Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
bat, einen Beamten der Überwachungsabteilung herauszuschicken, der Byrons Villa beschatten sollte.
Ich zündete mir eine Zigarette an, setzte mich hinter das Steuer und wartete auf die Ankunft des Kollegen.
***
Die Bürozeit in der Zentralverwaltung der »Round-World-Airways« am Madison Square beginnt um neun Uhr. Noch wenige Minuten vor neun Uhr rollten die letzten Autos der Angestellten in die Kellergarage. Die Aufzüge wurden von Clerks und Stenotypistinnen umlagert.
Eine Viertelstunde nach neun Uhr rief Byrons Sekretärin die Empfangshosteß an. »Haben Sie eine Nachricht von Mr. Byron, warum er heute später kommt?«
Die Hosteß überprüfte den Notizblock. »Tut mir leid! Keine Nachricht von Mr. Byron.«
Die Sekretärin seufzte. »Verdammt, jetzt weiß ich nicht, ob ich es riskieren kann, mir die Fingernägel zu lackieren.« Fünf Minuten nach diesem Telefongespräch betrat der Verkehrspolizist Sam Varingan die Empfangshalle des Bürogebäudes. Seinen Anzeigenblock hielt er in der Hand. »Vor eurem Bau steht ein roter Mercury!« teilte er der Hosteß mit. »Ab neun Uhr ist das Parken in dieser Straße verboten. Eure Leute sollten es endlich begreifen. Holen Sie mir den Burschen heran, dem der Wagen gehört!«
Die Hosteß begleitete ihn auf die Straße. »Oh, es ist der Wagen von Mr. Byron!« Sie lief in die Halle zurück und rief die Sekretärin an. »Wo ist Ihr Chef? Sein Wagen steht in der Parkverbotszone. Ein Verkehrscop will eine Anzeige erstatten.«
»Ich habe Mr. Byron noch nicht gesehen. In seinem Büro war er auf jeden Fall noch nicht.«
Während die Hosteß nach Byron herumtelefonierte, inspizierte Sam Varingan den Wagen genauer. Das Seitenfenster war heruntergedreht. Der Polizeibeamte sah, daß der Schlüssel im Zündschloß steckte. Varingan zog ihn ab. Er ging um den Wagen herum. Irgend etwas erregte seinen Verdacht, ohne daß er selbst den Grund hätte nennen können. In ihm keimte die Vermutung, daß der Mercury gestohlen und später hier abgestellt worden war. Er wollte sich überzeugen, ob der Kofferraum ausgeräumt worden war, und er ging nach hinten, öffnete das Schloß mit dem Türschlüssel, der auch für das Kofferraumschloß paßte. Als er den Deckel anhob, sah er Robert Byrons Leiche.
***
Ich traf kurz vor zehn Uhr auf den Kollegen von der Überwachungsabteilung. »Du hast Glück, Jerry«, meldete er. »Während der ganzen Nacht kümmerte sich niemand um dieses Haus. Niemand wollte hinein. Niemand kam heraus.«
»Okay! Ich werde eine Gerichtserlaubnis für eine Haussuchung beantragen.«
Während ich in Richtung Hauptquartier fuhr, flackerte das Ruflicht der Funksprechanlage. Ich meldete mich. Der Chef selbst sprach mit mir. »Die City Police meldet die Ermordung Robert Byrons. Ein Verkehrspolizist entdeckte die Leiche im Kofferraum des eigenen Wagens vor dem Gebäude der Round-W orld-Verwaltung.«
Ich fuhr zum Madison Square. Polizeibeamte sperrten einen Teil der Straße ab und sorgten dafür, daß der Verkehr in Fluß blieb. Die Leitung der Mordkommission lag in den Händen eines jungen Inspektors, aber auch Inspektor Houston war zur Stelle. »Ich kam her, um mich nach Parallelen zu dem Mord in der 101. Straße umzusehen«, sagte er. »Dieser Mann war ebenso Angestellter der Fluggesellschaft wie das Mädchen, dem DeValks Besuch galt.«
Er hielt mir die Zigarettentasche hin.
Ich schüttelte den Kopf. »Mein Kollege ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Für ihn bestehen noch weniger Aussichten, eine Spur zu finden, als für mich. Sie töteten den Mann nicht im Wagen. Sie packten ihn erst in den Kofferraum, nachdem sie ihm eine Kugel in den Kopf gejagt hatten. Dann fuhren sie ihn vor den Eingang seiner Gesellschaft.« Er rieb sich das Kinn. »Finden Sie nicht, daß es aussieht, als wollten sie einen anderen warnen — jemanden, der ebenfalls für die ,Round-World‘ arbeitet?«
»Wie lange ist Byron tot? Was sagt der Arzt?«
»Er glaubt, daß Byron vor rund zwölf Stunden starb.«
»Also etwa um neun Uhr am Abend. Ich sah ihn kurz vorher. Schade, daß ich ihn nicht festnehmen konnte, er lebte noch, und wir wüßten vermutlich alles über die Mädchenmorde.«
Der Inspektor begleitete mich in Byrons Büro. Wir stießen auf eine verstörte Sekretärin, an deren Händen nur vier Fingernägel lackiert waren. Die Kontrolle des Schreibtisches ergab nichts von Bedeutung. Ich benutzte Byrons Telefon, um Grace Biggart anzurufen. Ihre Stimme klang, als sie sich meldete, noch
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