn gleich anquatschst«, sagte das Girl. »Versuche herauszufinden, wo er wohnt und seit wann er in der Stadt ist.« Patterson trat vor den Spiegel und warf einen kurzen Blick hinein. Er grinste. Es machte ihm Spaß, in den Spiegel zu schauen. Patterson hielt sich für einen schönen und sehr begehrenswerten Mann. Er wußte, daß er den Frauen gefiel — sonst wäre es ihm wohl kaum gelungen, die aparte Sheila Lonesdale zu gewinnen.
Patterson war neunundzwanzig Jahre alt. Er hatte ein gleichmäßiges Gesicht, sehr weiße feste Zähne und weizenblondes kurzgeschnittenes Haar. An seinem athletischen Körper war kein Gramm Fett zuviel. Sein kantiges Kinn beeinträchtigte jedoch den Eindruck eines gut aussehenden Mannes ein wenig.
Er verließ das Zimmer und überquerte kurz darauf die Straße. Der Mann im nougatfarbenen Anzug setzte sich in Bewegung und ging die Main Street hinab. Er bog, gefolgt von Patterson, in die Reservation Street ein.
Patterson steckte sich eine Zigarette an. Verdammte Hitze! Bei dieser Temperatur jagte man nicht einmal einen Hund vor die Tür!
Der Mann im nougatfarbenen Anzug ging sehr langsam. In dieser Hitze war das ganz natürlich. Patterson holte ihn mit wenigen Schritten ein. Er legte dem Mann seine Hand auf die Schulter. »Hallo, Andy!« sagte er.
Der Mann blieb mit einem Ruck stehen. Er wandte sich um. »Hallo, Dick«, sagte er. »Freut mich, dich zu sehen! Trinken wir ein Bier zusammen?«
»Gute Idee«, nickte Patterson, der das Grinsen seines Gegenübers nicht erwiderte. »Gehen wir zu Haggart. Er hat die kühlste Kneipe weit und breit. Außerdem können wir uns dort ungestört unterhalten.«
Andy Glennon zog ein grünes Taschentuch aus dem Anzug. Er tupfte sich damit die schweißfeuchte Stirn ab. »Wie hältst du es nur in diesem Kaff aus?« fragte er.
»Als ob du das nicht genau wüßtest«, meinte Patterson ärgerlich.
Wenige Minuten später betraten sie Haggarts halbdunkle, von einer gut funktionierenden Klimaanlage gekühlte Kneipe. An der Theke herrschte eine Menge Betrieb, aber der Tisch, an dem die beiden Männer Platz nahmen, lag außer Hörweite. Der Lärm, den Haggarts Gäste verursachten, war Glennon und Patterson nur recht. Was sie zu besprechen hatten, war nicht für fremde Ohren bestimmt.
»Was treibst du in Escondido?« fragte Patterson barsch. »Warum spionierst du hinter mir her? Ich mag das nicht!«
»Es geht ja nicht um dich, Dick.«
»Sheila habe ich gut im Griff!«
»Reg dich nicht auf. Ich tue nur, was der Boß von mir verlangt«, sagte Glennon.
»Das ist nicht fair von ihm!« ereiferte sich Patterson. Er unterbrach sich, als der Wirt an ihren Tisch trat und nach ihren Wünschen fragte. Die Männer bestellten Bier. »Es ist nicht fair!« widerholte Patterson mürrisch. »Habe ich bis jetzt nicht gute Arbeit geleistet? Sheila ist mir auf den Leim gekrochen. Ich hübe das Girl fest in der Hand — und dos nach ganzen vier Wochen!«
Glennon grinste. »Der Boß kennt deine Qualitäten als Ladykiller«, sagte er. »Deshalb hat er dich ja auf die Kleine .ingesetzt. Anscheinend weiß er aber nicht genau, was er von deinen Eigenschaften als Geldverwalter halten soll.«
»Noch habe ich das Geld nicht.«
»Ich denke, die Puppe tanzt nach deiner Pfeife?«
»Das tut sie — aber du kannst nicht verlangen, daß sie mir schon nach vier Wochen das Versteck verrät.«
»Wie lange wirst du noch brauchen, um ihr das Geld abzuknöpfen?«
»Schwer zu sagen. Ein bis zwei Wochen, nehme ich an.«
Der Wirt brachte das Bier. Glennon bezahlte für beide. »Sie hat gemerkt, daß du ihr folgst«, erklärte Patterson, nachdem er sich einen tüchtigen Schluck genehmigt hatte. »Es hat sie verdammt nervös gemacht. Sie glaubt, daß du ein Bulle bist. Ich soll herausfinden, wie du heißt und woher du
Weitere Kostenlose Bücher