Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
hoch und schleuderte ihn mit voller Wucht gegen mich. Ich duckte mich. Der Stuhl krachte gegen die Wand. DeValk warf sich herum und hetzte mit langen Sätzen aus der Tür.
Ich sauste ihm nach. Sein Vorsprung betrug nicht mehr als sieben oder acht Yard. Ich hatte ihn irgendwo auf dem Flur gefaßt, aber als ich aus der Apartmenttür sauste, krachten Schüsse. Ich ließ mich fallen, schlug eine Art Salto um meine Längsachse und landete in der Türnische zur gegenüberliegenden Wohnung. Es war eine verdammt knappe Deckung. Ich schob mich an der Tür hoch. Ich nahm an, daß DeValk eine zweite Waffe besaß und am Ende des Korridors auf eine Blöße lauerte.
Die Schüsse brachten das Haus auf die Beine. Irgendwo kreischte eine Frauenstimme: »Hilfe! Hilfe!« Ein Männerbaß brüllte: »Was ist los? Ruft die Polizei!« Irgendwo wurde eine Tür aufgerissen.
»Bleiben Sie in Deckung!« rief ich. »Das ist eine FBI-Anordnung!« Der Mann prallte zurück. Die Tür wurde zugeschmettert.
Grace Biggart erschien in der Türöffnung zu ihrer Wohnung. Sie hielt meinen 38er in der Hand. Ich bedeutete ihr, sich nicht auf den Korridor zu wagen, aber mir meine Kanone zuzuschieben. Sie legte die Waffe auf die Erde und gab ihr einen Stoß. Der 38er schlitterte über den Korridor bis vor meine Füße. Ich hob ihn auf, entsicherte und startete.
DeValk bot ich eine Chance, als ich aus der Türnische auftauchte, aber er nahm sie nicht wahr. Kein Schuß fiel, während ich in wilden Zickzacksätzen durch den Korridor raste. Ich erreichte das Treppenhaus, und jetzt begriff ich, warum DeValk nicht zum zweitenmal gefeuert hatte. Er lag vor der Tür zum Fahrstuhlschacht auf dem Gesicht. Unter seinem Körper sickerte ein dünnes Blutrinnsal hervor.
Mein Blick fiel auf die Leuchtskala des Lifts. Der Fahrstuhl setzte in dieser Sekunde im Erdgeschoß auf.
***
Falls DeValks Mörder den Lift benutzt hatte, war es unmöglich, ihn einzuholen. Ich rannte zurück zu Graces Apartment, schob sie aus dem Weg und riß die Gardine vom Fenster zurück.
Die 101. Straße lag vier Etagen tiefer unter mir. Ein wenig dämmerte es bereits. Autos und Menschen schoben sich in dichten Rudeln über Fahrbahn und Bürgersteige. Unter ihnen den Mann zu finden, der gerade das Haus verlassen hatte, war unmöglich.
Das Apartment besaß ein Telefon. Ich nahm den Hörer ab, wählte die Nummer des FBI und ließ mich mit der Einsatzleitung verbinden. Ich nannte die Adresse und bat, sie sollten die Mordkomission der City Police unterrichten. Grace stand, während ich telefonierte, neben mir. Ich glaube, sie spürte wenig Lust, sich auch nur um Daumenbreite von mir zu entfernen. Ich legte auf und grinste sie ein wenig an. »Sie erleben aufregende Sachen!« stellte ich fest. »Macht es Ihnen Spaß?«
Sie lächelte schwach. »Hat er auf Sie geschossen?«
»Das muß sich erst noch herausstellen. Auf jeden Fall hat jemand auf ihn geschossen.« Sie riß die Augen weit auf. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen? Haben Sie geschossen?«
»Nicht ich, sondern irgend jemand, der danach mit dem Lift nach unten fuhr. Ich fürchte, er konnte das Haus unangefochten verlassen. Im Erdgeschoß befinden sich keine Wohnungen. Vermutlich wurde er nicht einmal gesehen. Die Türen zum Lift bestehen aus Milchglas.« Ich zuckte die Achseln. »Wenn ihm nicht zufällig jemand begegnete, werden wir keine Beschreibung von DeValks Mörder bekommen?«
»Mörder?« wiederholte ,Grace entsetzt. Ich nickte; »Ja, er ist tot. Besser, Sie bleiben hier, bis die Mordkommission edngetroffen ist.«
Die Bewohner des Apartmenthauses hatten sich aus ihren Wohnungen gewagt. Das Treppenhaus war von Neugierigen blockiert. Ich verschaffte mir Platz. Neben DeValks Körper kniete ein junger Mann, der Arzt war und in dem Haus wohnte.
»Aussichtslos?« fragte ich. »Der Mann muß auf der Stelle tot gewesen sein«, bestätigte er.
Mit dem Lift kam von unten ein City-Polizist hoch. Ich zeigte ihm den FBI-Ausweis und sagte ihm, er solle die Neugierigen fernhalten, bis die Mordkommission ankäme. Ich inspizierte den Fahrstuhl, aber ich fand keine Hülsen. Entweder hatte der Schütze einen Trommelrevolver benutzt, .oder er hatte die Nerven besessen, die ausgeworfenen Hülsen aufzuheben.
Die Einsatzgruppe der Mordkommission erschien fünf Minuten später. Sie stand unter dem Kommando von Inspektor Houston, den ich von früherer Zusammenarbeit kannte. Ich setzte dem Inspektor auseinander, was sich ereignet hatte. Die
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