Jerry Cotton - 0543 - Das Todeslied der Kapuzenmaenner
zurück, als ich Capucine Yamas Messer vor die Füße warf.
»Meine Geduld ist erschöpft, Lazaro!« sagte ich scharf. »Sie sehen selber, was mit Ihren Leuten los ist. Ich bin kein Selbstmörder! Sobald wir in Santa Monica sind, steige ich aus. Verkaufen Sie Ihre verdammten Pläne meinetwegen an die Heilsarmee. Ich für meinen Teil will nichts mehr damit zu schaffen haben. Geben Sie mir Donevans Geld zurück, und ich bin noch heute aus Los Angeles verschwunden. Versuchen Sie sich mit meinem Chef zu engangieren. Mir soll es egal sein. Ich steige jedenfalls aus! Daß aus unserem Geschäft nichts geworden ist, dürfte Ihre alleinige Schuld sein. Sie hätten die Übergabe besser organisieren sollen, dann wären diese Pannen nicht passiert. Sie können von mir nicht auch noch erwarten, daß ich Ihnen die Kastanien aus dem Feuer hole.«
Lazaro Capucine saß mit versteinertem Gesicht da.
»Was gedenken Sie also zu tun, Shibell?« fragte er steif.
»Ich glaube mich deutlich genug ausgedrückt zu haben. Ich steige aus!«
»Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Glauben Sie, ich könnte Ihnen aus der, Westentasche die Anzahlung von einer halben Million zurückzahlen?«
»Das sind Ihre Sorgen!« antwortete ich.
»Wir können Sie auch über die Klinge springen lassen«, warf Geraghty warnend ein. »Ich denke an einen ermordeten Polizisten.«
Ich sah ihm starr in die Augen, dann sagte ich knapp: »Versuchen Sie es! Sie würden dann keinen Winkel auf dieser Erde finden, an dem Donevan Sie nicht erwischen würde.«
»Eure ewige Streiterei kann doch unser Problem nicht lösen«, bemerkte Sandra Thorn zaghaft. Sie sah mich aus ängstlichen Augen an. »Versucht doch eine Lösung zu finden, die allen Teilen gerecht wird.«
»Sie scheinen als einzige die wahre Situation zu erkennen, Miß Thorn«, sagte ich dankbar.
»Es ist nicht so einfach, wie Sie es sich vorstellen, Shibell«, versuchte Capucine mich zu überreden. »Wir werden mit der Jacht nicht in den Hafen einlaufen können. Die zertrümmerten Aufbauten würden Verdacht erregen und die Aufmerksamkeit unerwünschter Leute auf uns ziehen. Kapitän Murray wird in einer einsamen Bucht in den Pacific Palisades vor Anker gehen und uns mit dem Beiboot an Land setzen lassen. Die Anlegestelle ist unseren Leuten bekannt. Wir werden von dort abgeholt und fahren nach Los Angeles zurück.«
»Das ist nur ein Teil Ihrer Geschichte, Capucine«, knurrte ich. »Mich interessiert in erster Linie, wann Sie mir das Geld zurückgeben.«
Nun zeigte es sich, daß es richtig von mir war, alles auf eine Karte zu setzen. Capucine gab nach. »Ich werde Ihnen in Los Angeles die Pläne übergeben, Shibell. Aber nur unter einer Bedingung!« dämpfte er meine auf kommende Freude.
»Und die wäre?« fragte ich und erwartete von ihm einen geschickten Schachzug.
»Sie übernehmen im selben Moment die gesamte Verantwortung. Ich werde dann keinen Einfluß darauf nehmen, daß Sie unbeschadet nach New York zurückkommen. Akzeptieren Sie mein Angebot, Shibell?«
»Ich nehme an. Wo übergeben Sie mir die Pläne?« wollte icb dann wissen.
»Wenn wir in Los Angeles sind, gehen Sie ins Majestic zurück. Dort werde ich Sie anrufen. Ich hoffe, daß ich Ihnen dann sagen kann, wo wir uns treffen.«
»Ich gebe Ihnen in Los Angeles fünf Stunden Zeit, Capucine. Wenn Sie mir in diesem Zeitraum die Pläne nicht übergeben haben, komme ich und hole mir das Geld zurück!«
»Ich werde kommen, Shibell!« antwortete Lazaro, der plötzlich seine sanfte Stimme wiedergefunden hatte.
Seine Bereitwilligkeit hätte mir jedoch zu denken geben müssen. Als ich den Raum verließ, hatte ich einen entscheidenden Fehler begangen. Ich hätte unbedingt darauf kommen müssen; es handelte sich um einen der wichtigsten Faktoren überhaupt — den der echte Shibell wohl Colonel Bradley verschwiegen hatte, um seinen Plan zu vereiteln. — Einige Stunden später sollte sich mein Irrtum fürchterlich rächen.
***
Die Jacht war planmäßig in der Bucht nördlich des Ocean Parks eingelaufen. Für unser Unternehmen der denkbar günstigste Platz, den Kapitän Murray hatte aussuchen können. Er konnte die Carbonado zwar nur bis auf eine Meile an den Strand bringen, aber es war keine Schwierigkeit, mit dem Beiboot an Land zu kommen.
Ich hielt mich hinter' den zertrümmerten Aufbauten verborgen, als Phil von den beiden Gorillas ins Boot gebracht wurde. Dann folgten Ginger Rosko, Miß Thorn, Geraghty und der Albino.
Das Boot legte mit
Weitere Kostenlose Bücher