Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
»Selbstverständlich werde ich ihn zurechtweisen.«
Ich wehrte mit einer Handbewegung ab: »Ein Zwischenfall ohne Bedeutung.« Ich wandte mich Byron zu, der in seinem Sessel hing und kläglicher aussah als je zuvor. Bevor ich eine Frage stellen konnte, sagte Siloro. »Soll ich gehen, wenn Sie mit dem Verhör beginnen?«
»Das hängt von Mr. Byrons Wünschen ab.« Beide blickten wir den Round-World-Mann an. Er brauchte eine volle Minute, bis er sich die Entscheidung abrang. »Bitte, bleiben Sie!« stotterte er. »Wir können später weiter über den Vertrag reden.«
Siloro lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Vielen Dank!« sagte er. »Ich interessiere mich für spannende Geschichten. Sprachen Sie nicht von einem Mord, Mr. Cotton?«
»Kennen Sie Edward DeValk?« fragte ich Byron.
Er schüttelte schwach den Kopf. »Nein. Wer ist das?«
»Sie müssen fragen, wer er war. DeValk wurde vor ungefähr einer Stunde von einem Komplicen erschossen, nachdem er versucht hatte, der Round-World-Stewardeß Grace Biggart einen gewaltsamen Besuch abzustatten.«
»Wie fiel der Besuch aus?« erkundigte sich Siloro.
»Negativ! Ich platzte dazwischen. Leider rutschte mir DeValk aus den Fingern. Bevor ich zum zweiten Mal zugreifen konnte, verschloß sein Kumpan ihm den Mund.«
Byron zerrte sein Taschentuch aus seiner Brusttasche und fuhr sich damit über das Gesicht. »Was geht mich das an?« stieß er hervor. »Ich sagte Ihnen, daß ich DeValk nicht kenne. Ich werde Miß Biggart feuern, falls sie Umgang mit moralisch fragwürdigen Personen hatte.«
»DeValk war in Bangkok, als Brenda Hogland ermordet wurde. Er stand am Ausgang für das technische Personal, als Grace Biggart aus Rom zurückkam, und er sagte selbst, daß er auf sie wartete. Woher wußte der Mann, daß das Mädchen an Bord der Rom-New York-Maschine war? Sie planen den Einsatz des fliegenden Personals, Byron.«
»Sie verdächtigen mich, daß ich einem Gangster Informationen gebe?«
»Noch nicht! Aber Sie sind der Mann, der weiß, welche Route von welchen Leuten geflogen wird. Sie bestimmen es sogar. DeValk kann seine Informationen nur aus Ihrem Büro erhalten haben.«
»Ich lege die Einsatzpläne auch der ’ Geschäftsführung vor«, stotterte er. »Auch von dort kann etwas durchgesickert sein. Ich schreibe die Pläne nicht eigenhändig. Meine Sekretärin kennt ebenfalls die Einteilung. Sie kann einen Durchschlag mehr anfertigen, ohne daß ich es merke.«
»In Ordnung, Mr. Byron! Das FBI wird Ihre Sekretärin und Ihre Direktoren überprüfen, aber auch Sie selbst.«
»Das hört sich an, als säßen Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten, Rob«, sagte Siloro. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, G-man?«
»Selbstverständlich, aber Sie müssen damit rechnen, daß ich die Antwort verweigere.«
»Um welchen Einsatz geht es bei diesem Spiel? Ich weiß, daß zwei oder drei Mädchen der ,Round-World‘ ermordet wurden. Ich entnehme aus den Fragen, die sie Byron gestellt haben, daß Sie hinter diesen Morden eine Gang vermuten, aber Sie haben nichts darüber gesagt, aus welchem Gründe die Mädchen umgebracht wurden.«
»Ich kann Ihnen darauf nicht antworten, Mr. Siloro. Wir kennen den Grund nicht. Wenn wir erst einmal das Motiv herausgefunden haben, werden sich alle anderen Fragen von selbst klären.«
Siloro stand auf. »Sie verderben meinem Freund Byron zum zweitenmal das Geschäft. Ich sagte Ihnen schon in Bangkok, daß ich meine Kunden nicht mit den Maschinen einer Gesellschaft fliegen lassen will, bei der nicht alles hundertprozentig in Ordnung ist.« Er wandte sich an Byron. »Ich glaube, Robert, wir sollten unsere Gespräche zurückstellen, bis Mr. Cotton seinen Mädchenmörder, gefunden hat. Ich verspreche Ihnen, daß ich mit keinem anderen Partner bei der ,Round-World‘ verhandeln werde.« Er sah mich an und fragte. »Oder werden Sie Mr. Byron verhaften und kurzerhand einsperren?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das Gesetz erlaubt mir nur ein Verhör. Mr. Byron hat meine Fragen beantwortet. Würde ich ihn jetzt noch zwingen mitzukommen, so wäre das ein schwerer Verstoß gegen Bestimmungen unserer Verfassung.« Ich sah Byron an. »Oder haben Sie eine Erklärung abzugeben, Mr. Byron?«
»Nein!« stieß er hastig hervor. »Nein, ich habe nichts zu sagen.« Er schlug die Augen nieder und wich meinem Blick aus.
Rush Siloro und ich verließen das Haus gemeinsam.
»Kann ich Sie zu einem Drink einladen?« fragte er. »Ich möchte mit Ihnen
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