Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
gibt es Stärkere und Schwächere.«
»Auf die Dauer«, sagte ich, »ist das Böse niemals stärker. Es muß untergehen. Es zerfleischt sich selbst. Es sind die Geschwüre am gesunden Körper der Gesellschaft. Aber — man muß was tun gegen diese Pestbeulen. Sonst vermehren sie sich, breiten sich aus — und dann sind sie eines Tages wirklich stärker als das Gesunde und Gute.«
»Glaubst du an das, was du sagst?«
»Es ist meine Überzeugung. Ich habe mein Leben darauf gegründet.«
Er sah mich lange und nachdenklich an. »Jerry, du bist kein Handelsvertreter.«
»Auch ein Handelsvertreter kann diese Überzeugung haben.«
»Vielleicht. Aber du bist keiner. Du bist Polizist.«
Ich lächelte. »Du hast es erraten. Aber bitte, schweig darüber.«
Ich wandte mich an die drei Frauen, die mit staunenden Gesichtern jedes Wort gehört hatten. »Bitte, denkt daran. Ich bin Handelsvertreter. Und ich heiße nicht Jerry Cotton, sondern Allan Gordon.«
»Du bist nicht zufällig hier?« fragte Tante Helen.
»Doch. Ich wollte nichts weiter als euch besuchen. Aber ich bin in die Sache geraten, bevor ich euer Haus betrat. Kennt ihr einen Mann namens Lester Guide?«
Fred nickte. »Er ist vor fünf Jahren hierher gekommen, hat sich in unserer Stadt als Rechtsanwalt eingenistet. Ich halte ihn für einen üblen Burschen, Soviel ich weiß, hängt er dauernd mit Kider zusammen. Er ist dessen Rechtsberater. Wahrscheinlich sucht er die Lücken im Gesetz, die der Boß dann ausnutzt.«
»Guide ist tot.«
»Was?«
»Heute morgen haben ihn zwei Männer an Jerry Woods Tankstelle umgebracht. Wood mußte auch daran glauben. Und diese Löcher hier«, ich deutete auf meine Jacke und sah Irma an, »sind nicht unachtsam mit einer Zigarette gebrannt, sondern das Ergebnis eines Mordversuchs.«
»Aber…« Fred stotterte entsetzt. »Dann… dann müßtest du doch…«
»Keine Angst! Ich bin es wirklich. Es ist nicht mein Geist.«
Ich grinste. »Vor Jahren habe ich mal wie Jung Siegfried im Drachenblut gebadet. Seitdem bin ich unverwundbar.« Tante Helen schüttelte den Kopf. »Aber… Also, ich verstehe das nicht. Die Mörder müssen doch gemerkt haben, daß du…«
»Ich war bewußtlos, als sie auf mich schossen. Sie haben mich im Wald liegen lassen und halten mich für tot. Das gibt eine böse Überraschung, wenn ich vor den beiden auftauche. Vielleicht kennt ihr sie.« Ich beschrieb Kahlkopf und Teiggesicht.
Fred wußte sofort Bescheid. »Der Fette — das ist Saul Endemit. Den Kahlkopf nennen sie Fat Cat Myer. Sie gehören zu Kiders Mannschaft.« ’ »Sonderbar.«
»Wieso?«
»Nach allem, was ich bis jetzt gehört habe, dreht Kider seine Verbrechen immer so, daß sie wie Unfälle aussehen. Bei drei, beziehungsweise zwei Leichen aber muß sogar euer Sheriff was unternehmen.«
»Du wirst sehen, Jerry, auch diese Untersuchung verläuft im Sande. Es wird heißen, Guide und Wood haben sich gegenseitig umgebracht.«
»Trotzdem. Kider kennt bestimmt elegantere Methoden, um jemanden aus der Welt zu schaffen. Guide muß ihm lästig geworden sein. Weshalb?«
Fred zuckte die Achseln. »Das wird dir außer Kider niemand sagen können.«
»Dann werde ich ihn fragen.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Doch. Aber es hat noch Zeit. Erst soll sich der Kerl mal ein bißchen Gedanken über mich machen.« Ich trank mein Glas leer und legte die Hand darüber, als mir Irma erneut eingießen wollte. »Fred, du könntest mir einen Gefallen tun. Die beiden Mörder haben meinen Wagen mitgenommen. Er steht auf dem Marktplatz vor einem Bungalow. Ich möchte den Schlitten gern wieder haben.« Ich überlegte. »In der nächsten halben Stunde können Kiders Leute nicht hier sein. Und bis dahin sind wir zurück.«
»Dann schnell.«
***
Fred besaß einen viertürigen Buick Sedan. Wir fuhren durch den Wald, erreichten Meadville und kamen auf den Marktplatz. Mein Jaguar stand noch vor dem Bungalow. Er parkte Stoßstange an Stoßstange mit einem Sting Ray. Von dem Bungalow konnte ich nur das Dach und einen Teil der hellen Mauer sehen. Denn das Grundstück wurde von einer hohen Hecke umgeben, »Der rote Jaguar dort«, sagte ich.
»Toller Wagen!« Fred' fuhr langsam auf ihn zu. Als wir neben ihm waren und der Sedan hielt, hatte ich die Tür schon geöffnet. Ich sprang hinaus.
Wie vermutet — der Jaguar war abgeschlossen. Aber ich hatte den Zweitschlüssel in der Tasche. Während ich aufschlol.t und mich hinters. Lenkrad klemmte, achtete ich auf die
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