Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
welchen Routen fliegt.« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht besaß DeValk einen guten Freund bei der ›Round-World‹, der ihm eine Kopie des Einteilungsplanes verschaffte.«
»Genau das denke ich auch«, sagte ich.
Die Büros der Round-World-Zentralverwaltung waren geschlossen. Statt der hübschen Hosteß empfing mich ein mürrischer Nachtportier. Erst der Anblick des FBI-Ausweises machte ihn munter.
»Mr. Byron ist sicherlich nicht mehr im Büro«, beantwortete er meine Frage. Er rief an, aber niemand meldete sich.
»Beschaffen Sie mir seine Privatadresse!«
Aus einer Liste ergab sich, daß Byron in Cedarhurst wohnte. Die Adresse lautete Carvel Avenue 68.
Byrons Haus entpuppte sich als eine kleine weiße Villa. Vor dem Eingang parkte eine schwarze Cadillac-Limousine. Ein weinroter Mercury stand auf der Garagenzufahrt. Ich stoppte meinen Jaguar unmittelbar hinter dem Cadillac. Als die Bremsen anschlugen, sprang ein Mann aus dem Cadillac und kam auf mich zu. Ich stieg aus und ging ihm entgegen.
Der Mann trug eine Art Chauffeuruniform. Er mochte knapp dreißig Jahre alt sein. Er besaß das scharfgeschnittene Gesicht und die getönte Haut eines Südländers. »Irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte ich.
»Wer sind Sie?« blaffte er. Sein Akzent verriet, daß er in einer italienischen Familie aufgewachsen war.
»Ist das Ihr Revier, in dem sich niemand ohne Ihre Erlaubnis aufhalten darf?« fragte ich belustigt zurück. Er ging zum Heck des Cadillac'und untersuchte Stoßstange, Rückleuchten und Kofferraumdeckel. »Wenn Sie ihn angebeult haben, werden Sie es teuer bezahlen«, murmelte er drohend.
»Ich habe Ihren Schlitten nicht berührt, Mann.«
»Auf jeden Fall spürte ich den Stoß!« beharrte er.
»Sie haben geträumt, mein Junge!« Ich ließ ihn stehen und läutete an Byrons Wohnungstür. Er öffnete selbst. Wortlos starrte er mich an. Ich konnte riechen, daß er getrunken hatte.
»Ich möchte Sie sprechen, Mr. Byron.«
»Ich habe Besuch!« stieß er hervor.
»Vielleicht können Sie trotzdem zehn Minuten für mich abzweigen. Es ist wichtig.«
»Wichtig für Sie, aber nicht für mich!«
Ich schoß ihm eine Breitseite vor den Bug. »Da es sich um einen Mord handelt, Mr. Byron, kann ich Sie zum wichtigen Zeugen erklären und vom Fleck weg zum Verhör führen.«
Ich erzielte eine massive Wirkung, mit der ich selbst nicht gerechnet hatte. Er prallte zurück. Das Gesicht verfärbte sich. Die Augen quollen hervor. »Mord?« stammelte er. »Wer wurde ermordet?«
»Warum lassen Sie den G-man nicht hereinkommen?« rief eine sonore Männerstimme aus dem Wohnraum, dessen Tür offenstand. Gleich darauf erschien die Gestalt eines Mannes im Türrahmen. »Guten Abend…« sagte er. »Ich erkannte Ihre Stimme, G-man, aber ich erinnere mich nicht mehr an Ihren Namen.«
»Hallo! Sie sind Mr. Siloro, der Reisebüro-Besitzer.«
»Ihr Gedächtnis ist besser als meines. Wie war doch noch Ihr Name?«
»Jerry Cotton!« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Zum Teufel! Wie kann man einen so berühmten Namen vergessen.«
»Mr. Byron sagte mir, das Geschäft zwischen Ihnen und der ,Round-World‘ habe sich zerschlagen.«
Siloro legte eine Hand auf die Schulter des Personalchefs. »On, unser Freund Byron ist ein hartnäckiger Bursche. Er rief an und ließ nicht locker, bis ich versprach herzukommen und noch einmal mit ihm über einen Chartervertrag zu sprechen. He, Byron, wollen Sie dem G-man nicht auch ein Glas Ihres vorzüglichen Whiskys anbieten?«
Byron erwachte aus seiner Erstarrung. Mit unsicheren Bewegungen durchquerte er die Diele und führte uns in den Wohnraum. Als er die Hand hob, um mir einen Sessel anzubieten, fiel die Geste so matt aus, als bewege er Bleigewichte.
Auf dem Tisch standen Gläser, ein Eisbehälter und eine sehr alte Flasche Scotch. Der Reisebüro-Chef goß mir ein. »Ich bin sicher, daß Byron diese Flasche durch den Zoll geschmuggelt hat. Ich hoffe, das Zeug schmeckt trotzdem.«
»Gehört der Cadillac Ihnen?«
»Ja, aber warum fragen Sie?«
»Ihr Fahrer verdächtigte mich, ihn angestoßen zu haben.«
Siloro legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. Er zeigte dabei ein weißblitzendes Raubtiergebiß und die Narbe auf seiner linken Wange rötete sich leicht. »Sie müssen Ricca verzeihen. Er betrachtet den Cadillac als seine Braut. Wie die meisten Leute aus Sizilien macht ihn der Gedanke wild, jemand könne seine Braut berühren.« Er hob sein Glas.
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