Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner
die noch was für mich tun können.«
»Ich nehme an, am meisten kann ich für Sie tun, wenn ich verschwinde oder krepiere.«
Er nahm die Spitze aus dem Mund und drehte die Zigarette tiefer hinein. »Irrtum. Ich habe was anderes mit Ihnen vor. Ich weiß nämlich, wer Sie sind.«
Für einen Moment fühlte ich ein kaltes Kribbeln auf dem Rückgrat. Jetzt war also meine Rolle geplatzt. Und als einzelner FBI-Mann hatte ich keine Aussicht mehr, Beweise zu sammeln und Ordnung zu schaffen.
»Okay, und was wollen Sie noch?«
»Sie sollen für mich arbeiten. Sie werden staunen, wie sich das lohnt.«
Moment! Hier stimmte was nicht. Ein solches Angebot wird keinem FBI-Mann gemacht.
Ich grinste. »Sie wissen, Kider, daß ich gestern abend Mabel Caine aus Ihrem Haus geholt habe. Könnte peinlich für Sie werden, wenn ich als Kronzeuge gegen Sie auftrete.«
Er wischte durch die Luft. »Beweisen läßt sich nichts. Aber, es stimmt schon. Unangenehm wäre es. Deshalb ziehe ich Sie auf meine Seite.«
»Sie meinen, ich werde hinterrücks umgelegt.«
Er schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Sie sind zu talentiert. Wenn Sie sich bei mir bewähren, machen wir beide großartige Geschäfte. Sie können in kurzer Zeit ein steinreicher Mann sein.«
»Hm, erzählen Sie erst' mal, was Sie über mich wissen?«
»Sie heißen Serge Linko, sind 36 Jahre alt, haben für Big Joe Bannermann, für die Neff-Gang und das Chicagoer Syndikat gearbeitet. Seit vier Jahren sind Sie selbständig. Als Killer. Für Sie spricht, daß Sie noch nie aufgefallen sind. Kein Verhör, keine Fingerabdrücke, keine Vorstrafen. Nun?«
Er sah mich fragend an.
Ich fühlte mich wie mit einem nassen Handtuch geohrfeigt. Von einem gewissen Serge Linko hatte ich gehört. Er war vor einem Vierteljahr bei einem Anlaß umgekommen, den das Schicksal nicht nur für Menschen seiner Sorte bereithält. Ein Kaufhausbrand in New York. 140 Tote. Darunter auch Linko. In Verdacht hatten wir ihn seit langem — insofern irrte sich Kider. Aber erwischt hatten wir Linko nie. Da er keine Verwandten besaß, war er in aller Stille beerdigt worden. Daß er sich unter den Opfern der Brandkatastrophe befand, wußte nur das FBI.
Ich nickte. »Stimmt alles. Jetzt möchte ich nur wissen, wer Ihnen das geflüstert hat?«
»Unter meinen Leuten ist einer, der Sie erkannt hat.«
Zum Teufel. Das war eine Mine, die verdammt schnell hochgehen konnte. Und ich wußte nicht mal, wo sie lag. »Und weiter?«
»Ich habe es schon gesagt, Linko: Kommen Sie zu mir. Zunächst tausend Dollar die Woche.«
Donnerwetter, dachte ich. So also sieht es in der ganz freien Wirtschaft aus.
»Und Ihre Figuren? Spencer und der Rote werden mich bei erster Gelegenheit von hinten perforieren.«
»Die beiden spucken Gift und Galle, Linko, das stimmt. Aber sie werden sich hüten, Sie auch nur schief anzusehen.« Er drückte den Rest seiner Lucky im Aschenbecher aus. »Also?«
Ich entschied mich innerhalb von Sekunden. Dabei wirbelten mir Dutzende von Gedanken durch den Kopf. Wenn das Ganze ein Bluff war und ich darauf hereinfiel, würde ich bald erledigt sein. Doch wenn nicht — dann bot sich Gelegenheit, Kider und seine Organisation zu zerschlagen.
Bluff? Es sah nicht so aus. Aber, wer zum Henker hatte mich mit Serge Linko verwechselt? Ein Freund des Toten? Ich wußte, wie Linko ausgesehen hatte. Wir ähnelten einander wie ein Maultier einem Elefant gleicht. Was steckte dahinter? Doch ein Bluff?
Mir kam eine Idee. Das Rätsel löste sie nicht, aber es war ein Garant für meine Gesundheit.
»Okay«, knurrte ich. »Tausend Dollar die Woche. Und: Außer Ihnen, Kider, hat mir niemand zu befehlen. Und — ich habe noch eine Bedingung: Die Leute hier erhalten ihr Geld zurück.«
»Die Caines?«
»Ja!«
»Warum!«
Ich grinste. Daß ich verwandt mit ihnen war, durfte ich nicht sagen. Denn auf Serge Linko traf das nicht zu. Also behauptete ich mit einer Geste in Richtung Küche: »Bin mit der Blonden so gut wie verlobt.«
Kider stand auf. »Tausend Dollar Wochenlohn ist verdammt viel Kies. Wenn du die Leute schmieren willst, zahl das Geld selbst zurück. Von meinen Einnahmen geht alles nur einen einzigen Weg. Merke dir das! Kein Cent rollt zurück. Im übrigen«, er grinste jetzt zum ersten Male, seit ich ihn kannte, »mit diesen Abgaben habe ich gar nichts zu tun. Wie du weißt, bin ich ein honoriger Geschäftsmann und kein Ausbeuter. Komm jetzt, Serge.«
Ohne ersichtlichen Grund war er zur vertraulichen
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